Erstveröffentlicht am 5.6.2018
Wenn dein Kleinkind haut, dann musst du doch irgendwie deine Grenzen klarmachen, oder? Ich sage: Nein, musst du nicht. Lass mich erklären. Eine Einladung zum Gedankenexperiment.
So viele Kleinkinder drücken ihre Aggressionen körperlich aus. Sie beißen, hauen, kratzen, treten. Wir wissen heute, dass sie das tun, da das Hirn noch über keine andere Impulskontrolle verfügt. Da sind Wut, Trauer, Frust… und das muss raus.
Den Weg wählt das Kind nicht bewusst – er „passiert“.
Nun sind wir uns hoffentlich einig, wenn ich sage, dass weder Zurückhauen, noch dem Kind die Schuld an den Gefühlen des Erwachsenen geben („Das macht Mama traurig!“) gangbare Lösungen sind. Wenn ich nun weiter sage, dass wir Eltern auch hier liebevoll begleiten sollten – denn nochmal: Das Kind kann nicht anders! – tauchen schon die ersten Fragen auf. Es ist so unglaublich schwer, weil Aggression in unserer Gesellschaft verpönt ist. Dieser Tatsache Schulden wir auch, dass die meisten von uns so unfähig sind, selbst mit ihr umzugehen. Wir haben es nicht gelernt. Dank der gängigen Erziehung blieb uns das verwehrt. Aggression gilt als etwas „Böses“. Als etwas, das man nicht haben will… eine ungesunde Einstellung.
In der Not deines Kindes geht es nicht um dich!
Eltern sagen oftmals, wenn ich vom „Begleiten“ und „Worte geben“ spreche: „Aber ich muss meinem Kind schon zeigen, dass ich das nicht will! Ich halte es und sage ernst und deutlich Nein!“ Das kann man machen, es hat jedoch nichts mit liebevollem Begleiten zu tun. Und mir geht es darum, dass uns als Eltern das bewusst wird, damit wir informierte Entscheidungen hinsichtlich unseres eigenen Verhaltens treffen können: Das deutliche „Nein!“ oder auch ein „Hör auf!“ der Erwachsenen ist egoistisch angesichts der Tatsache, dass das Kind sich in einer Notsituation befindet. Nochmal: Es handelt nicht bewusst, sondern aus einer Not heraus. Fokussiere ich mich als Erwachsener nun lediglich auf das Klarmachen meiner Grenzen, geht’s jedoch plötzlich um mich: den Elternteil, und darum, wie er sich fühlt und was er will. Es geht nicht mehr primär darum, das Kind zu unterstützen, Worte für seine Gefühle zu finden und es auch in diesem Wutanfall zu begleiten. Der Punkt ist: Grenzen aufzuzeigen ändert nichts an der Not des Kindes.
Kindliches Schlagen, Kratzen, Beißen hat mit der Gewalt, die du verurteilst, gar nichts zu tun.
Liest du diese Zeilen, denkst du dir vielleicht: „Aber ich muss meinem Kind doch klarmachen, dass ich das nicht will!“ Dann erscheint es dir womöglich sinnvoll, nicht direkt in, sondern nach so einer Szene mit dem Kind zu reden. Ich glaube mittlerweile jedoch, dass auch das nicht unbedingt sinnvoll ist. Denn was passiert, ist folgendes: Das Kind tickt bei der nächsten Gelegenheit wieder aus, haut und kratzt wieder… wie das nunmal so ist, in der „Trotzphase“. Und noch bevor es wieder ganz bewusst ist, fühlt es sich schon richtig schlecht. Denn es weiß ja nun: Es hat etwas getan, das du nicht willst, und es weiß auch, dass es nicht anders konnte. Es hat dir wehgetan und dich vielleicht traurig gemacht. Merkst du, dass es wieder um dich geht? Und nicht um die Not des Kindes? „Oh nein, ich habe alles kaputt gemacht! Und dabei wollte ich das gar nicht! Ich will nicht, dass du böse auf mich bist! Aber ich weiß doch auch nicht,….“ Schluchzender O-Ton einer nicht mal Vierjährigen. Schlecht, klein und falsch fühlen ist da vorprogrammiert.
Welches Ich sucht das Gespräch?
Grundsätzlich zu thematisieren, wie Wut sich anfühlen, was man tun oder lassen kann – natürlich kann man das machen. Und auch erklären, was man selbst möchte und was man nicht zulässt. Aber es kommt ganz entscheidend auf das WIE an: Hast du eine Unterhaltung, teilst du dich mit? Ist es ein Austausch, ein Miteinanderreden und bist du offen für die Eindrücke und Erfahrungen deines Kindes? Bist du interessiert an seinem Erleben? Oder beschämst du dein Kind und stellst dich als Opfer dar, das ja so arm ist und dessen Grenzen nicht gewahrt werden, wenn dein kleines Kind hinhaut? Ist zweites der Fall, lade ich dich ein, zu überprüfen, ob du gerade wirklich als der Erwachsene sprichst, der sein Kind liebt und bestmöglich begleiten will und auch seine Not in der Ausnahmesituation sieht… oder ob da doch eher dein kindliches, gekränktes Ich spricht, das glaubt, jetzt Mal „Klartext“ reden zu müssen.
Vorleben reicht aus!
Ich verstehe, vielen Eltern ist es wichtig, dieses Verhalten ihres Kindes mit dem Kind zu besprechen. Und es ist ja schon wunderbar, wenn es uns gelingt, das in Ruhe zu tun. Also mit bedacht, ohne Schuldzuweisungen oder das Kind zu schmälern, in einer entspannten Minute. Ich glaube aber mittlerweile in der Tat, dass auch das nicht nötig ist, sondern es wirklich „nur“ darum geht, das Kind in der Situation zu begleiten, wenn es langsam lernt, immer besser mit seinen Emotionen umzugehen. Diesen Lernprozess des Gehirns kann ich mit Worten nicht beschleunigen.
Ich bin davon überzeugt, dass es völlig ausreicht, auch hier vorzuleben. Vorzuleben
- wie wir selbst Konflikte lösen
- wie wir unsere Wut bändigen
- wie wir mit unseren Aggressionen umgehen.
Sollten wir bei diesen Gedanken feststellen, dass wir selbst manchmal Kastentüren zuschlagen, die Tasche in die Ecke knallen, aufstampfen wie Rumpelstilzchen, laut in den Polster schreien,… gerade dann sollten wir umso mehr Verständnis für unsere Kinder aufbringen.
Unser Hirn wäre ja theoretisch schon imstande dazu, anders zu tun. Ist es aber offenbar nicht immer. Wieso gehen wir dann mit Kindern so streng ins Gericht? Wieso erwarten wir hier – wie so oft – Funktionieren, wo wir selbst es doch nicht tun? Es geht nicht darum, unangenehme Gefühle zu unterdrücken, sondern einen konstruktiven Umgang damit zu erlernen. Und hier brauchen uns unsere Kinder, um ihnen zu zeigen, wie das geht.
Nachtrag // Was ich ganz bewusst betonen will: Es geht in diesem ganzen Artikel um ein schlagendes Kind und einen Erwachsenen. Nicht um einen Vorschlag, was zu tun oder zu lassen ist, wenn das Kind andere Kinder haut.
Es geht nicht darum, unangenehme Gefühle zu unterdrücken, sondern einen konstruktiven Umgang damit zu erlernen. Und hier brauchen uns unsere Kinder, um ihnen zu zeigen, wie das geht.
Komm wieder ins Vertrauen!
Ich möchte dich hier ganz bewusst ins Vertrauen holen. Erinnern an den Glauben daran, dass dein Kind nichts gegen dich tut, sondern immer nur für sich. Daran, dass dieser Schritt notwendig ist für seine Entwicklung und diese schwierigen Situationen entsprechend temporär sind. Dein Kind wird andere Wege finden. Und ich will aufzeigen, dass bei jedem Erklären des eigenen Standpunktes, bei jedem Halten und „Nein!“ sagen… die Angst die Zügel hält.
Ich glaube ich weiß, was du nun denkst. Und ich bitte dich, für einen kurzen Moment zumindest: Hinterfrage dein „Was? Na also ich lass mich doch sicher nicht hauen! Ich bin doch nicht blöd! Niemand darf mich hauen!“ Denn ich glaube, diese Meinung gründet nicht im Leben mit Kind. Du hast sie dir lange vorher angeeignet. Und bisher hat sie auch gepasst. Jetzt tut sie das nicht mehr.
3 Arten zu reagieren nach Jesper Juul
Jesper Juul beschreibt in seinem Buch „Aggression“ drei Wege, wie Eltern aufs hauende Kind reagieren können. Im ersten Fall sagt der Elternteil „Das macht mich traurig“, womit wir die Verantwortung für unser Wohlbefinden auf unser Kleinkind übertragen. Eine Last, die kein Kind tragen müssen sollte. Oftmals befindet sich hinter derlei Aussagen nicht einmal ein echtes Gefühl, sondern sie haben das Ziel der unmittelbaren Verhaltensänderung. Macht dich das Hauen wirklich, ehrlich traurig, so gilt es für dich als Elternteil, dir dein eigenes Großwerden anzusehen und zu erforschen, warum dieser unkontrollierte Ausdruck deines Kindes diese so starken Gefühle in dir auslöst.
Der zweite Weg, den Juul beschreibt, ist jener, dem ich mich in dem Artikel gewidmet habe. Der Elternteil sagt „Ich will das nicht“, und zeigt seine persönlichen Grenzen auf. Hier gibt Juul eben zu bedenken, dass es sich einzig um das Befinden des Erwachsenen dreht – nicht um das des Kindes. Reagieren wir so, lernen Kinder etwas über uns, nicht aber über sich und ihre Emotionen.
Natürlich können wir Eltern also so reagieren, aber wenn wir sehen, dass wir bei Juuls dritter Variante unser Kind in seinen starken Gefühlen an die Hand nehmen und als Leuchtturm den Weg leuchten, wollen wir vielleicht darauf verzichten oder zumindest – nachdem wir unsere Grenzen abgesteckt haben – entsprechend agieren: Bei der dritten Variante benennt der Elternteil die kindlichen Gefühle: „Ich sehe, du bist wütend/enttäuscht/traurig.“ Ich kann dann versuchen, dem, was gerade passiert ist, Worte zu geben. Wir helfen unseren Kindern so dabei, zu verstehen, was da gerade in ihnen ist und geben ihnen eben, wie gesagt, Worte, die sie selbst gebrauchen können, um genau das immer besser auszudrücken.
Kindliches Hauen ist nicht „Gewalt“
Ich glaube, wenn wir die Beziehung zu unseren Kindern mit Liebe und bewusst gestalten, müssen wir nicht einmal hier, in so herausfordernden Situationen, Grenzen aufzeigen. Wir müssen nicht uns selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern können sogar jetzt das Kind sehen, das uns gerade braucht.
Dass Gewalt nicht toll ist, kriegt das Kind mit, wenn wir es vorleben. Ich halte es aber für essentiell zu erkennen, dass ein schlagendes, kratzendes Kind in einem völlig natürlichen und entwicklungsbedingten Wutanfall nicht gewalttätig ist. Nicht in dem Sinn, den wir sonst verstehen, wenn wir von Gewalt reden.
Dein Kind wird andere Wege der Impulskontrolle erlernen. Wir dürfen auch hier begleiten.
Lass los. Öffne dein Herz, stell das Gelernte hinten an.
Meine Gedanken. Was denkst du?
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65 Antworten
Hallo :),
Ich glaube das es hier ganz auf das Kind und die Situation ankommt. Woran liegt es, dass mein Kind schlägt? Ist es reiner Trotz und das Kind weiß wirklich nicht wohin mit seinem Gefühlen, dann empfinde ich ihren Artikel als richtig. Hier kann ich mein Kind begleiten und weiß es wird andere Wege finden. In Situationen wo mein Kind bewusst seine Grenzen austestet und mich beim hauen auch noch angrinst und lacht, muss es mir erlaubt sein zu sagen auch einmal zu sagen das ich nicht geschlagen werden möchte.
Liebe Grüße
Ich glaube tatsächlich, dass es immer Gründe gibt. Zu wenig Aufmerksamkeit, Stress, überfordert,wütend sein…. kein Kind macht das mit bewusster Absicht, bzw. weil es „böse“ ist. Es steckt immer dahinter. Aus welchem Grund sollte uns unser eigenes Kind aus bösem Willen hauen? Das macht für mich keinen Sinn. Hinterfrage einfach, und schau dir den Tag / die Situation an und die allgemeine Stimmung.
Den hilfesuchenden Eltern meiner jungen Patienten rate ich durchaus das gezeigte Verhalten zu validieren, ihre eigenen dadurch entstehenden Gefühle sollten sie dennoch nicht verbergen. Für das erlernen von Empathie und perspektivenübernahme ist dies unerlässlich. Denn Empathie ist nicht angeboren!
Ich halte diesen Artikel für sehr problematisch. Es werden mehrere Ansätze vermischt. Ich arbeite als Pädagogin im Kindergarten und eine meiner Hauptaufgaben ist das liebevolle Begleiten, wie es auch in dem Artikel angesprochen wird. Ich stimme auch zu, dass Kinder oft nicht anders können, aber das bedeutet auch, dass mit dem Kind andere Handlungsmuster erarbeitet werden sollten. Das wird in dem Artikel auch vorgeschlagen. Soweit so gut.
Das Problem besteht darin, dass es nicht richtig ist, dem Kind zu vermitteln, dass schlagen, hauen, kratzen gesellschaftsfähige Verhaltensformen sind. Und ein Kind dass die Mama und den Papa hauen darf haut auch seine Spielkameraden, und genau hier liegt das Problem. „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“ (Kant). Wenn nämlich alle Kinder von ihren Eltern vermittelt bekommen würden, dass Hauen ok ist, dann gilt bald das Recht des Stärkeren. Die Kinder werden in diesem Fall dann nicht von den Eltern unterdrückt sondern andere Kinder müssen sich der Autotität von den schlagenden und beißenden unterordnen. Also ich habe gute Erfahrungen damit mit Kindern die schlagen, hauen oder kratzen die Situationen zu gemeinsam zu besprechen und Handlungsalternativen zu finden. Wenn Kinder darauf vorbereitet sind, und gemeinsam Alternativen gefunden werden – und die Kinder sind da oft sehr viel kreativer als Erwachsene- dann gelingt es ihnen meist bei der nächsten Situation diese anzuwenden. Die klare Message dahinter ist aber: Es ist nicht ok jemand anderem wehzutun. Auch nicht Mama oder Papa. Und was ist das für ein Frauenbild? In einer der Antworten weiter unten wird klar betont es geht nicht darum andere Kinder zu hauen, sondern „nur“ die Mama? Welches Bild von Frauen wollen wir unserern Kindern mitgeben?
Danke für deinen Kommentar! Ich bin total deiner Meinung bzw habe ein ähnliches pädagogisches Verständnis und mache damit ebenso gute Erfahrungen.
Ganz grundsätzlich ist doch bedingungslose Liebe das Fundament bzw. der Schlüssel für eine gesunde Entwicklung der Kinder. Bei allem anderen sollte man sich einfach mal locker machen, aufhören für jede Situation die perfekte Lösung zu finden und stattdessen öfter auf die eigene Intuition vertrauen. Fehler sind dabei erlaubt, ja sogar erwünscht !
Also ich seh das etwas anderst ja die Kinder dürfen wütend sein und traurig und zornig und sollen auch lernen damit umzugehen aber ich lass mich trotzdem nicht schlagen beißen oder kratzen ich hau aber auch nicht zurück ich halt seine Hand oder nimm ihn in den Arm sag auch z.b ja du bist sauer das es kein zweites Eis gibt dann hau aufs Sofa oder Kissen aber nicht mich! Es kommt auch aufs alter an mit 4 reagiert man anderst als mit 1 1/2. Meine Kinder haben wie sie klein waren so bis ca. 2 hauen und kratzen und beißen versucht aber mit 4 ganz sicher nicht! Der große hat eh nie so gehauen oder gekratzt auch andere Kinder nicht und der zweiter hat öfters probiert! Außerdem glaub ich nicht das Kinder sich denken Mama darf ich haun aber ander Kinder nicht! Die hauen dann andere auch! Ich weiß ja nicht was aus den Kindern mal werden soll sind es dann die Kinder die am Bahnhof leute verprügeln weil sie ja nicht anderst können und ihre Aggression nicht anderst ausdrücken können?
guter Gedanke.
Wir sind auch immer wieder bei diesem Thema.
Ich bei mir. Und mit den Kindern.
Wie ist aggression ok. Wo, Wann, Warum?
Ich versuche momentan die Kinder zu begleiten und aber auch irgedwohin zu nehmen, wo nicht wichtigs kaputt geht.
Rasen ausreissen und rumschmeissen finde ich ok. Aber die Bücher zu zerreissen nicht.
In der Küche auf dem Stuhl zu toben ist mir lieber, wie mit dem Geschirr.
Ich gehe zu den KIndern und mit ihnen dann wohin es gerade passt.
Geht im Moment gut.
Doch die Aussage, im Nachhinein: Au nein, ich war so blöd. Höre ich leider auch immer wieder.
Das tut mir mehr weh wie die zugeschlagenen Türen.
Doch wie ich das ändern kann, weiss ich noch nicht. Ich möchte dass meine Kinder lernen, dass jeder Fehler macht und das ok ist. Egal was.
Lg Eva
Leider leider verstehen das nicht viele andere Eltern und oft ist das eigene Kind dann ein Tyrann und wir, die Eltern die alles durchlassen. Dann werden den Kindern im frühen Alter vor den Köpfen geschmissen, wenn du haust, kommen wir dich nicht mehr besuchen usw usw. Dabei beobachte ich genau, dass mein Kind haut, wenn es bei dem anderen aut Taube Ohren trifft. Ganz besonders, wenn es um seine geliebten Sachen geht, die ihm genommen werden, und das Kind gegenüber null reagiert. Ich steh immer auf der Seite meines Kindes. Begleite ihn aus der Situation raus umkommen aber immer wieder mischen sich die Eltern der anderen Kinder ein und Schimpfen auf mein Kind und mich ein. Es tut weh und ich hoffe, dass die Gesellschaft sich bald ändert und mehr Augen geöffnet werden.
Hallöchen!
Wir haben hier gerade das totale Aggressions-Thema. Ich weiß ja nicht, wie eure Kinder so hauen, aber mein Mini-Mann hat Kraft und Ausdauer. Und ich bin hochschwanger. Ja, es geht hier also auch um den Schutz des Babys, da auch hin und wieder einen Tritt in den Bauch bekomme. Ich habe aufgrund meines Umstandes auch weniger Geduld und mein Körper ist einfach geschwächter, so dass ich empfindlicher bin… Mir tut es schlichtweg weh-und natürlich auch emotional, da kann ich mir die fehlende Impulskontrolle noch so vorsprechen…
Ja, manche Reaktionen sind egoistisch – denn wir als Eltern mit unseren Schwächen und Bedürfnissen sind eben auch noch da. Ich denke, man kann sehr wohl liebevoll sein und trotzdem klare Grenzen zeigen, wenn es den andren schlichtweg verletzt. Ich finde Dialog, Austausch und Authentizität in seinen Emotionen, auch wenn sie mal nicht so zurecht gekämmt und ultrasuperdurchdacht sind nich viel wichtiger. Denn so ist das Leben – wir machen Fehler, wir reagieren über/falsch, wir verletzen sogar, wir entschuldigen uns, wir lernen und wir lieben uns – immer, mit allen Gefühlen-auch die von Mama und Papa. Die sind nämlich ganz eng mit den der Kleinen verwoben.
Bin gerade in der selben Situation.
Was hast du gemacht?
Oh ja. Regelmäßig mein Thema. Nicht nur weil ich, wie so oft, uneingeschränkt deiner Meinung bin. Sonder aktuell auch, weil es nicht mehr nur um mich geht.
Es war für mich selbst nie problematisch einfach aus zu halten, zu begleiten, umzulenken. Und dann kam die Schwangerschaft. Ich verurteile. Noch immer nicht wie mein Sohn handelt, aber ich habe Angst dass ein Tritt in den Bauch mal dem Baby schadet und da finde ich mich oft dann doch in der Situation wieder, dass ich nein sage. Nicht mal nein wegen mir, sondern nein sei vorsichtig da ist doch das Baby drin. Trotzdem genau die Reaktion die keinem von uns letztlich weiter hilft. Aber sie ist so tief drin… ich arbeite dran, denn potenziell wird genau da Problem auch nach der Entbindung noch bleiben .
Ich bin bei dir aber dennoch in der Zereißprobe. Wir haben wegen „Neuverdrahtung“ beim kleinen Mann gerade wieder viel Geschrei bei Kleinigkeiten. Und das Werfen von Graß, Steinen und Kies. Gerade die letzten beiden sind problematisch. Die mit Kies dekorierte Motorhaube des Nachbarn und die über den Zaun geworfenen Steine. Ich sehe darin Frust und Wut. Oft auch die anderer Personen, die der kleine wahrnimmt und wie ein Seismograph sichtbar werden lässt. Aber Ventile finde ich oft nicht in der Situation, sondern erst später. Bin ich selbst gerade müde und erschöpft, kann ich das schlagen von und Treten gegen Türen auch schlecht aushalten. Und noch schlechter dem wütenden Nachbarn erklären oder die väterliche Strafandrohungssalve abwehren.
Dem Kind klare Grenzen aufzuzeigen finde ich persönlich total in Ordnung. Wie sollen Kinder denn lernen, ihr Verhalten einzuordnen? Kinder brauchen diese klaren Grenzen von Erwachsenen um Sicherheit und Orientierung zu finden.
Mit freundlichen Grüßen, Chris
Kann ich nicht unterstützen, diesen Gedanken. Wenn es mir wehtut oder schlicht und einfach stört, dass ich von meinem Kind gehauen werde, dann ist es absolut WICHTIG, dass auch zu kommunizieren. Und damit meine ich keine Manipulation a la „Du machst mich traurig.“, sondern ein völlig authentisches „Das tut mir weh.“ Genauso wichtig ist es, dem Kind zu zeigen, dass man seine Wut sieht und auch, dass es eigentlich nicht hauen möchte, aber nicht anders kann. Das geht aber nicht, indem ich mein Kind anlächle, wenn ich grade (vor Schmerz) heulen möchte. Empathie entwickelt sich eben auch so.
Würdest du dein Kind anlächeln, obwohl dir nicht zum Lachen zumute ist, wäre das auch nicht echt. Entsprechend nein, das kann und darf glaube ich nicht die Lösung sein. Das habe ich aber auch nicht vorgeschlagen.
….ganz im Allgemeinen: JEDES Kind ist anders, benimmt sich anders , hat andere Benehmensweisen,evtl. Hau-Schlag-Zorn-Gründe und jedes Kind muss genau nach seinen Möglichkeiten aber auch nach denen seiner Familie und Freunde behandelt werden.Und: Bestimmte Verhaltensregeln dürfen auch Kinder lernen….:-)Allerdings ohne Gewalt..
Eines ist meist zu empfehlen: Neigt ein Kind sehr zu körperlichen Zorn-Reaktionen wir Hauen und Schlagen, dann sollten Polsterschlachten, Tobespiele etc. als Lösung versucht werden. Ablenken, abreagieren lassen:wichtig!
Aber wie gesagt:Es gibt kein “ GENAU SO UND NICHT ANDERS „FÜR ALLE!
Wenn mein Sohn wütend oder traurig oder überfordert ist ect. und mit hauen reagiert dann versuche ich mich hineinzuversetzen und haue
auf den Boden oder Sofa usw. so kann er meiner Meinung und Hoffnung nach lernen seine Emotionen abzureagieren. Problem ist nur wenn er aus Spaß an der Freude lachend „schlägt“ der Schwangere Bauch ist ein beliebtes Ziel und leider auch mein Gesicht das begründe ich immer noch mit nicht steuerbarer Energie mit seinen 16 Monaten… aber es ist echt super schwer da nicht genervt zu reagieren weil es auch echt schmerzhaft ist….
Ich glaube, du darfst auch mal genervt reagieren. Da immer ruhig zu bleiben, das ist doch nicht möglich, oder? Das wäre denke ich auch nicht „echt“.
Ich frage mich, ob wir unseren Kindern damit wirklich einen Gefallen tun, wenn wir Ihnen gewisse Grenzen nicht rechtzeitig feedbacken. Natürlich ist es wichtig, dass ich meinem Kind signalisiere, dass ich seine Gefühle und sein „nicht anders Können“ in einer bestimmten Situation verstehe, aber gerade wenn es darum geht, dass auch andere beteiligt sind und dadurch eventuellen Schaden erleiden könnten (wie in den Kommentaren ja auch entsittlich, die Schwangeren unter uns) dann halte ich es für richtig und wichtig, diese Grenzen auch ganz klar dem Kind zu artikulieren. Ich hatte vor einigen Wochen ein frühstück bei einer Freundin, deren Tochter aktuell sehr gerne Ärzrin spielt und ihre Mutter meinte zu ihr, sie solle vorsichtig mit meinem Bauch sein, da sich darin ein Baby befände. Woraufhin die Kleine sehr gezielt und bewusst mit einer Spielzeugspritze ausholt und sie mir mit erstaunlicher Kraft in den Bauch rammt. Da hilft es dann nicht, von „Hinflosigkeit“ etc. zu reden. Nein, das verstehe ich unter gezielter Provukarion und Austestung von Grenzen. Wie gehe ich damit um? Ich hatte deutlich über eine Woche ein schönes Hämatom von der „Spielerei“ des Kindes.
So ganz komme ich da auch nicht mit. Ich soll mich also weiter mit blauen Flecken und Kratzern übersähen lassen, mich anspucken und treten lassen, weiter mit blutigen Wunden leben und das alles ohne meiner Tochter gegenüber zu reagieren? 4 Jahre noch? Und dann kommen wir zu der vorhin passierten Situation: in einem Wutanfall mit hauen und treten reißt die sich von meiner Hand los, am Bahnhof… beim einfahrenden Zug. ‚Oh meine kleine, warte ich begleite dich beim vorm Zug springen!!!‘
Das ist doch völlig unrealistisch!!! In meinem Alltag klappt das so nicht! Vorleben hin oder her… Ich bin damit durch. Funktioniert nicht.
Nein, liebe Sandra, sollst du nicht. Wo liest du diese „Empfehlung“?
Leider zeigt der Artikel keine Lösungsansätze. Ich weiß z.B. nicht was mit begleiten gemeint ist. Wenn der Junge 3 Jahre (Statur eines 6 Jährigen) mal wieder seine Mutter und Schwester schlägt und tritt. Dann nehme ich Ihn aus der Situation und sage wir müssen reden. Natürlich redet er dann nicht sondern fängt sofort an zu weinen und rennt seiner Mama weinend in die Arme. Ich bin immer fürs reden, aber verbal grenzen aufzeigen und sagen, dass wir solche Dinge nicht mit Hauen, Treten und Beschimpfen klären absolut legitim.
Ich find das ein so schwieriges Thema! Einerseits seh ich deinen Standpunkt total! Es stimmt ja, das Kind hat Not und kann sie nicht ausdrücken. Nur… manchmal dreht sich halt tatsächlich nicht die ganze Welt um eine Person. Ich merk das halt bei meinen Dreien. Da beißt der Kleine den Großen, weil der wieder einmal von seinen Wildseimanderln übermannt trietzt und sich an der Not des Kleinen ergötzt. Ich versteh den Kleinen. Trotzdem hat der große dann eine blutende Wunde und Schmerzen und ja, er IST ”krank”. Oder eingeschränkt, ist vielleicht besser.
Er hat sich die Stoffwechselstörung im Gehirn nicht ausgesucht und wenn die Wildseimanderln nicht da sind, dann ist er ein sehr sanftes, fürsorgliches Kind und ein wunderbarer großer Bruder. Tja, und dann ist da noch das Baby, das das Geschrei um’s Verrecken nicht verträgt. Der Einfachkeit halber red ich jetzt nicht von meinen Bedürfnissen oder denen der anderen Erwachsenen. Die Reihenfolge ist dann trotzdem: wir versorgen den akuten Schmerz, dann kommt’s Baby, das noch keine Chance hat, zu verstehen (dh Baby kriegt Schnuller und kommt auf den Arm), dann wird der Kleine in den Arm genommen und ihm gesagt, dass ich gesehen hab, was ihm passiert ist. Dann wird gesagt, dass Wehtun trotzdem keine Lösung ist und wir uns eine andere überlegen müssen. Und dann kommen die Gespräche mit dem Großen, um rauszukriegen, warum er den Kleinen gern quälen mag.
Niemand ist da auf seine Kosten gekommen. Kein Bedürfnis wurde wirklich gesehen und befriedigt. Der akut Leidende war eigentlich der Kleine. Nur geht der akute Schmerz (für mich) vor. Und das ist dann das, wo ich mit dir nicht d’accord geh, weil mir wehgetan wird, wenn ich gehaut werd. Und dieses Bedürfnis ist vorrangig. Also für mich.
Ich finde den Ansatz sehr sehr gut. Ich habe drei Kinder und meine Jüngste ist vier und tatsächlich total schnell laut, agressiv und anstrengend. Und so wie ich mir dann leid tue, weil es einfach mir in den Ohren oder auch körperlich weh tut, sehe ich durchaus, dass meine Kleine nicht anders kann. Ich kann sie da nur lenken, stärken, ruhig bleiben und ihr zeigen, dass es nichts ändert. Die Situation bleibt die selbe. Nur sie ist furchtbar aufgelöst und alle Blicke ruhen auf ihr. Also sehr schlimm fürn sie. Es klappt bei weitem nicht immer, ruhig zu bleiben. Aber wir sind emotional weiter und stärker. Das sage ich mir dann zumindest immer. Ausserdem habe ich mich selber für drei Kinder entschieden, sie sollen mein Stresslevel nicht ausbaden.
Danke für den Artikel. Er spricht mir aus der Seele und ich freue mich auch noch Anregungen bekommen. Denn tatsächlich mache ich meinem Sohn unabsichtlich im Nachhinein ein schlechtes Gewissen. Schön auch die Antworten die du gegeben hast (habe leider nicht alles gelesen). Ein Glück kann ich mich nicht entsinnen das mein ältester mich je gehauen oder getreten hat als ich schwanger war. Aber da war er auch noch keine zwei. Wenn er jetzt seinem kleinen Bruder weh tut weil ihm was nicht passt und er sich irgendwo abreagieren will, reagiere ich auch nicht immer wie ich es mir wünschen würde. Da erkläre ich ihm dann warum ich so überreagiert habe und bin eben authentisch. Aber normalerweise klappt es gut seine Emotionen anzunehmen und natürlich heisst das nicht das man sich verprügeln lassen muss.
Aber wie wichtig das vorleben ist merkt man spätestens wenn man doch mal vor den Kindern ausrastet. Und ja, das bin ich schon mal. Denn dann sehe ich genau mein Verhalten in meinem Kind. Gut vorleben geht vielleicht nicht so schnell wie schlechtes Beispiel sein. Aber es Funktioniert.
Wenn meine Tochter ihren Bruder haut, weil er ihr wieder etwas wegnimmt, reagiere ich erst mit Verständnis und einem Vorschlag „oh, jetzt bistbdu wütend! Komm, wir stampfen jetzt mal ganz fest auf!“. Seitdem wurde das hauen weniger, das stampfen mehr.
Allerdings muss ich sagen, dass sie nicht wie eine irrr zuschlägt. Wenn mein kind mich so fest schlagen würde, dass ich mir Sorgen um mein ungeborenes machen müsste, sie ihrem bruder ernsthaft weh tun würde oder einem anderen kind schaden würde, dann würde ich auch mit einem klaren „nein“ reagieren. Denn da finde ich, müssen grenzen gesetzt sein.
Ich bin der Meinung,dass wenn man, um das mal allgemein zu halten, Menschen,und somit auch Kindern erlaubt seinen verständlichen und nachvollziehbaren Ärger in Form von Gewalt zu äußern, man egoistische Menschen hervorbringt. Denn so werden die Grenzen der betroffenen Person überschritten und das ist in keinster Weise ok. Ja, man kann Wut haben und auch mal aggressiv sein. Es geht nicht darum Emotionen zu unterdrücken oder diese zu werten, sondern darum, diese anders auszudrücken. Ich bin der Meinung, dass wir als Eltern die Verantwortung haben unseren Kindern beizubringen, dies auf eine gute Art und Weise zu äußern. Wie soll es als heranwachsendes Kind oder sogar als erwachsener Mensch dann mit Aggression umgehen? Spätestens dann wird keiner mehr Verständnis dafür haben. Aber wenn es mir nicht beigebracht wurde ,dass es nicht richtig ist… Ich persönlich halte es für sehr wichtig Kindern Grenzen zu setzen, spätestens wenn es die Grenzen eines anderen überschreitet. Wir leben nunmal In einer Gesellschaft, in der es viele Grenzen gibt. Ist es dann nicht wichtig unseren Kindern beizubringen diese zu respektieren und nicht nur nach seinen Gefühlen zu handeln? Ich halte es für einen starken Ausdruck von Liebe, wenn man sein Kind so erzieht und begleitet, dass es später gut in der Gesellschaft zurecht kommt. Und dafür muss es lernen nicht nur auf seine Bedürfnisse zu schauen, sondern auch auf die, auf die sich ihr Verhalten auswirkt.
Mit diesen Gedanken schlage ich mich auch rum (sehr passende Formulierung an der Stelle) …
grundsätzlich denke ich, dass alles was extrem ist, nicht gut sein kann und dementsprechend auch nicht nur das Eine oder das Andere richtig sein kann! Zum einen … wenn ich meine eigenen Gefühle stets unterdrücke, also Enttäuschung, Wut, Verzweiflung, schmerzhaftes Empfinden „weg mache“ damit es nicht um mich, sondern um mein Kind geht, was genau lebe ich dann vor?! Nicht genau dass, was ich durch das verbinden und begleiten gerade nicht will?
Dann frage ich mich wie sich Empathievermögen entwickeln soll, wenn mein Kind nicht erfährt was in Anderen vorgeht wenn es tut was es tut?! Dann geht es auch darum den eigenen Körper kennenzulernen „Au dein Ellbogen ist ganz spitz, wenn du dich damit auf meinen Bauch stützt tut mir das weh“ und die Dosierung von Berührungen unterscheiden zu lernen, was ist fest, was ist sanft, kann mein Kind Berührungen dosieren? Hat es überhaupt die gleiche Empfindung wie ich? (Taktile Wahrnehmung!!)
Gleichzeitig möchte ich natürlich nicht, dass mein Kind traurig ist und sich schlecht fühlt weil es aus einem Impuls geleitet etwas getan hat, was letztendlich natürlich garnicht in seiner Absicht lag!
Zudem kommt es auf das Alter des Kindes, die jeweilige Situation und das Ausmaß an.
Meiner Meinung nach geht es in jedem Fall darum die eigenen Gefühle wahrnehmen zu lernen, sie benennen zu lernen und einen Weg kennenzulernen mit ihnen umzugehen ohne dass jemand verletzt wird! Und das heißt eben auch die Bedürfnisse anderer wahrnehmen zu lernen denn wir sind soziale Wesen und es wird unser gesamtes Leben und auch das unserer Kinder um soziale Interaktionen gehen, sich abzugrenzen, auf sich acht zu geben und auch auf andere.
Diesen Lern- und Entwicklungsprozess von Kindern zu begleiten und eine gute Balance zu finden ist wohl eine der größten Herausforderungen, denen wir als Eltern begegnen!
Gewalt ist keine Option. Alles andere ist für mich eine Ausrede, welche versucht Gewalt zu rechtfertigen. Keiner will, dass sein Kind von anderen Kinder geschlagen wird, auch wenn sein eigenes ebenfalls schlägt. Meines Erachtens sollte nicht jeder Gedankendunst unreflektiert in die Welt getragen werden.
Also ist eine automatische Hirnreaktion eines Kleinkindes für dich in der Tat „Gewalt“? Ich gehe davon aus, dass du deine Auffassung von Gewalt kritisch geprüft hast und zu diesem Ergebnis gekommen bist. Und nein, es geht nicht um ein Kind, das ein anderes Kind schlägt. Wo liest du das? Es geht um dich. Um die Mama. Alles Liebe!
Sehr schöne Gedanken zum Thema! Finde auch, dass man mit den Gefühlen des Kindes verständnisvoll umgehen und an der Seite des Kindes sein sollte. Was ich mir hierbei an Beachtung noch gewünscht hätte, sind Ideen für Lösungsansätze, vor allem die von der Aggression betroffene (geschlagene) Personen zu schützen. Denn jemanden verletzen ist nicht ok. Sich hauptsächlich als Begleiter zu sehen, finde ich auch sehr treffend und gut beschrieben. Das Hinterfragen des Verhaltens halte ich persönlich für essentiell, um die Herkunft der Gefühle und Taten nicht nur zu achten sondern aktiv einordnen zu können und dann bewusst mit dem Kind handlungsfähig zu werden: „Warum bist du denn so wütend? Was brauchst du? Was denkst du, wie fühlt sich nun das andere Kind?“ …
Ich finde Kinder brauchen von Anfang an klare Grenzen . Man kann Kinder nur bis 4Jahren erziehen . Danach kann man die Kinder nur mehr lenken und begleiten .Versäumt man diese Zeit ,dann wird es immer schwerer die Erziehung . Denn später lassen sich die Kids nichts mehr sagen .und reagieren nur mit Agressionen .Deshalb brauchen die Eltern in der heutigen Zeit immer mehr Erziehungshilfen , weil sie nicht mehr zurecht kommen . Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man am wenigstens Probleme mit den Kinder hat wenn man sie von Anfang sie erzieht und immer wieder dem Kind erklärt warum sie das nicht dürfen . Es ist mühsm aber sehr wichtig . Habe selber 3 Kinder und 3 Kinder die ich betreue.
Was verstehst du unter „erziehen“?
Ich finde deinen Gdankengang schön und richtig. So lange das Kind nur schreit und tobt und auf dem boden liegt, funktioniert das auch bei uns. Bei uns fliegen aber ganz oft wirklich schwere gegenstände sehr zielstrebig und ich weiß mir bisher keinen anderen Weg, als meinen Sohn dann festzuhalten. Ich sage in dem Moment zwar ich habe dich lieb, aber das hier ist zu gefährlich, trotzdem komme ich mir brutal vor. Wie kann man ein Kind denn ganz praktisch liebevoll begleiten, wenn es versucht sich oder mich tatsächlich schwer zu verletzen ? Für Ideen bin ich dankbar
Ich kann leider den Ansatz hier auch nicht teilen.
Ist mein (Inneres) Kind weniger wertvoll als mein anderes Kind oder ist Kind A wertvoller als Kind B und darf deswegen nix sagen, wenn es gehauen wird? Ja, ich verstehe den Fokus auf dem Schlagenden, der selbst eine Not und ein unerfülltes Bedürfnis hat, dies zu tun. Das darf man nicht verkennen und das sollte mittelfristig geklärt werden, aber vom anderen, egal ob ich als Eltern oder anderes Kind, zu verlangen,dass man sich ganz selbstlos hauen lässt finde ich sehr fatal.
Es nimmt die Authentizität, es nimmt die Chance zu lernen, es kommt nah an “ignorieren” und es vermittelt das ultimative Gegenteil von Courage nämlich „man darf nix sagen und muss so tun als wäre nix, wenn man Gewalt erfährt”. DAS soll mein Kind von mir bestimmt nicht lernen.
Es soll auch nicht lernen, dass ich ausflippe wegen jeglicher Gewalt, mich in eine Opferrolle hülle und nicht über den Tellerrand des Täters gucke, aber bitte doch nicht so wie hier empfohlen. Das finde ich einen sehr schlechten Rat und herzlich wenig Bedürfnisorientiert in Bezug auf den, der gehauen wird. Der hat hat ein Bedürfnis. Auch wenn es “nur ich” bin. Ich habe auch ein Bedürfnis danach, nicht geschlagen zu werden und wenn ich meine existenziellen Bedürfnisse leugnen muss zum Wohl anderer, was soll dann mein Kind davon lernen?
Liebe Nira, dieser Text richtet sich an dich, als Mama. Es geht nicht um Hauen, Beißen, Kneifen… unter Kindern. Hier gibt es gravierende Unterschiede, die es in meinen Augen als Verantwortungsträgerin unbedingt zu beachten gilt. Aber zum Glück ist im Text auch mit keinem Wort eine Situation zwischen zwei Kindern gemeint. Ebenso wenig suggeriert der Text, still zu ertragen. Nein, ebenso empfehle ich nicht, jegliches Verhalten des Kindes zu ignorieren. Das würde ich niemals tun. Ignoranz verhindert Beziehung, und genau um Beziehung geht es hier. Ja, du hast Bedürfnisse. Aber gelingt es dir bei deinem Kleinkind, das gerade aufgrund einer entwicklungsbedingten, automatischen Hirnreaktion heraus handelt, weil es noch (!) keine anderen Optionen hat, nicht, dein Bedürfnis kurz zurück zu stellen, stimmt mich das doch nachdenklich. Vor allem wenn es mit dem Hintergedanken geschieht, dass „dien Kind doch lernen muss, dass…“ Unsere Kinder lernen, wenn wir vorleben. Und begleiten. Auch, wenn uns das dazu führt, vieles von dem was wir glauben zu wissen nochmal zu hinterfragen. Alles Liebe!
Hallo!
Als Mama eines kleinen „Ex-Beißers“ kann ich sagen, dass ich es natürlich nicht für gut halte, zurück zubeißen, zurück zuhauen oder sonst etwas.
ABER auch ein Kind mit zwei oder drei Jahren kann verstehen, dass hauen weh tut.
Selbstverständlich kommt das aufs Kind an – nicht jeder Zweijährige kann das. Unser Großer konnte das.
Unser Großer biß, bis er mit 1 1/2 Jahren sprechen konnte. Aber wir haben ihm auch schon vorher gesagt, dass beißen doof ist. Und ich denke, er hat das auch verstanden; obwohl er natürlich nicht immer getan hat, was wir wollten ?.
Ich finde es auch einen Unterschied, ob Kinder „im Affekt“ hauen oder ob das „gezielt“ ist. Ersteres kann man oft schwer „abstellen“, zweites sollte auch als unerwünschtes Verhalten benannt werden.
Unser Großer haut auch heute (inzwischen 5 Jahre) noch; aber wir besprechen das und er bekommt die Möglichkeit, seinen Frust am Kopfkissen auszulassen.
Ich kenne ein Kind das von Anfang an gehauen, gebissen (nicht nur ein bisschen, nein es bleiben Tage lang blaue Flecken und teilweise auch so tief das die Haut offen ist) hat.
Heute ist dieses Kind 3,5 Jahre alt.
Und was ist? Das Kind tut es immer noch!
Sie tut das in den unterschiedlichen Situationen. Wen andere Kinder nicht das machen was die will. Wen sie Dinge will die andere Kinder haben…
Und sie tut das mit so einer Wut und Agressivität das ich sicher sagen würde. Dieses Kind tut das bewusst um anderen Kindern weh zu tun weil sie damit bekommt was sie will!
Ich denke da gibt es einige Kinder die das auch in jungem Jahren schon einschätzen können.
Mit als Mutter fällt es unheimlich schwer meine Kinder so leider zu sehen wen dieses Mädchen wieder los legt.
Sie bekommt nicht, was sie will. Das ist also ein Trigger. Vorhersehbar beim Treffen mit diesem Kind. Dahinter steckt ein unaufgelöster Schmerz im Körper dieses Kindes, der so groß ist, dass sie nicht aufhören kann, sich immer wieder zu wehren, wenn sie nicht bekommt, was sie will. Ein anderes Kind würde zu demselben Schmerz vielleicht auffallend angepasst und ruhig reagieren. Je größer die Aggression des Kindes, desto stärker ist der Hirnstamm aktiv, das bedeutet, das Kind verfällt in den Kampfmodus (immerhin besser als der Totstellreflex). Alle anderen Hirnaktivitäten sind eingeschränkt, einschließlich des Gehörs und des Sehsinns (Tunnelblick). Es hört kein Nein, es sieht nicht die Hand, die Stopp zeigt. Ein eingreifender Körperkontakt ist notwendig. Und danach eine Körperpsychotherapie. Für die Mutter und das Kind. Vielleicht hatte das Kind traumatische Bedingungen (Geburt, Säuglingsphase, Vernachlässigung, weil Mutter phasenweise depressiv, Vater weg, irgendein Schocktrauma im Krankenhaus, was auch immer…). Eine unsicher-ambivalente oder unsicher-vermeidende Bindung ist entstanden. Diese für den Körper und die Psyche bedeutsamen Stress kann dieses Kind mit diesen Charaktereigenschaften nur auf diese Art aushalten. Solche Verhaltensweisen sind ein Hilfeschrei nach Sicherheit, die durch die Mutter-Kind-Bindung eigentlich immer wieder erlebt werden sollte. (Google: z.B. Kreis der Sicherheit oder zum Thema Bindungstheorie Karl Heinz Brisch). Am Ende geht es immer nur um Sicherheit. Zutiefst. Bei uns allen, egal wie alt wir sind. Um Sicherheit im eigenen Körper. Und wenn ich schreibe zutiefst, dann meine ich es wörtlich. Nicht ein Gefühl, von dem wir eine Vorstellung haben, sondern wir fühlen es tatsächlich und wir strahlen es aus. Haben wir selbst wenig Gefühl von Sicherheit und Frieden in uns, spiegeln wir das an unsere Mitmenschen, auch an Kinder. Ich fühle, also bin ich( #romantischer Descartes ;-). Es gibt wunderbare traumtherapeutische Methoden (z.B. Somatic Experiencing, EMDR, PITT, TRE…), die zuerst der Mutter helfen können sich mit jedem Integrationserlebnis in sich zuhause zu fühlen und mit sich selbst und ihrem Leben von Monat zu Monat tiefer versöhnt zu sein. Dann wird sich das Kind auch verändern.
Jeder von uns ist auf einer großen Skala sehr schwach bis extrem krankhaft dissoziiert, also in der Persönlichkeit gespalten, getrennt von der Liebe und damit getrennt von sich selbst und einer gesunden Selbstliebe. Das geschieht durch die Dinge, die uns widerfahren, sobald wir auf diese Welt kommen.
Für alle, die nichts mit Psychologie und deren Methoden übrig haben: auf das Atmen konzentrieren und den Atem als sicheren Anker wahrnehmen. Die Luft fühlen. Regelmäßig einen Bodyscan machen.
Liebe Grüße
Es ist wichtig, sein Kind zu schützen – wir würden es doch auch jederzeit vor einem bissigen Hund schützen und ein Wiedersehen vermeiden. Es ist auch für Dein Kind wichtig, mitzuerleben: ich bin wichtig, man darf mir keinen Schmerz zufügen, mich verletzen. Und auch – meine Mutter beschützt mich. Und zeigt mir den Umgang mit aggressiven Menschen. Distanz, weggehen, Kontakt vermeiden ist eine ganz erprobte und friedliche Möglichkeit. Regeln vereinbaren auch. Es wird nicht wehgetan – weder mit Worten noch körperlich. Wenn es trotzdem passiert ist, aus der Situation nehmen, klären und eine Entschuldigung aussprechen lassen. Einen alternativen Handlungsweg aufzeigen. Warnen, dass man beim nächsten Versuch geht. Und gehen. Das Kind muss auch erleben, dass Aggression eine negative Kosequent nach sich zieht. Und, dass es verkehrt ist, sich Aggressionen von Anderen auszusetzen. Liebe Grüße
Ein super schwieriges Thema, was man schon an den vielen verschiedenen Kommentaren sieht. Mein Sohn ist noch klein, beißt aber gern und das aus „Liebe“, weil es für ihn das ist, was er als Küssen versteht. Hier sage ich aber trotzdem, dass das weh tut, weil es wirklich schmerzt! Zeige ihm aber auch, wie er mir schmerzfrei seine Zuneigung zeigen kann. Wie es in den sogenannten „Trotzphasen“ (laut esper Juuls gibt es diese ja nicht) wird, wird sich dann rausstellen.
Deinen Artikel habe ich mir aber gepinnt und werde ich mir dann wieder herauskramen ;)
Viele Grüße
Nancy
Was mich in dem Kontext umtreibt ist, wie ich mit den Aggressionen anderer Kinder auf mein Kind umgehe. Meine Kleine wurde schon mehrfach von anderen Kindern gebissen oder auch geschlagen, zB in der Kita oder auf dem Spielplatz. Teilweise hatte sie schon einen vollständigen Gebissabdruck eins fremden Kindes in grün und blau auf der Wange für 1,5 Wochen. Sie geht damit wunderbar um, zieht sich kurz zurück und spielt grundsätzlich vorbehaltlos weiter mit den betreffenden Kindern. Ich kann das nicht, bin fassungslos und mag mich mit manchen Eltern/Kindern gar nicht mehr verabreden, weil es dann immer eskaliert. Ich kann sie ja nicht physisch leiden sehen.
Aber wie spreche ich das bei anderen Eltern an? Als Außenstehende ist mir deren Reaktion oft zu oberflächlich und ich würde gern wissen, welche Strategien oder Umgehensweisen sie mit dem Thema haben. Steht mir das zu? Oder soll ich abwarten und hoffen, dass es bald vorbei geht?
Ich kann mein Kind natürlich nicht vor allem im Leben bschützen und sicherlich sind diese Reaktionen mancher anderer Kinder nicht bösartig, sondern eine Art „Notsituation“. Mir blutet aber natürlich das Herz, wenn mein Kind vor Schmerzen weint, die ihm ein anderer zugefügt hat.
Hallo. Vielen Dank für diese Gedanken. Wir haben es lange so gehandhabt, allerdings wissen wir nun nicht richtig weiter. Wir sehen es genau so, dass das Kind es noch nicht anders kann und man Verständnis für die Gefühle des Kindes haben muss, aber unser 3jähriger schlägt, beißt und tritt unsere 8 monate alte Tochter so heftig, dass wir ihn nicht begleiten können. Er gefährdet teilweise ihre Gesundheit! Wir befinden uns mittlerweile in einem Kreislauf und es wird immer heftiger. Was für einen Ansatz würden Sie denn hier sehen?
So geht’s uns auch… seit der kleine Bruder da ist, ist es noch schlimmer… und auch wenn ich die Not des Großen sehen, so muss ich auch den Kleinen beschützen… das ist ein Zwiespalt und Dilemma…
Unsere fast zwei jährige schlägt vor allem Papa „aus Spaß“ es ist eindeutig kein Wutanfall. Sie tritt, schlägt und lacht dabei und ist nicht zu stoppen, was macht man, wenn es nicht mit dem klassischen Wutanfall samt fehlender Impulskontrolle zu tun hat?
Warum ist es denn eigentlich so schlimm egoistisch zu sein, wenn es authentisch ist? Weshalb sollte ich meinem Kind nicht sagen dürfen, dass es mir grade weh tut. In meinen Augen ist das kein Vorwurf, sondern eine Tatsache. „Schatz, du tust mir weh, bitte hör auf damit!“. Ich lebe das so vor, auch weil ich möchte, dass mein Kind das im umgekehrten Falle auch so macht. Ich kann wirklich nichts negatives daran sehen. Die NOT meines Kindes sehe ich deshalb trotzdem und ich glaube es auch genauso intensiv dabei zu unterstützen, wie du es beschreibst. Erziehen ist blöd und reaktionär, da sind wir einer Meinung, aber ich finde es sehr gewagt, eigene Gefühle nicht mitteilen zu wollen, um das Kind zu schützen. Diesen Schutz brauchen sie nicht. Voraus gesetzt ich stelle fest und werfe nicht vor. LG Maria
Hallöchen,
ich war auch gerade etwas irritiert bei dem Artikel. Auf welche Erkenntnisse genau stützt du deinen Text? Wissenschaftliche Studien? Woher kommt dieser Gedanken, dass das kindliche Gehirn das einfach nicht kann? Ich verstehe das „Problem“ eher als ein Reifeprozess der begleitet werden sollte. Und zwar beim ersten Biss anders als beim letzten. Indem ich authentisch bleibe, zeige das die eigenen Gefühle in Ordnung sind, aber auch die Folgen in der Umwelt (wie Schmerzen bei mir) spiegel. Deinen Grundgedanken finde ich gar nicht schlecht, dass Beißen nicht als mutwillige Aggression zu werten. Aber wann und in welcher Form sollen die Kinder ihre Impulse zu kontrollieren (und nicht zu unterdrücken)?
Liebe Grüße
Kristina
Hallo zusammen!
Ich war wirklich sehr interessiert an einer Lösungsidee, die mal anders ist – finde es daher schade, dass der komplette Artikel zwar beschreibt, wie es NICHT geht und aus welchen Gründen. Dass aber die eigentlich „richtige“ Idee gerade mal einen minikleinen Absatz einnimmt, leider ohne konkrete Beispiele. Mir hat das gar nicht geholfen, denn so weit war ich vorher auch schon.
Mein Kind, 20 Monate, befindet sich in der schönen Autonomiephase und war eben nicht einmal wütend oder traurig – es hat zum Grenzen austesten gehauen und mich dabei provokant angelacht. Welche Emotion benenne ich da und wie zeige ich Verständnis dafür? Zumal der Wortschatz und die kognitiven Fähigkeiten des Kindes meine Kommunikation sehr einschränken.
Es geht übrigens auch eine Mischform: Man kann durchaus sagen „Ich sehe, du bist wütend, aber hauen geht nicht. Das tut weh und ich möchte das nicht“. Was spricht denn dagehen?? Verständnis und Grenzen, das klingt gesund und authentisch für mich. LG Silvia
Ich teile die Idee, dass Kinder in einem Moment der Aggression in Not sind und sie Wege lernen können, die Emotionen so auszudrücken, dass sie sich schlussendlich selber aus Ihrer Lage retten können.
Auch ich finde es schwierig auf aggressive Handlungen meines Kindes zu reagieren. Mein Ziel ist es neutral zu bleiben. Natürlich möchte ich mein Kind nicht ignorieren, sondern erstmal die schwierige Situation umschiffen, mir dabei selbst treu blieben und dann in Ruhe nachzudenken. Ich nehme dabei die Aggression des Kindes durchaus als Emotion wahr, die in diesem Moment mich trifft – und denke, dass hier dazu gehört, zu sagen, dass dies so nicht passt – auch wenn sie nicht explizit gegen mich persönlich gerichtet ist. Allerdings helfen dem Kind hier meine Emotionen nicht (ich teile die Meinung, dass meine emotionale Reaktion eine egoistische ist).
Ich denke, dass es richtig ist, ruhig ‚Nein‘ zu sagen, bzw. sich zu schützen (Hand des Kindes wegschieben oder Pulli vorziehen) da es authentisch ist und aus der Situation hilft. Ich finde es passend, emotionslos zu bleiben, also frei von Wut und Trübsal zu bleiben. Dies fällt mir manchmal schwer, geht aber. Schaffe ich es nicht, neutral zu bleiben, versuche ich, eine andere Person einzubinden. Nicht in die Situation, sondern zur Betreuung des Kindes, damit ich mich kurz erholen kann.
Im Nachhinein erkenne ich oft erst den Grund bzw. Auslöser für die merkwürdige Reaktion, nämlich dass mein Kind irgendwo überfordert war und mir das, wenn auch schlecht gemacht, mitteilen wollte. Bestimmt helfe ich meinem Kind, indem ich ‚zeige‘ wie ich Emotionen – Wut etc. verarbeite. Vor allem aber kann ich überlegen, wie ich die Konfliktherde reduziere, die mein Kind überfordern.
Ein als ‚frech‘ oder ‚dreist‘ interpretiertes Lachen des Kindes in der Situation ist meiner Meinung nach missverstanden. Bei uns war Beißen und ins Gesicht kneifen anscheinend sogar an überschwängliche Zuneigung gebunden (entwickelte sich aus den süßen Babyküsschen). Da wäre es doch sogar fatal negativ zu reagieren. Bei uns half ein kurzes ‚Nein, bitte vorsichtig, Du hast jetzt Zähne‘ und danach trotzdem kuscheln.
Mag dies vielleicht der Grund sein, warum einige Kinder die ‚Gewalt‘ oft wiederholen? Vielleicht empfinden sie die negative Reaktion der Eltern als unlogisch und inkonsequent und stellen immer wieder dieselbe ‚Frage‘?
Hallo Zusammen
Ich kenne das Buch von Jesper Juul definitiv und ich finde seine Thesen und Tipps auch top. Leider gelingt es mir nicht. Mein Sohn ist 3,5. ich bin im 7ten monat. Ich merke oft, dass ich falsch reagiere. Mein sohn haut mich und ich sage ihm, ich möchte das nicht, ich verstehe dass er hässig ist und er könne ja in ein kissen schlagen. So geht es erwa 4m weiter, dann versuche ich eine neue Taktik und sage 3x stopp, dann neue taktik, ich geh raus, er folgt mir, dann neue taktik, ich sag ihm ich möchte schnell allein sein und schütze mich, indem ich ihn sanft weghalte und sage es tut mir weh. Auch das geht dann nicht. So gehts dann weiter und ich sucher verzweifelt nach einer lösung. Bis ich ihn dann ins Zimmer stelle, mich im bad einsperre oder beginne zu weinen.
Ich weiss, dass das dann die spitze des eisbergs ist. Und so will ich es auch nicht. Danach fühl ich mich auch schlecht. Und wenn der Moment gekommen ist, entschuldige ich mich auch. Aber was soll ich tun?? Ich entferne mich und hab sogar zeit den nächsten schritt zu überlegen. Mein Sohn ist jedoch sooo ausser sich. Es nützt alles nix. Habt ihr tipps?
Ich schaffs meist, wenn er einen Anfall hat. Aber manchmal endet es so.
Ich mache sehr oft Kompromisse mit meinem sohn. Immer am dealen und sehr authentisch . Das find ich auch ok. Aber ich beginne echt zu zweifeln an meinem Erziehungsstil.
Liebe Grüsse
Julie
Hallo , mir hilft es sehr meinen Sohn in den Arm zu nehmen, wenn er wütend wird und um sich schlägt. Das ist nämlich genau das, was er in dem Moment braucht. Für mich ist es sehr schwer, weil ich auch meistens in diesem Augenblick wütend bin. Aber wenn ich die Wut schlucke, kann mein Sohn sich sofort beruhigen.
Danke, dein Beitrag hat mir gerade sehr geholfen mich aus meinem eingefahrenen Muster wieder herauszulösen. Meine Reaktionen auf die Aggressionen meines Kleinkindes haben keine Verhaltensänderung herbei geführt. Im Gegenteil, ich ärgerte mich von mal zu mal mehr und mein Sohn wurde immer aggressiver. Ich wollte mein Verhalten ändern, doch wusste ich nicht in welche Richtung und wie. Danke für die klaren Worte!
Liebe Eleonora, dein Kommentar berührt mich sehr und ich danke dir dafür! Viel Freude und Zuversicht für deinen weiteren Weg!
Hallo, schön und gut. Ich verstehe den Artikel, ich verstehe die Aussage und das, was damit erreicht werden soll und ich stehe da voll und ganz dahinter. Ich möchte mein Kind begleiten und ihm helfen seine Gefühle zu verstehen und damit um zu gehen. Aber, meine Situation ist so, dass die Tagesmutter an uns heran getreten ist, weil mein Kind die anderen Kinder schlägt. Er will seine lieblings Spielsachen beschützen. Er kann sehr schlecht teilen. Mir wird vermittelt, dass mein Kind schlecht ist, dass er etwas Böses tut und dass ich dafür zu sorgen habe, dass es aufhört. Als Strafe muss er dann beim Tisch sitzen und darf nicht mit den anderen spielen. Meine Tagesmutter wird sicher nicht, auf ihn eingehen und mit ihm über seine Gefühle sprechen. Auch der Kinderarzt hat Bedenken geäußert, als ich bei der Frage, ob mein Kind andere Kinder schlägt, wahrheitsgemäß geantwortet habe. Ich fühl mich irgendwie total hilflos… und der Druck auf mich wächst.
Liebe Nicole, danke dir für dein Kommentar. Ja, der Druck auf dich wächst und der auf deinen Sohn ist bereits riesig. Eine Tagesmutter, die mein Kind bestraft und ausschließt käme für mich nicht in Frage. Hier braucht dein Sohn deinen Schutz und entsprechend eine andere Tagesmutter, die Kinder anders begleitet als die, die aktuell die Verantwortung dafür hat. Auch Kinderärzte sind nicht immer gute Ratgeber, auch ihre Haltung Kindern gegenüber ist nicht immer so, wie sie sein sollte. Also, nicht gleichwürdig oder respektvoll… Unsere Kinder haben IMMER einen Grund für ihr Verhalten. In einem anderen Kommentar hast du beschrieben, dass es schlimmer ist, seit er eine Schwester hat. Hier hat sich natürlich einiges verändert in eurer Familie. Der Blick „nach Innen“, ins System Familie, wird sich lohnen. Dein Kind drückt mit seinem Verhalten etwas aus, das deine Aufmerksamkeit braucht. Ich möchte dir hierzu auch das YouTube Video empfehlen, das ich mit Sandra gemacht hab zum Thema Geschwister und Familiendynamik. Auch die andren Videos könnten interessant sein. Ich hoff, es ist etwas dabei! :) Und evtl lohnt es sich auch, Sandra von der Wertschätzungszone direkt zu kontaktieren. Soweit ich weiß ist sie ausgebucht, aber selbst wenn, so hat sie evtl eine Empfehlung für dich. :) Alles alles Liebe und danke dir sehr für deine Offenheit!
Unser Sohn ist 15 Monate alt, ein ganz Lieber, aber er hat die Angewohnheit, regelmäßig (meist wenn er müde ist) seiner Mutter ganz brutal in die Brustwarze zu zwicken, also wirklich so fest, dass er sie richtig verletzen würde, wenn man ihn nicht gewaltsam das Fäustchen aufmachen würde. Es ist uns klar, dass er das nicht tut, um der Mama weh zu tun, und dass er zu jung ist, um Empathie zu haben. Das ist ja genau das Problem, natürlich schreit die Mama dann vor Schmerz auf und ruft laut „Hör auf, du tust mir weh“ aber natürlich findet unser Sohn das nur lustig und überhaupt nicht abschreckend. Wir finden, es wäre völlig unauthentisch, in dieser Situation seinen Schmerz und Ärger vor dem Kind zu verstecken und so zu tun als würden wir das Lustig finden. Da ein 14 Monate junges Kind eben leider noch unfähig ist, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen, wird es dafür wohl auch keine Lösung außer abwarten und die Brust möglichst vor Attacken schützen geben. Es ist das gleiche, wie beim Problem „Katze am Schwanz packen und anreissen“. Auch hier ist es für uns selbstverständlich, ganz deutlich und auch mit lauter Stimme unserem Sohn zu sagen, dass dies nicht geht. Auch wenn wir wissen, dass er das jetzt noch nicht verstehen kann, möchten wir in unseren Emotionen authentisch sein, und dazu gehört, dass die Eltern klar sagen, wenn Grenzen überschritten werden.
Liebe Jeannine,
danke für deine Erklärung, dass war genau die Ermutigung und Bestätigung, die ich gerade brauchte!
Unser kleiner Sohn ist 5 Jahre alt und zeigt schon seit geraumer Zeit (mehr als einem Jahr) regelmäßig Wutausbrüche mit Schreien und (seit einigen Wochen) auch Hauen, Beißen und Kratzen gegen uns Eltern. In der KiTa besteht das Problem bereits seit Längerem, dass er anderen Kindern eine Vorwarnung gibt und wenn sie ihn dann nicht in Ruhe lassen zuschlägt. Die meiste Zeit reagierten wir darauf mit Zurückschreien und Bestrafung … also mehr oder weniger im Blindflug unserer eigenen wütenden Reaktion darauf ihren freien Lauf lassend (sozusagen „Juuls nullter Weg“).
Im Zuge der Corona-Situation (keine KiTa mehr, keine Freunde mehr, 24/7 die ganze Familie zusammen, so gut wie alle externen Beschäftigungsmöglichkeiten geschlossen) wurde die Situation immer dramatischer … seine Wutanfälle wurden häufiger und extremer und unsere Kraftreservern waren rasch aufgebraucht sodass wir selbst Hilfe brauchten … die natürlich wegen Corona nicht verfügbar/erreichbar war. Gott sei Dank haben wir im Bekanntenkreis eine Expertin für Kinderpsychologie, die uns dann dazu riet, auf den Kleinen einzugehen und ihm zu helfen, seine Gefühle zu verbalisieren.
Allerdings hat das auch nicht wirklich geholfen, weil wir es „falsch verstanden“ haben und es mit „Juuls erstem und zweitem Weg“ versuchten: „Papa ist traurig, dass du schon wieder gehauen hast.“ oder „Schau, die Mama weint jetzt, weil du sie beschimpft und getreten hast.“ bzw „Ich will nicht, dass du mich haust.“ usw.
Das hat, wie gesagt, nicht wirklich geholfen, und wir haben uns schon gefragt, ob wir was falsch machen bzw falsch verstanden haben oder einfach damit weitermachen und noch länger auf eine positive Wirkung warten müssten. Schließlich zeigen selbst richtige Maßnahmen ja selten sofort Wirkung. Aber dank deiner Erklärung habe ich jetzt begriffen, dass ein „ich bin traurig“ bzw ein „ich will das nicht“ unserem Sohn in keiner Weise weiterhilft, mit seiner starken Emotion irgendwie umzugehen. Und genau darum geht es ja … er wird von seiner Wut übermannt und hinfort gespült … und meine Frau und ich möchten ihm helfen, damit besser klar zu kommen. Im Nachhinein ist mir jetzt auch klar, dass unsere Bekannte (die Kinderpsychologin) genau das meinte, denn in dem Gespräch mit ihr haben wir uns über ein paar Aussagen von ihr gewundert, die jetzt Sinn ergeben.
Vielen lieben Dank dafür!
Ich finde die Ansätze die hier beschrieben werden, aus einem ganz einfachen Grund problematisch: Sie sind nicht authentisch. Wenn mich ein kleines Kind schlägt, ist weder die Reaktion „Mama ist jetzt ganz traurig“ authentisch aber erst recht nicht „Ich sehe, dass du wütend bist“. „Aua du tust mir weh!“ wäre wohl eher eine normale Reaktion und meiner Meinung nach die einzige aus der das Kind etwas lernen kann. Seine Aggressionen existieren nunmal nicht im leeren Raum sondern richten sich gegen andere und es muss lernen, dass seine Handlungen auch Auswirkungen auf andere Menschen haben.
Wenn Kinder (aber auch Erwachsene) zornig sind, sind sie zudem meist nicht gesprächsbereit. Ich denke, dass Gespräch zu suchen, wenn das Kind sich wieder etwas beruhigt hat, ist sinnvoller.
Natürlich hat jeder Mensch das Recht auf seine Gefühle, aber für das Zusammenleben muss ein Kind lernen, diesen Ausdruck zu verleihen ohne dabei anderen zu schaden.
Wie menschliches Zusammenleben funktioniert, kann es doch nur durch authentische Reaktionen lernen. Das ist genau die Vorbildfunktion, die im Text angesprochen wird. Würde mein Partner mich schlagen, weil er wütend ist, würde ich doch auch nicht sagen „Ah ich sehe du bist wütend“.
Hallo! Da ich es selbst interessant fand, die Kommentare zu lesen, dachte ich mir, es kann ja nicht schaden, selbst einen zu verfassen. Stark finde ich an diesem Artikel, dass er das Gedankenexperiment vorstellt, sich komplett zurückzunehmen und nur an der emotionalen Situation des Kindes interessiert zu sein. Das ist ein inspirierender Ansatz für mich, auch wenn ich behaupten würde, generell sehr an der Gefühlswelt meiner Tochter interessiert zu sein. Mich haben der Artikel und die Kommentare sehr berührt, weil ich sehe (und weiß), wie aufreibend diese Situationen für alle sind. Und sie berühren einen wichtigen Punkt: Wie sehr geht es um wen? Ich ahne zwar, was mit der Formulierung „Es geht nicht um dich“ gemeint ist, im Rahmen des Gedankenexperiments, aber ich empfinde sie per se als grundfalsch. Denn ist nicht der Knackpunkt, dass es zu 100% auch um einen geht? Um seine Erziehung, um seine Glaubenssätze? „Es geht nicht um dich“ ist meiner Meinung nach wahnsinnig unempathisch formuliert und entindividualisiert mich. Ich glaube zu 100%, dass Nächstenliebe als ERSTES Eigenliebe braucht, um wirklich möglich zu sein. Deshalb stelle ich es mir praktikabel vor, in dem Moment, indem ein körperlicher Schmerz in mir einen Reflex auslöst, mich zu fragen: Wie geht es mir gerade? Es tut weh! Ich bin erschrocken! Und nachdem ich dann einen Moment für MICH hatte, mein Kind in den Blick zu nehmen. In der einen Situation schaffe ich es, ganz ruhig zu fragen: Warum hast du das gemacht? Bist du wütend? In einer anderen schreie ich: Ich will das nicht! Und entschuldige mich danach, dass ich so laut geworden bin. Das ist für mich Beziehung, reziprok, in beide Richtungen bestehend.
Man sollte den Kindern nicht beibringen, dass es ok ist, die Mama zu beißen und zu hauen.
Es gehört zum Leben dazu, dass man lernt, was nicht ok ist.
Außerdem können auch Kleinkinder schon gezielt hauen. Merkt man, wenn das Kind erst zögerlich abwartet, und dann doch draufhaut. Oder, wenn es immer weiter macht, obwohl man schon nein sagt, das Kind aus der Situation nimmt etc.
Natürlich hat ein Kind keine Agenda und keine Absicht, uns weh zu tun. Wenn wir es aber zulassen, dann lernen sie, dass das akzeptables Verhalten ist.
Und ja, auch Eltern dürfe egoistisch sein. Und ja, wenn das eigene Kind einen haut oder beißt, tut das weh. Körperlich und psychisch.
Hallo,
der Artikel ist ja ganz nett, aber hat schon mal jemand an das Kind gedacht das die Haue, Kratzer etc einstecken muss? Was sagt ihr dem Kind? Das alles ganz toll ist und das andere Kind nichts falsch macht? Ein bisschen lächerlich oder? Dann haben wir irgendwann nur noch Kinder die hauen, weil die Eltern nichts machen.
Das ist genau das was ich nicht verstehe an der heutigen Gesellschaft.
Es gibt Regeln und zwar für jeden. Wenn man bei rot über die Ampel fährt muss man zahlen. Wenn man einen anderen Menschen verletzt bekommt man eine straffe wegen Körperverletzung. Jeder Mensch muss sich an Regeln halten. Auch kleine Menschen müssen verstehen was richtig und was falsch ist. Und egal ob es nur ist weil sie sich nicht ausdrücken können…hauen,beissen kratzen geht einfach nicht.
Für ein anderes Kind ist das nämlich richtig schlimm wenn es gehauen wird und keiner was dazu sagt.
Finde den Ansatz toll, aber vollkommen Lebensfremd. Nur ein beispiel: Wenn mein 2 jähriger auf unseren 20kg Hund zustürmt und den mal wieder hauen und treten will, dann trete ich harsch dazwischen und sage NEIN. Das treue Tier läßt sich das bisweilen zwar gefallen, was ich leidlich, nachdem ich einmal zu langsam war sehen musste, aber ob das immer so bleibt ist niemals endgültig mit ja zu beantworten. Hier MUSS ich auch zur Sicherheit des Kindes eben dieses sofort aus der Situation nehmen, es notfalls körperlich mit einer festen Umarmung eingrenzen und wehemend sein Tun als falsch brandmarken. Es könnte ja, im schlimmsten Fall beim nächsten mal zu verletzungen des Kindes führen. Wenn er mit seinem kleinen Besen wirbelnd auf mich zukommt nehm ich den auch sofort in Besitz und pack ihn weg. Das funktioniert auch soweit gut, da er mit dem ruhigen Versprechen vorsichtiger zu sein, zurück gekauft werden kann. Das versteht mein der Kleine (2jahre 3Monate) schon recht gut, daher denke ich, so falsch kann ich da nicht liegen.
Das Vorleben ist allerdings auch meiner Meinung nach, essenziell und wichitger als alles andere!
Ich finde, du unterschätzt die Kinder total. Man sieht denen doch meist – beim eigenen so gut wie immer – an, was hinter dem jeweiligen Hau-Impuls steckt. Du zählst nur die Emotionen auf, die sozusagen auf eine emotionale Notwehr hin passen. Ich sehe bei meinem Sohn aber genauso Machtausübung, Lust bis Sadismus, Frust in Form von „Rache“ usw. Auch Lust am Trotz. Sowas wird gerne unterschlagen, wenn sie noch so klein sind (14 Monate), aber das können viele doch schon lange. Es stimmt auch damit überein, was sie sonst erstaunlicherweise schon alles komplex wahrnehmen und wieder kommunizieren, während man gedacht hatte, das ginge aus verschiedenen Gründen noch nicht. Die Punkte, dass man in dem Alter noch deutlich mehr (nicht ausschließlich) seinen Impulsen ausgeliefert ist und irgendwo auch raus soll, was raus muss, teile ich. Zu sagen: „Das macht mich traurig“ ist ein bisschen pathetisch, außer es ist in dem Moment einfach so. Dennoch lädt man dem Kind nicht unbedingt weniger auf, wenn man ihm „imago-mäßig“ entgegenkommt, ich finde das sogar ein bisschen arrogant, wenn auch gut gemeint. Auch wir Erwachsene reagieren impulsiver und durchschaubarer als oft getan wird, selbst wenn es nur Mimik und Körpersprache betreffen sollte. Wenn du eine ordentliche Watsche kassierst, die vielleicht auch noch weh tut, dann schreckst und ärgerst du dich im Normalfall. Diese Lebensrealität schlicht zu erleben, kann dein Kind schon vertragen, auch wenn du dich ein bisschen zusammenreißt und versuchst, ihm sinnvoll entgegenzukommen. Ich bin also sehr für eine Kombi aus persönliche Grenzen kommunizieren UND einem darauf eingehen, was in dem Kind gerade vorgeht.
Danke danke für diesen wunderbaren Artikel, der all das endlich in Worte fasst!