Mini and Me

Kaiserschnitt: Wenn die Geburt anders verläuft als geplant

Ein Artikel in der neuen Ausgabe der „Eltern“ trägt den Titel „Sanfte Geburt – auch bei Kaiserschnitt“. Darin geht es um die Möglichkeit, als Mutter mit dem Neugeborenen auch direkt nach einer Entbindung via Kaiserschnitt zu kuscheln, sich kennenzulernen und die unglaublichen ersten Augenblicke, in denen ein ganzer Schwall an Bindungshormonen ausgeschüttet wird, voll auszukosten (siehe Bonding).

Ich war von dem Artikel, obwohl er nun wirklich nicht auf die Tränendrüse drückt, sehr berührt. Nicht zuletzt aufgrund der Wortmeldung einer Ärztin, die nicht nur die Wichtigkeit der ersten Momente unterstreicht, sondern auch beschreibt, welch negative Folgen es haben kann, wenn Mutter und Kind diese Momente nicht gemeinsam erleben: Das Kind leidet eher unter Anpassungsschwierigkeiten, die Mutter erholt sich langsamer von der OP, das Stillen kommt schlechter in Gang. Die Bindung zwischen Mama und Baby ist weniger eng, worunter auch die Kommunikation miteinander leidet.

Erst tat ich den Artikel als blödsinnig ab, wollte nicht weiter darüber nachdenken. Ich fühlte mich nicht angesprochen. Meine Gedanken drehten sich nur verärgert um die Frage, ob sich die Schreiberlinge überhaupt bewusst seien, was die Zeilen in betroffenen Frauen – in liebenden Müttern – auslösen würden. Und dann ließ ich das Erlebte Revue passieren…


(M)eine natürliche Wunschgeburt

Knapp 8 Monate hatte ich in der Schwangerschaft Zeit, mir die bevorstehende Geburt vor Augen zu führen. Ich verschlang massig Ratgeber, versuchte, nützliches Wissen von unnützem Firlefanz zu trennen. So erschien mir der Ratschlag, mir meine Geburt nicht im Vorhinein schon in jedem Detail vorzustellen, um dann nicht enttäuscht zu sein, wenn sie anders verliefe, durchaus plausibel.

Und insgeheim lief sie dann doch unzählige Male vor meinem geistigen Auge ab: Ich bekomme die Wehen, sie werden stärker, mein Mann und ich fahren ins Spital. Dort ertrage ich die Schmerzen voll freudiger Erwartung. Ich bin konzentriert, habe meinen Körper unter Kontrolle, und finde trotz mich überrollender Wehen immer wieder zu mir zurück. In den Wehenpausen entspanne ich, wechsle im Geburtsverlauf die Position – je nachdem, was mir gerade gut tut.

Ich unterstütze mein Kind so gut wie möglich auf seiner Reise in unsere Welt. Die Hebamme begleitet, fängt mich auf, gibt Sicherheit. Ich weiß instinktiv, was wann zu tun ist und nach einigen Stunden haben wir es geschafft. Mein Kind kommt auf natürliche Weise auf die Welt und wird auf meinen Körper gelegt. Wir kuscheln, riechen, spüren einander.

Willkommen in der Realität!

Meine Geburt war anders. Das Ergebnis war das größte Glück meines Lebens. Der Weg dorthin war steinig. Nach einigen turbulenten Stunden im Kreissaal erblickte meine Tochter mittels Notkaiserschnitt das Licht der Welt. Ihre ersten Kuscheleinheiten erlebte sie in den Armen ihres Papas.

Nach einer weiteren Stunde im OP rollte man mich ins Aufwachzimmer. Es war 23.00 Uhr. Da dort ab Mitternacht nichts mehr geht, hatte ich in den ersten Stunden nach der Geburt nur ein paar Minuten mit meiner Tochter, bevor das Licht ausging und wir die Nacht getrennt voneinander verbringen mussten. Sie kam ins Kinderzimmer, mein Mann fuhr nach Hause. Vorschriften.

Erst am Morgen des nächsten Tages wurde ich in ein „normales“ Zimmer verlegt und unser Kind mir gebracht. So wusste ich in meiner ersten Nacht als Mutter zwar, dass ich ein Kind zur Welt gebracht hatte… aber so richtig bewusst fühlen konnte ich es noch nicht. Zu weit weg war meine Kleine.

Über Wochen hatte ich mit dem Gefühl zu kämpfen, unsere Tochter nicht richtig in der Welt willkommen geheißen zu haben. Es fiel mir schwer, den Verlauf der Geburt und der Stunden danach zu verarbeiten. Ich fühlte mich um eine wichtige und einzigartige Erfahrung beraubt. So stellte sich bald der Babyblues ein und dauerte über die angeblich normalen zwei Wochen an. Ich empfand ihn als sehr heftig.

Während meiner Recherche fand ich heraus, dass unvorstellbar viele Frauen das Erlebnis der Geburt, wenn es nicht verlief, wie sie es sich gewünscht hatten, auch nach Jahren noch nicht verarbeitet haben. (An dieser Stelle empfehle ich diesen Artikel von Andrea Harmonika.) Wenn ein Kaiserschnitt nicht gewollt ist, aber sein muss, kann das tiefe Wunden hinterlassen. Was will ich nun also?

ICH habe mein Kind zur Welt gebracht!

Dieser Artikel soll Mut machen. Ja, ich hatte mir eine natürliche Geburt gewünscht, ohne Schmerzmittel und mit meiner Hebamme. Und obwohl der Arzt erst einlenkte, als nichts mehr ging, hatte ich lange das Gefühl, etwas nicht „geschafft“ zu haben. Mittlerweile habe ich erkannt, dass, auch wenn ich Hilfe hatte, doch ich mein Kind auf die Welt gebracht habe. Ich habe es geschafft! Mit Hilfe, aber ich habe es geschafft. Wir sind aus diesem Erlebnis gestärkt und wohlauf herausgegangen. Meine Tochter, bereit für die Welt; und ich als Mutter.

Auch wenn es manchmal weh tat, hatten die Stimmen, die mich mit „Hauptsache gesund!“ anfangs wütend machten, recht. Es ist die Hauptsache. Wir wurden durch den Kaiserschnitt keines einzigartigen Erlebnisses beraubt. Wir haben nicht irgendeine Geburt als Zuseher erlebt. Wir waren nicht nur dabei, sondern mitten drin. Unsere Geburt war etwas Einzigartiges, etwas Besonderes. An ihrem Ende lernte ich den Sinn meines Lebens kennen.

Hab ich etwas verpasst? Ich denke schon.

Ich behaupte nicht, dass uns Frauen nicht etwas entgeht, wenn wir nicht diejenigen sind, die unser Kind in Empfang nehmen können. Das kann ich nämlich selbst nicht glauben… Ich bin nach wie vor der Meinung, etwas verpasst zu haben.

Die eingangs erwähnte „sanfte Geburt trotz Kaiserschnitt“ ist etwas, das ich allen mittels Sectio entbindenden Frauen von Herzen wünsche. Als liebende Mutter weiß ich aber auch, dass meine Tochter viel wichtiger ist, als ich. Sie hatte diese unwiederbringlichen, wundervollen ersten Momente mit ihrem Papa. Und diese unendliche Dankbarkeit, diese einzigartige Erfahrung, möchte ich ihm um nichts in der Welt nehmen.


War die Geburt eurer Kinder, wie ihr es euch gewünscht habt?

 Hattet ihr einen Notkaiserschnitt? Wie habt ihr das Erlebte verarbeitet?

Foto © Julia Spicker Photography

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31 Antworten

  1. Hi,

    schön, wie Du schreibst. Ich habe bei meiner ersten Geburt ähnliches erlebt. Hatte sogar eine Hausgeburt geplant und dann endete alles im Kaiserschnitt.
    Ob dieser wirklich nötig war, oder nicht, vermag ich nicht zu sagen. Nach langem Hin- und Her kam unser zweites Kind sogar mittels geplantem Kaiserschnitt zur Welt.
    Und natülrich ist es das wichtigste, daß unsere Kinder gesund sind. Aber wir Mütter sind auch wichtig. Wenn ich höre, egal, wie Du geboren hast, hauptsache Dein Kind ist gesund, dann fühle ich mich nicht ernst genommen. Es ist aber nicht der Kaiserschnitt, der schmerzt, sondern oft ist es der Kontrollverlust, oft sind es Übergriffe und Interventionen, die ungefragt durchgeführt werden und die Geburt in einer Weise beeinflussen, die schließlich einen Kaiserschnitt erforderlich macht.
    Deshalb finde ich es nicht egal, wie ich geboren habe. Nicht egal für mich als Mutter, aber auch für das Kind. Das soll nicht heißen, daß man ein schlechtes Gewissen haben sollte, sondern daß Frau aus der Geburtserfahrung lernen kann.
    Ich habe nach der zweiten Geburt für mich entschieden, daß ich keinen weiteren Kaiserschnitt haben möchte. Ich habe viel gelesen und mir eine super gute Hebamme gesucht. Ich habe sämliche Interventionen vermieden, die Geburtsklinik sorgfältig ausgewählt usw.
    Dann kam unser 3. Kind auf natürlichem Weg zur Welt. Der Weg dahin war nicht leicht und ich habe auch eine ganze Portion Glück gehabt.
    Was mir vor allem gehilfen hat, war das Buch „Meine Wunschgeburt-Selbstbestimmt gebären nach Kaiserschnitt“.
    Da standen so viele hilfreiche Tipps drin und ich konnte mich super gut vorbreiten und wusste, worauf es ankommt.

    Ich wünsche Dir noch eine wundervolle Kuschelzeit mit Deinem Baby.

    1. Liebe Sina, danke für deinen Kommentar! Alles was du sagst, unterschreibe ich sofort. Oft fehlt das Einfühlungsvermögen von Außen. Wenn das Gegenüber, dem man sich anvertraut, nicht ähnliche Erfahrungen gemacht hat, dann ist die Situation der Mutter nur schwer vorstellbar. Ist ja auch ein ganz eigenes Gefühl, nicht? Genau wie du sagst: Dieser Kontrollverlust, dieses „Zusehen“, Machtlosigkeit. Dahin sind all die Vorstellungen, die man sich monatelang machte. Die Gedanken, die Vorgänge, die man durchdachte immer und immer wieder. Ich denke auch, dass es genau diese Dinge sind, die man verarbeiten muss. Nicht der Kaiserschnitt an sich, sondern die Geschehnisse, die damit einher gehen. Was mir geholfen hat, war die Einsicht, dass er in meinem Fall wirklich notwendig war, da das Köpfchen meiner Tochter etwas schief lag und so nichts mehr ging. Ich finde es wunderbar, dass du beim dritten Kind sozusagen deine „Wunschgeburt“ hattest, das freut mich sehr für dich! Ich bin gespannt, wie unsere Gesichtet weiter geschrieben wird. In der Zwischenzeit leben und lieben wir zu dritt, und das ist gut so. :) Vielen Dank auch für den Buchtipp, das kling spannend und ich werde hineinblättern. Alles Liebe!

  2. Ich hatte das große Glück meine Kinder im Geburtshaus und zu Hause zu bekommen.
    Ich glaube fest daran das es nicht egal ist wie man in diese Welt kommt.
    Allerdings lässt es sich nicht immer so gestalten wie wir uns dies vorstellen. Meine Hausgeburtshebamme hat schon viele Frauen nach einem Kaiserschnitt betreut und begleitet.
    Ich glaube, diese Form eines Traumas ist in unserer Gesellschaft wenig bekannt.
    Und wenn du das Gefühl hast da fehlt dir etwas. Dann lass‘ dich begleiten.
    Meine Kinder sind auch stets vom Papa aufgefangen worden und er hat sie zunächst gehalten. Das ist für dein Kind bestimmt auch genau richtig gewesen.

    Alles Liebe
    Nina

    1. Danke für deinen Kommentar und deine wunderbaren Worte, Nina! Ich denke auch, dass im Falle einer zweiten Schwangerschaft die Betreuung ganz wichtig wäre. Ein paar Monate nach der Geburt meiner Tochter hat mir der Film „Meine Narbe“ sehr geholfen. Er kam genau zur richtigen Zeit, nämlich als ich dauernd über den Verlauf der Geburt nachgedacht und schon mit dem Gedanken gespielt habe, diesbezüglich mit einer Psychotherapeutin zu sprechen. Die Erfahrungen der anderen Frauen erzählt zu bekommen, hat mir gezeigt, dass ich nicht alleine bin mit meinen Gefühlen. Viele der Erzählungen, der verschwommenen Erinnerungen, waren genau wie meine eigenen. Nach dem Film ging’s mir besser. Das zweite Kind auf natürlichem Weg zu gebären wäre wundervoll. Ich denke aber, dass, auch wenn es wieder anders sein sollte, wir unseren Weg finden werden. Und Papa würde sich denke ich, auch freuen, unseren Nachwuchs in Empfang zu nehmen. Ganz wie du sagst, würde es ihm oder ihr sicher auch gefallen. Danke nochmal! Alles Liebe, Jeannine

  3. Ich les deinen Artikel erst jetzt (nachdem ich das Interview für nächste Woche eingeplant hab am Blog!!), und ich kann dir das sooo gut nachfühlen!! Ich weiß nicht ob du meinen Geburtsbericht gelesen hast am Blog, da hab ich eh sehr lange darüber geschrieben, aber bei mir endete es nach mehreren Tagen Wehen und Einleitung leider auch im Notkaiserschnitt… und ich fand mich auch super vorbereitet, hab auf mich und meinen Körper vertraut, und war schon sehr enttäuscht, das es dann nicht geklappt hat! Manchmal bin ich das noch, also ich denke das begleitet einen einfach ewig… ich durfte meinen Kleinen gleich nach dem Kaiserschnitt auf der Brust halten, dann kam er zum Papa, der bei ihm war bis ich wieder im Zimmer war – und dann hat er die Nacht auf mir verbracht, Haut an Haut. Das war also echt schön und ich bin meinem Spital ewig dankbar, das das alles so möglich war, ich denke das hat uns viel gebracht!! Bzgl einer zweiten Geburt bin ich auch schon sehr gespannt, ich werd auch mal in das Buch hineinschmökern das schon weiter oben erwähnt wurde. Alles Liebe, Ulli

    1. Da muss ich ja gleich zu deinem Blog huschen und nachlesen, bisher bin ich noch nicht über deinen Bericht gestolpert. Danke fürs Teilen deiner Erfahrungen, es ist sooo schön zu lesen, dass du deinen Sohn trotz Kaiserschnitt selbst „in Empfang“ nehmen durftest. Ich kam erst später auf den Gedanken, dass ich mich auch einfach hätte wehren können, im Spital. Also, gegen diese beschissenen Vorschriften wehren meine ich. Dann dachte ich aber wieder dran, wie schwach ich war – fast im Halbschlaf die ganze Zeit und geistig überhaupt nicht da. Da wusste ich wieder, warum ich mich damals nicht querlegen konnte bzw. gar nicht daran dachte. Es ist einiges nicht so gelaufen, wie es hätte sein sollen, aber wir beide wurden fünf Tage nach der Geburt gesund nach Hause entlassen und wie im Artikel schon erwähnt, ist das für mich im Nachhinein gesehen wirklich alles, was zählt.

  4. Bei mir endete vor 5 Wochen auch alles im Notkaiserschnitt. Leider durfte mein Mann dann auch nicht dabei sein und er bekam ihn erste eine halbe Stunde später zu halten. Ich bekam meinen Sohn dann erst zweieinhalb Stunden später auf die Brust gelegt. Mir ist auch klar, dass das alles nötig war, aber mich beschäftigt schon, dass unser Sohn am Anfang niemanden von uns hatte und quasi allein in die Welt startete. Ich finde auch man sollte den Vätern die Wahl lassen, ob sie trotz Intubation der Mutter beim Kaiserschnitt dabei sein wollen…
    Auf jeden Fall ist das sehr treffend und schön geschrieben liebe Jeaninne!
    Alles Liebe Sophia

    1. Puuuh, und alles noch so frisch… Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen und ich hoffe, ihr habt jetzt viel Zeit zum Kuscheln! Und natürlich hoffe ich, dass es euch gut geht! Ich war so unsicher in den ersten Monaten, hab mir eben Sorgen gemacht, dass die Bindung zwischen Mama und Baby nicht so stark sein könnte, weil ich die ersten Stunden komplett verpasst hab. Weil sie die erste Nacht, 7 Stunden lang, ohne Mama oder Papa war. Ich darf gar nicht zu lang dran denken, macht mich jetzt noch traurig. Sie ist nun knapp 1,5 Jahre alt und wir sind uns so unglaublich nahe… also bin ich mittlerweile beruhigter. Ich kann nicht feststellen, dass diese Trennung in den ersten Stunden eine Trennung zu einem späteren Zeitpunkt bewirkt hatte. Zumindest nicht bis jetzt und ich hoffe, das bleibt so. :)

  5. Die Geburt unseres Sohnes und sogar die Zeit im KH könnte fast 1:1 unsere sein. Erst 1 Jahr danach konnte ich über die Geburt reden ohne, dass mir die Tränen kamen. Solche Berichte werden mich trotzdem ewig berühren, weil es einfach ein extrem emotionaler und großer Einschnitt im Leben einer Frau ist.
    Ich empfehle meinen erstgebärenden Freundinnen jetzt immer sich mit dem Thema Kaisetschnitt vor der Geburt auseinander zu setzen auch wenn im vorhinein nichts auf eine Kaiserschnittgeburt hindeutet. Dann ist man vielleicht etwas weniger schockiert, wenns doch nötig ist… und wenn nicht, umso besser :)

    1. So geht’s mir auch, ich könnt auch jedesmal losheulen. Das ist einfach eine so prägende Erfahrung, das kann man emotional nicht einfach ausklammern. Auch was das Thema Kaiserschnitt angeht bin ich ganz deiner Meinung. Ich hätte mich auch viel eingehender informieren sollen! Allein das Wissen, dass ein KS für mich nicht infrage kommt, hatte zur Folge, dass ich sehr wenig über den Eingriff wusste. Hätte ich mich informiert, wäre das für die ohnehin schon extrem angespannte Psyche vielleicht zumindest eine kleine Hilfe gewesen.

  6. Hallo. Ich hatte zwar das glück, natürlich entbinden zu können, jedoch bin ich nur knapp dem notkaiserschnitt entgangen. Dafür hatte ich einen mega Dammschnitt, eine saugglockengeburt und der arzt hat sich auf meinen bauch geschmissen, um meine tochter „herauszudrücken“.
    Nach der geburt hätte ich mir einen Kaiserschnitt gewunschen… da ich diese ganze „tortur“ nicht so schnell verarbeiten konnte. Mittlerweile habe ich meinen Frieden damit gefunden.
    Ich glaube, dass es sehr selten zu „traumgeburten“ wie aus dem buch kommt und jede geburt erst mal von der frisch gebackenen mama verarbeitet werden muss!
    Es ist nämlich eine großartige leistung ein kind zur welt zu bringen. Egal wie!!!!

    1. Danke dass du deine Geburtsstory geteilt hast, Stefanie! Du hast meinen größten Respekt – es war sicher nicht einfach, das Erlebnis zu verarbeiten. Bei mir hat’s auch lang gedauert und teilweise grüble ich noch immer kurz oder erinnre mich zurück an das, was da eigentlich vor sich ging. Aber ich denke, das ist normal. Schließlich denkt man vermutlich immer mal wieder über die Geburt seiner Kinder nach, als Mama. :)

  7. Hm,da kommen Erinnerungen hoch,die eigentlich für immer schön sein sollten.
    Lag nach 3 Einleitungen 24 Stunden in den Wehen- im Abstand von 2 Minuten. Schlief dazwischen vor Erschöpfung immer wieder ein.Ich dachte immer: es hat alles einen Sinn bald ist sie da!
    Doch um kurz vor 2 Uhr früh, ging auf einmal alles ganz schnell.Die Hebamme sagte dass sich nichts mehr tut,ein OP Team warte auf mich,ein Kaiserschnitt wäre jetzt angesagt. Los gings,Katheder gelegt und auf dem Weg in den OP noch schnell alles unterschreiben.Durchgelesen? Nö.. Meinen Mann irgendwo auf dem Gang verloren.. Ich habe Schmerzen und auch Angst..
    PDA und mein Mann kam durch die Tür. Das war beruhigend, ich dachte er dürfte nicht.
    Der Arzt sagte dass es nun etwas Ruckeln würde und dann Geflüster: Nabelschnur um den Hals,nicht mit Kopf im Becken… Ich lauschte und hörte dann ein Schreien..Sie war nun da.Kurz gezeigt,ich ohne Brille und Linsen nichts gesehen…Mein Mann ging mit und ich lag da.Überfordert mit meinen Gedanken,wurde genäht und nicht mehr beachtet.Dann gings in einen Überwachungsraum,da ich nur noch zitterte…wahrscheinlich weil mein Körper keine Kraft mehr hatte und ich mein Baby vermisste.
    2 Stunden später kam ich ins Zimmer,Schwestern und Hebamme und mein Mann mit unserer Tochtet erwarteten mich.Sie wurde mir auf die Brust gelegt und mein zittern war weg…denn nun war ich angekommen.

    Vielleicht bin ich deswegen etwas klammernder als andere Mütter,vielleicht weil mir einfach diese ersten intensiven Momente genommen wurden und ich mich schlecht fühlte dass ich nicht gleich da war.

    Im Endeffekt war der Kaiserschnitt die einzige Option, um unser Liebstes auf die Welt zu bringen und somit die richtige Entscheidung ❤

    1. Liebe Nici, ich kann so vieles so gut nachempfinden von dem, was du da beschreibst. Das vor Erschöpfung immer wieder Einschlafen, das Zittern, das gar nicht wirklich da Sein. Auch ich erklär mir mein Langzeitstillen und zeitweiliges „Klammern“ an meiner Tochter durch den Notkaiserschnitt. Aber wer weiß, vielleicht wären wir auch ohne solche Glucken geworden, hehe… ;) <3

  8. Wunderbar geschrieben.
    Ich habe mein Sohn Zuhause geboren und wir hatten eine sehr schöne Geburt. Doch dann mussten wir zwei Tage danach wegen einer Infektion ins Krankenhaus. Wir wurden getrennt und das hat Spuren hinterlassen… Mein Sohn hat viel geweint. Jetzt ist er ein Jahr alt und wir sind sehr eng.
    Ich habe noch lange dran klappern müssen aber in gewisser Weise hat mich diese Erfahrung auch zu der Mutter gemacht die ich jetzt bin. Wer weiß ob ich sonst so zum Tragen, langem stillen etc gekommen wäre wenn ich nicht unbedingt diese schmerzhafte Zeit aufholen hätte wollen?

    1. Danke liebe Hannah! Ich freu ich, dass ihr so eine wunderbare Geburt hattet – daheim gebären stelle ich mir ganz wunderbar vor! Tut mir leid, dass es danach so doof lief, mit dem Krankenhausaufenthalt. Was das „Aufholen der schmerzhaften Zeit“ angeht, kann ich mir schon gut vorstellen, dass sie mit zu dieser sehr bindungsorientierten Mutterschaft beigetragen hat. Es ist bei mir ähnlich! :)

  9. Ich hatte so eine “ neumodische“ ks Geburt. Und ich bin so dankbar? Das es in einer der drei Kliniken bei mir in der nähe so gemacht wird. Ich habe ein paar sekunden nach dem ersten schrei meinen schatz in ein bonding tuch auf die brust bekommen. Auch in dem aufwachraum hatte ich, mann und kind bei mir. ( dort haben wir das erste mal gestillt )Allein die Vorstellung nach dem ks alleine im op zu bleiben schmerz mich sehr und ich bewunder alle frauen die das mit würde meistern! Ich bin so dankbar diesen harmonischen ks gehabt zu haben und habe meine Geburt als wunderschön in Erinnerung

    1. Liebe Ina, wie wundervoll zu lesen, dass du mit deinem Liebling trotz Kaiserschnitt kuscheln konntest! Das ist so wertvoll! Ich hoffe, bald wird wo immer es irgendwie möglich ist, das Bonding zwischen Mama und Kind sofort nach der OP ermöglicht. :)

  10. Bei uns begann alles um 6 Uhr früh und um 7 Uhr früh bekam ich unseren Schatz per Notkaiserschnitt zur Welt. Der Kaiserschnitt an sich war für mich nicht das Problem. Unser Schatz wurde auf eine andere Station in einem anderen Haus des Spitals gebracht und ich lernte ihn sechs Stunden nach unsere Geburt kennen. Ich durfte ihn für eine halbe Stunde besuchen. Dann fuhr ich mit dem Sitzwagen zurück in mein Zimmer. Ich war gefühlte Luchtjahre von ihm entfernt. Dort verbracht e ich allein die NachtDas ging eine Woche so. An einem der fünf Tage dürfte ich gar nicht zu ihm. Es war das schlimmste in meinem Leben. Der Grund für unsere Trennung war, es gab kein integratives Zimmer, wo wir beide betreut werden hätten können. Zum Glück war mein Mann in all den Stunden bei ihm. Was das für eine Mutter bedeutet, muss ich wohl nicht ausführen. Ich leide heute noch unter dieser Trennung. Wir haben jetzt eine tolle Beziehung und unser kündbar glücklich und gesund. Ich schreib hier auch nur, weil ich hoffe, dass es jemand liest und in Zukunft mehr in Integrationszimmer investiert wird, denn es ist die beste Investition- in unsere Zukunft!

    1. Liebe Vanessa, danke für deine Zeilen hier! Es tut mir so leid zu lesen, wie unglaublich schwer euer Start war! Und ja, ich hoffe auch sehr, dass hier vielleicht jemand mitliest, der womöglich irgendwo die richtigen Knöpfe drücken kann. Falls aber nicht oder um die Chancen darauf zu erhöhen: Hättest du Interesse daran, ausführlicher über deine Erfahrungen zu berichten? Wenn ja, melde dich bitte per Mail bei mir (mail@mini-and-me.com) und erzähl mir ein bisschen mehr. Vielleicht bringen wir ein Interview zusammen, das ich auf dem Blog veröffentlichen kann. So erreichen wir sicher mehr Leute. Alles Liebe, ich hoffe du liest mein Kommentar!

  11. Liebe Jeannine,

    Vielen Dank für deinen Artikel. Unser Sohn ist vor knapp einem Jahr auf sehr ähnliche Art auf die Welt gekommen. Ich hatte eine Bilderbuch-Schwangerschaft, alles war in Ordnung und ich habe mich bis zuletzt wohl gefühlt. Dann ist eines Freitag Morgens die Fruchtblase geplatzt, Wehen kamen erst 24 Stunden später so richtig. Über Stunden, aber es ging nicht effektiv weiter. Ich hatte sehr starke Schmerzen, keine Kraft mehr und die Herztöne vom Kleinen sind immer während der Wehen stark abgefallen.
    Als dann Samstag Abend die Entscheidung zum Kaiserschnitt getroffen wurde, war es für mich in der Situation in Ordnung. Ich hatte eine sehr gute private Hebamme, mit der ich im Vorgespräch ausgemacht hatte, dass ein Kaiserschnitt nur bei medizinischer Notwendigkeit gemacht wird und es war klar, dass es so eine ist. Ausserdem stand ich schon ziemlich unter Medikamenten.
    Jedenfalls wurde unser Zwerg geholt, wie sich heraus gestellt hat, wäre es anders gar nicht gegangen. Er hatte die Nabelschnur zwei mal um den Hals und um beide Arme gewickelt. Und als wäre das nicht genug, war er auch ein Sternenguckerbaby. Ich bin heute heilfroh, dass es ihm gut geht und er ein sehr kräftiges und gesundes Kind ist. Im OP hat es damals ewig gedauert, bis er da war, es wurde gewerkt und gemacht, und ich konnte ihn so lang nicht schreien hören. Noch heute ertrage ich den Gedanken kaum. Und dieses Gefühl, als ich ihn endlich, endlich gehört habe. Sein Papa hat dann noch den Rest der Nabelschnur durchgeschnitten, das hab ich aber nicht mitbekommen und erst Monate später erfahren. Während ich zu genäht wurde, gat mir die Hebamme unseren Kleinen kurz neben den Kopf gelegt, ich konnte ihn sehen und hallo sagen, aber dann wurde er schon wieder weg genommen. Er hatte am Anfang Schwierigkeiten zu atmen und musste auf die Kinderstation um noch Sauerstoff zu bekommen und kontrolliert zu werden. Da ich so unter Medikamenten stand, war es zuerst ok und ich habe ein paar Stunden geschlafen, aber der Morgen war unerträglich. Ich hatte Schmerzen, konnte mich nicht bewegen, mein Kind irgendwo weit weg, ganz neu auf der Welt, alles ist hell, kalt, laut und ich kann ihn nicht beschützen. Diesen Gedanken werde ich bis heute nicht los.
    Als er dann endlich bei mir war, ging es besser. Ich konnte stillen, wir haben bis zum nach Hause gehen mehr oder weniger durchgehend gekuschelt und bis heute schläft er fast nur, wenn ich neben ihm bin.
    Ich fand den Film „Meine Narbe“ auch hilfreich, aber noch mehr hat mir das Bindungsbad geholfen. Das kann ich nur weiterempfehlen (den Tipp habe ich übrigens von einer Mama aus „Meine Narbe“ bekommen).
    Jetzt, ein Jahr später, habe ich noch immer Phasen, in denen ich unserer Geburt nachtrauere. Gar nicht so sehr der „normalen Geburt“, eher dem drumherum. Dem Moment in dem mir mein Kind auf die Brust gelegt wird, in dem die Anspannung der letzten Stunden abfällt und man sich einfach anschaut, kennenlernt, kuschelt, den Moment genießt. Zumindest stelle ich mir das so vor. Ich verarbeite immer mal wieder ein Stück und durchs erzählen (so wie hier – danke) scheint es jedes mal ein kleines bisschen besser zu werden. Trotzdem überlege ich, mir psychische Hilfe zu holen, da es nach einem Jahr doch noch regelmäßig Thema ist, mir Bauchschmerzen verursacht und mich immer wieder zim weinen bringt.
    Danke nochmal für deinen Artikel und viel Kraft für alle, die sowas erlebt haben. Tragt eure Narbe mit Stolz, sie hat eine Verbindung zum größten Wunder auf dieser Welt. Hier ist Leben entstanden und das habt ihr vollbracht! Nicht der Arzt, sondern jede einzelne von euch!

    1. Liebe Carina, wow, mir fehlen wirklich die Worte. Einerseits, weil ich dir so dankbar bin dafür, dass du so viel Zeit ins Tippen dieser Zeilen investiert hast. Andererseits, weil du hier diese einzigartigen Erfahrungen mit uns teilst.. und außerdem, weil ich jeden deiner Sätze genau so unterschreiben könnte. Danke dir dafür! Ich kann sehr gut nachempfinden, was du da schilderst und sehe mich in sehr vielem selbst. Bei mir war es so, dass ich eigentlich den Entschluss gefasst hatte, mir psychologische Hilfe zu holen. Eben mit dem Verdacht, dass ich eigentlich eine Postnatale Depression hatte, gleich nach der Schwangerschaft. Dabei ging es dann auch gar nicht mehr – genau wie bei dir – um die Notwendigkeit des Kaiserschnitts an sich, sondern genau so um das Drumherum. Und um die Erfahrung der absoluten Hilflosigkeit. Dieses „Ausgeliefertsein“, nur zusehen und hoffen können. Und die Tatsache, dass ich nicht da war; nicht bei ihr, von Anfang an. Dass sie allein war, die erste Nacht. Das tut mir heute noch weh. Der Film „Die Narbe“ war es dann, der mich auf ganz seltsame Weise „erlöst“ hat. Den anderen Frauen zuzuhören war heilsam für mich. So ging es mir von einem auf den anderen Tag wesentlich besser und es fiel mir leichter, mit dem Erlebten umzugehen. Wenn du das Gefühl hast, da noch etwas nicht aufgearbeitet zu haben, würde ich definitiv mit jemandem drüber reden. Also mit jemandem, der sich auskennt. Ich wünsch dir alles Liebe und hoffe, dass du dich bald ganz mit dem Erlebten versöhnen kannst! Alles Liebe!

  12. Liebe Jeannine, in meinem Bauch sind bereits zwei Jungs herangewachsen. Der eine 2012, spontan, durch meinen Körper geboren. Ich fand es zwar nicht schön, es war eine Naturgewalt. Eine Frau unter Geburt ist eben nicht geschäftsfähig… Auf die zweite Geburt, die vor 18 Wochen stattfand, habe ich mich besser vorbereitet. Habe diese Idee eines „wunschgeburtes“ nie verstanden. Natur ist Natur, da gibt es nix zu wünschen. Höchstens hoffen, dass alles möglichst gut wird. Die bessere Vorbereitung mündete nun auch in einem Kaiserschnitt. Allerdings unter pda, wach, etwas dusselig und unter Anwesenheit meines Mannes. Bonding danach fand statt und ich habe das Baby trotz funktionsuntüchtiger Beine nicht aus dem Arm gegeben. Und siehe da, ich hatte nun auch mit dem „schade eigentlich“ Gefühl zu kämpfen. Es verblasste mit der Zeit. Mama ist Mama, die Mama definiert sich nicht durch Entbindung, sondern über viel mehr, was danach kommt. Wir sind mamas, egal wie das Baby in unsere Arme kam.

  13. Auch wenn dieser Artikel jetzt schon super alt ist, möchte ich gerne etwas dazu sagen..
    Ich habe im Januar durch einen Notkaiserschnitt meine Tochter auf die Welt gebracht. 5 Wochen zu früh, mit 2120g und 45 cm. Ich hatte eine schwere Praeklampsie, welche eine Woche zuvor im Spital nicht ganz ernst genommen wurde und ich nach einer Nacht überwachung wieder nach Hause geschickt wurde. Im Nachhinein ist man drauf gekommen das sich schon seit der letzten Untersuchung beim FA im Dezember nicht mehr recht viel an Gewicht und Größe getan hatte. Als die Ärzte dann die Werte mit denen vom ersten KH Aufenthalt verglichen, ging das ganze ziemlich flott. Man sagte mir, sie würde die Wehen nicht überleben, dafür wäre sie zu schwach. Um 22:00 wurde ich noch zum CTG geholt, um 00:58 kam dann meine Tochter auf die Welt. Man sagte mir schon vorher das sie aufgrund ihres Gewichtes und der Unterversorgung sofort untersucht werden müsste und ich sie somit nur kurz sehen könnte. Nachdem sie Atemschwierigkeiten hatte und der erste Schrei sehr lange auf sich warten ließ, konnte ich nur aus dem Augenwinkel zusehen wie die Ärzte sie untersuchten. Eine Minute konnte ich sie dann sehen und ein wenig begrüßen, dann war sie weg. Sie kam sofort in den Inkubator. Mein Mann war noch einige Stunden bei ihr während ich auf der Intensiv lag. Im Laufe des Vormittags durfte mein Mann sie auf seine Brust legen. Aufgrund meines schlechten Zustandes durfte ich meine Tochter erst am späten Nachmittag sehen. Eine Stunde, danach musste ich wieder auf meine Station. Für mich war das der Horror, ich wollte doch einfach nur bei meinem Kind sein auf das ich so lange gewartet habe. Zwei Tage lang durfte ich nur unter Begleitung zu meiner Tochter. Ich fühle mich bis heute, als hätte ich es nicht geschafft mein Kind auf die Welt zu bringen. „Hauptsache gesund“ stimmt zwar, trotzdem fühle ich mich um meine Anfangszeit beraubt. Bonding fand bei uns leidet gar nicht statt. Ich liebe meine Tochter über alles und ich glaube das unsere Bindung super ist, aber mir hat einfach so viel gefehlt bei dieser Geburt und der Zeit danach..

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