Mini and Me

Wochenbett: 5 Dinge, die ich beim zweiten Mal anders machen würde

„Und, bekommt ihr noch ein Baby?“, fragt mich S., die Chefin meiner KünstlerInnenagentur strahlend. Ich habe sie spontan besucht, um nach einer längeren Ich-bin-jetzt-Mama-Pause zu verkünden, dass ich wieder einsatzbereit bin. „Noch ein Baby? Ein Geschwisterchen für unsere Kleine wäre schon toll, aber ich denke, wir lassen uns da noch ein paar Jahre Zeit.“, antworte ich.

Abends, nachdem Mini eingeschlafen ist, liege ich wach und denke an meine Schwangerschaft: Ich habe es geliebt, schwanger zu sein. Die Geburt war ein unvergessliches Erlebnis, die Tage und Wochen danach eine Herausforderung. Ich erinnerte mich an ein Mittagessen vor ein paar Monaten, bei dem ich mit der schwangeren J. über meine Zeit im Spital und das Wochenbett spreche. Damals kamen mir mitten im Lokal plötzlich die Tränen. Als ich so wachliege und an die Decke starre, versuche ich festzumachen, was genau ich beim „nächsten“ Mal anders machen würde. Was hätte ich gerne früher gewusst?


1. Besuchsverbot: Ruhe in den ersten Tagen nach der Entbindung

Meine Tochter und ich verbrachten 5 Tage im Spital. Für jeden Tag war Besuch vorgesehen, meistens sogar mehrmals. Das würde ich nie, nie, nie wieder so machen.

Ich hätte egoistischer sein sollen: Ich bin Mutter geworden, mein Baby braucht mich und es braucht Ruhe. Die brauchen wir beide, dringend.

Sätze wie: „Person XY sollte aber schon ins Spital zu Besuch kommen, und nicht erst, wenn ihr daheim seid.“, würde ich nicht mehr gelten lassen. Sogar enge Freunde müssten sich gedulden. „Es geht jetzt um uns, und um niemand sonst.“, hätte ich lieber einmal zu oft sagen sollen, anstatt mit Ach und Krach in den fünf Tagen nur ein einziges Mal einen Besuch abzusagen.

2. Ein Einzelzimmer buchen, in dem der Papa auch schlafen kann

Ich brachte unsere Tochter mittels ungeplantem Kaiserschnitt zur Welt. Das erschwerte mir in den ersten Tagen Vieles: Es vergingen drei Tage, bis ich die Kleine mal nackt sah, ihre kleinen Schultern ansehen und streicheln konnte. Ich war körperlich am Anfang nicht einmal in der Lage, sie aus ihrer Spitals-Wiege zu heben.

Hätte ich vaginal entbunden – vielleicht würde das Privatzimmer mit „rooming in“ für Papa nun nicht auf dieser Liste stehen.

So aber wäre es eine enorme Erleichterung gewesen, physisch als auch psychisch, wenn er nicht nur tagsüber, sondern auch nachts in unserer Nähe gewesen wäre.

3. Wissen: Nein, es bleibt nicht für immer so!

In den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt hatte mich der Babyblues im Griff. Es galt, das Erlebte irgendwie zu verarbeiten und im Mamasein ansatzweise anzukommen. Wie die meisten anderen Mütter auch, war ich ständig vollkommen übermüdet.

Da ich beim ersten Baby klarerweise nicht auf diverse Vorerfahrungen zurückgreifen konnte, fragte ich mich: „Wird das nun für immer so sein? Keine Zeit für mich, nur übermüdet oder stillend?“

Ich wäre froh gewesen, wenn ich ganz genau gewusst hätte: Nein, wird es nicht. Du wirst wieder Zeit für dich haben. Du wirst die Zeit mit deinem Kind lieben. Du wirst wieder schlafen – zwar nicht durch-, aus- oder lang… aber ausreichend.

4. Das Neugeborene nicht wie einen Wanderpokal herumreichen

Jeder Mensch, der uns im Spital und kurz danach besuchen kam, nahm auch unser Baby in den Arm. In dem Moment störte mich das nicht.

Die Kleine schien sich, in den meisten Fällen, recht wohl zu fühlen. Mir fiel zwar auf, dass sie nachdem wir Besuch hatten, immer weinerlicher war als davor, aber ich schob das auf Müdigkeit oder ein schmerzendes Bäuchlein. (Nur einmal weinte sie sehr stark, als unser Besuch wieder gegangen war.)

Leider lernte ich erst einige Monate später, welch ungeheuren Stress das „Herumreichen“ und „Hutschen“ in fremden Armen bei Neugeborenen auslöst.

Man stelle sich vor: Dieser kleine Mensch ist fast blind, neu auf dieser Welt. Es ist kalt, die vertrauten Geräusche des Mutterleibes fehlen. Das Einzige, was ihm bleibt, ist der vertraute Geruch der Mutter und ihre Stimme.

Nun riecht es plötzlich auch noch fremd, schemenhaft bilden sich vor den Augen des Neugeborenen Umrisse ab, die es nicht kennt und auch die Stimme ist eine andere. Ausnahmezustand, Überlebensangst. Grauenhaft.

Auch, wenn ich damit vielleicht böse Blicke oder Kommentare wie „Aber geh, übertreib doch nicht so! Bei uns wurde es doch auch so gemacht!“ ernte, würde ich es bei unserem nächsten Baby anders machen.

Das verlinkte Video von Hebamme Erika Pichler lege ich euch ans Herz. Die 15 Minuten sind weise investiert.

5. Mich lieb haben!

Was ging ich streng mit mir ins Gericht. Meine Ansprüche an mich selbst waren so hoch, wie immer.

Aber als frisch gebackene Mutter sah ich mich mit einer komplett neuen Erlebniswelt konfrontiert. Mit so unendlich großer Verantwortung, mit so viel Liebe und so viel Angst: Dieses kleine Wesen braucht mich! Ich hatte das Gefühl, ich mache alles falsch.

Umarmungen von geliebten Menschen waren wichtig. Ich hätte mich selbst auch einmal mehr gedanklich umarmen sollen. Mir auf die Schulter klopfen und sagen: Du machst das super. Du gibst dein Bestes.

Du bist eine gute Mutter!


5 Mal Besserwissen im Nachhinein. Das sind natürlich meine ganz persönlichen Lehren, meine Gedanken. Jede Frau, jedes Baby und jede Geburt ist anders, einzigartig. Ich kenne einige Mütter, die der Besuch nach der Geburt im Spital zum Beispiel gar nicht stört, im Gegenteil.

Ich würde übrigens auch keine Babykleidung in Größe 50 oder so viele Stilloberteile mehr kaufen. Normale Shirts tun es meiner Erfahrung nach nämlich meistens auch. Aber diese Punkte gehören dann wohl doch zu einer anderen Liste…

Gibt es Dinge, die ihr anders machen würdet?

Wochenbett: 5 Dinge, die ich beim zweiten Mal anders machen würde (Tipps fürs Leben mit Neugeborenem)

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22 Antworten

  1. Ich kann deine Punkte seeeehr gut nachvollziehen. Wir haben uns damals eine eigene Hebamme und ein Einzelzimmer gegönnt, was ich unbedingt wieder so machen würde (falls ich wieder im KH entbinden würde).
    Beim 2. ist man, glaube ich, generell entspannter, weil man nicht mehr die perfektionistischen Ansprüche an sich selbst stellt.

    Es gibt viele Dinge, die ich beim 2. Kind anders machen würde, aber einen Punkt würde ich Neumamas besonders ans Herz legen:
    IMMER auch versuchen zu schlafen sobald das Baby schläft! Haushalt, waschen, Besucheusw sind sowas von unwichtig. Schaut auf Euch selbst und auf Euer Baby und lasst alles andere links liegen ;)

    1. Kann ich alles genau so unterschreiben, Sabine. :) „Schlafen wenn das Baby schläft“, ist ja so ein oft gehörter Satz und so viele Mamas echauffieren sich darüber. Nicht umsonst gibt es die Quote: „Schlafen wenn das Baby schläft? Dann putze ich auch, wenn das Baby putzt und koche, wenn das Baby kocht.“ Aber man kann tatsächlich alles aufschieben, hat alles nicht Priorität! Im hormonübersättigten Hirn der Neumama ist das allerdings scheinbar alles furchtbar wichtig. Auch hier bin ich gespannt, wie’s beim zweiten Kind ist.

  2. Mir kamen die Tränen als ich Deinen Artikel gelesen habe, ich habe mich wiedererkannt und ich würde auch einiges anders machen, obwohl wir ein Familienzimmer hatten und ein kurzer Besuch von engen Freunden erst am 5. Tag im Spital gestattet war (das Baby durfte aber keiner angreifen ?). Wie Du siehst, ich habe einiges von deiner Liste gemacht und trotzdem war es für mich eine schwere Zeit und ich würde noch einiges ändern, ich glaube, dass es vielen so geht und man es nie ganz „richtig“ machen kann. Aber das alles ist vorbei und uns gehts ja gut mit unseren Girls ?, das ist das wichtigste! LG

    1. Wow Mirela, vielen Dank für deine lieben und ehrlichen Worte. Manche Themen bleiben wohl einfach sensibel, auch wenn’s uns zum Glück gut geht mit unseren Mädels, wie du ja richtig sagst. :)

  3. Wow, toller Artikel und sowas von nachvollziehbar. Ich hab mir noch gar keine Gedanken gemacht, was ich anders machen würde. Nummer 2 hatten wir und das war so toll den Papa da zu haben….. Und Nummer 5, das nehme ich mir gerne mit, denn das sollte man machen, immer und immer wieder.

    Und weil man das nicht oft genug hören kann: Ich umarm dich jetzt gedanklich und sag dir, du bist eine tolle Frau und eine Wahnsinns-Mutter….

    1. Ach du Süße, danke für deine lieben Worte! <3 Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Ich weiß noch, dass es mir damals sogar geholfen hat, diese Dinge für den Artikel zu verbalisieren. Also, im Rahmen eines grundsätzlichen Verarbeitens der Geburt. War glaub ich wichtig. :) Familienzimmer ist denk ich das Beste! Ich bin da noch immer voll dafür! :) Mal sehen, wie die Liste bei einem potenziellen zweiten Kind aussehen würde... ;) Dickes Bussi, du Supermama!

  4. Liebe Jeannine! Ein wunderbarer Artikel, der mir aus dem Herzen spricht! Vor allem Nr 5 finde ich enorm wichtig. Außerdem bin ich der Meinung das Wichtigste das Wochenbett auch einzuhalten, ich hab mich sehr unter Druck gesetzt schon nach 3-4 Wochen „wieder die Alte“ zu sein. So ein Blödsinn. Mind. 6 Wochen, hat auch meine Hebamme gesagt, wenn nicht 8 Wochen sollte man sich wirklich extrem schonen. Falls es ein nächstes Mal geben sollte mach ich das ;) Alles Liebe, Karin

  5. Alles ganz, ganz, ganz richtig und danke für diesen Beitrag, der einem das Gefühl gibt: Und es geht anderen mamis DOCH genauso. Vor allem Punkt 5 lässt mich auch sechs Monate nach meiner Entbindung nicht los und beschäftigt mich auch im Hinblick auf mein restliches Leben.

  6. Oja. Beim 2. wird der Besuch wieder mit engste Familie- wenn überhaupt- sein. Aber das Herumgereiche mach ich nicht mehr mit. Mein kleiner Sohn hat damals die ganze Nacht durch geschrien. ( Die haben das Geschrei ja nachher nicht) er war total überfordert- und ich auch.

  7. Ein wundervoller Artikel der mich zu Tränen gerührt hat!! Schade dass ich ihn nicht gefunden hab als vor knapp 8 Wochen meine kleine zur Welt kam! Mir gings nämlich ganz genauso, vor allem der viele Besuch war eigentlich Wahnsinn!!
    Und Danke für Punkt 5, an das denkt man nicht ?

  8. Hi, ich verfolge schon einige deiner Berichte hier und bin vollkommen deiner Meinung.
    Wir bekommen im Februar unser 1. Kind und wenn wir jetzt schon sagen, was wir haben wollen und was nicht, dann müssen wir viel Kritik über uns ergehen lassen aber wir bleiben stark.

    Hab mich für ein Geburtshaus entschieden. Was haltet ihr davon?

  9. Sehr gute Punkte. Kann mich da nur anschließen. Ich würde noch hinzufügen, dass ich von Anfang an mehr auf mein Bauchgefühl und den Rhythmus von meinem Kind statt auf die Hebammen hören würde.
    Zum Beispiel: Stillen, wenn der Kleine Hunger hat und das gleich in „normaler“ Stillhaltung – nicht nach der Uhr und wisenschaftlich ausgeklüngelten, mir sehr unangenehmen Stillhaltungen.
    Und: Rausgehen von Anfang an, wenn man sich danach fühlt. Meine Hebamme hatte mir 2 Wochen lang davon abgeraten und ich habe mich gefühlt, wie ein eingesperrtes Tiert. Der erste Spaziergang im Sonnenschein war so befreiend und hat meiner und unserer Seele soooooo gut getan.

    :)

  10. Ich habe zwei Kinder zur Welt gebracht. Beide Male durfte nur Verwandschaft ersten Grades zu Besuch kommen.
    Bei meiner zweiten Geburt war ich mit einer Türkin auf dem Zimmer, die das Klischee mit der „türkischen Großfamilie“ voll ausgelebt hat. Und es hat mich sehr berührt, wie unterschiedlich wir mit dem Begriff Familie umgehen. Ein Baby, eine Geburt, ist nicht nur für die Eltern besonders sondern die ganze Familie trägt unheimlich viel Liebe für diesen Menschen im Herzen und wünscht sich nicht sehnlicher, als ihm diese zu schenken. Warum können wir, also ich, diese Gelegenheit nicht nutzen, um die Familie in der heutigen Zeit wieder enger zusammen zu holen und mit ihnen gemeinsam dieses großartige Ereignis zu feiern.
    Denn eines ist mir in den letzten vier Jahren auch klar geworden: ich wünsche mir dass meine Kinder eine große Familie haben, in der sie abgöttisch geliebt werden. Und nur ich kann die Tür dafür öffnen

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