Wenn du einer Freundin erzählst, dass dich dein Kleinkind schlägt und sie dich fragt, warum dich das eigentlich stört – was tust du dann? Denkst du, sie ist verrückt? Wie kann sie sowas nur fragen, ist doch klar, warum dich das stört, oder? Sowas macht man nunmal nicht! Ich will nicht geschlagen werden!
Ich lade dich ein, dein Warum tatsächlich zu überdenken. Es beinhaltet eine große Chance für die Beziehung zu deinem Kind.
Wenn Kleinkinder schlagen: die Chance in der Krise
Da dieser Artikel auf Facebook so sehr polarisiert, möchte ich gern klarstellen: Dieser Artikel ist keine Einladung zum Hauen – er ist eine Einladung zum Innehalten. Es geht um Kleinkinder und ihre entwicklungstechnisch noch begrenzten Möglichkeiten, mit manchen Emotionen umzugehen. Und es geht um unsere eigenen Automatismen. Wer automatisch sagt: „Ich will nicht, dass mein Kind mich schlägt.“ verhindert möglicherweise hinzuschauen, was das Kind in dem Moment in dem es schlägt braucht – oder was die Motivation dahinter ist.
Natürlich wollen wir nicht geschlagen werden und unseren Kleinkindern beizubringen, dass Schlagen unangenehm für andere ist und die Grenzen anderer überschreitet, ist wichtig und richtig. (Mindestens genauso wichtig ist es aber auch, Aggression und Wut zuzulassen, glaubt man Jesper Juul in diesem Artikel.) In meinem Artikel geht es um eine Mutter, die keinen Ausweg mehr sah. Die all das und mehr ihrem Kind bereits erklärt hat – wie im ersten Absatz des Artikels beschrieben.
Der Artikel zeigt Möglichkeiten auf, mit dem Verhalten umzugehen und den Konflikt zu lösen, wenn wir meinen, keinen Ausweg mehr zu sehen, ratlos sind. Dann kann ein Perspektivenwechsel wieder neuen Spielraum bedeuten, er kann Hoffnung geben und Lösungen möglich machen. Denn was tun wir, wenn wir erklären, uns bemühen, und das Kleinkind schlägt dennoch? Weil es eben nicht anders kann. Genau hier soll der Artikel ansetzen. Denn dass wir Gewalt gegen das Kind anwenden, um ein gewünschtes Verhalten herbeizuführen, ist absolut inakzeptabel.
Natürlich kann und soll ich meinem Kleinkind klarmachen, dass ich nicht geschlagen werden möchte, dass es mir weh tut! Unbedingt! Es soll keine Grundsatzdiskussion sein, sondern eine Einladung, noch ein zweites Mal hinzuschauen. Damit es in dem Moment wirklich um das Kind geht und nicht um das, was ICH glaube oder denke.
Ich habe alles versucht, es hört einfach nicht auf!
„Ich weiß nicht mehr, wie ich noch reagieren soll“, sagt P., die müde vor mir sitzt. „Ich habe alles versucht. Ich habe mal gar nicht reagiert, dann mal Aua gesagt, ihre Hände festgehalten, sie streng angeschaut und „Stop“ gesagt. Dann habe ich versucht, mich zu erklären und sie bereits mehrmals angeschrien, weil ich einfach nicht mehr weiter weiß. Meine Stimme hat sich überschlagen. Einmal konnte ich gar nicht mehr ruhig reden. Ich habe gedroht, spreche nur noch in Wenn-Dann-Sätzen mir ihr. Ich war bereits kurz davor, einfach zurückzuschlagen. Aus purer Hilflosigkeit.“
Sie seufzt. Ich auch. Ich kenne das.
Vor einigen Monaten hatte P. das Problem bereits mit ihrer Tochter. Damals fing das Mädchen an, nach seiner Mama zu schlagen, wenn ihr was nicht passte. Nun, kurz nach ihrem dritten Geburtstag, sieht P. sich wieder damit konfrontiert.
„Hör auf, mich zu schlagen!“
„Warum schlägst du mich?“
„Was stimmt nicht mit dir?“
„Was du da machst, macht Mama so traurig!“
Spielzeug fliegt durch die Luft, das Kind schreit und schlägt um sich
Sie schildert mir eine typische Szene: Ihre Tochter und sie spielen. Sie missversteht ihre Tochter und spielt „falsch“. Oder aber es passiert eigentlich gar nichts, P. sieht gar keinen Grund und dennoch fliegt das Spielzeug durch den Raum. Prompt schreit das Kind schrill und unglaublich laut, ärgert sich und schlägt aus lauter Wut nach der Mama. Weicht P. zurück, geht ihre Tochter einen Schritt weiter auf sie zu und schlägt nochmals hin.
Manchmal passiert das auch, wenn ihre Tochter mit dem Papa oder den Großeltern spielt. Sachen fliegen durch die Luft, Kind schreit hysterisch, rennt zur Mama, schlägt hin.
„Ich bin in vielen Situationen mittlerweile ganz gut bei mir, kann meine Tochter begleiten, auch wenn es mir manchmal schwer fällt. Aber damit kann ich nicht umgehen. Ich bin restlos überfordert“, erzählt meine Freundin mir weiter.
Ich verstehe das nicht: Warum schlägst du mich?
P. durchlebt gerade eine schwere Zeit, die eigentlich bereits all ihre Nerven und Geduld beansprucht. Dass diese nun gemeinsam mit einer herausfordernden „Phase“ in der Entwicklung ihrer Tochter einhergeht, ist vermutlich Pech. Oder das Kind mit seinen feinen Antennen, das noch so ganz im Kontakt mit der eigenen Gefühlswelt und der seines Umfelds ist, spürt, dass Mama belastet ist. Dass da ein unangenehmes Gefühl in der Luft liegt, dass etwas anders ist.
P. fühlt sich machtlos. Sie will nicht von ihrem Kind geschlagen werden.
„Wenn ich meiner Tochter sage, dass es doch gerade gar keinen Grund gab, sich zu ärgern, schreit sie nur noch lauter“, erzählt P. „Machmal sage ich ihr, dass ihr ihr Verhalten komisch finde. Dass ich nicht verstehe, was mit ihr los ist.“ Ich schlucke. P. merkt das und sagt mir, dass sie ja eigentlich weiß, dass sie mit ihrem Verhalten die Gefühle ihres Kindes verleugnet. Sie weiß auch, dass ihre Tochter ihr Verständnis braucht, ihren Halt, ihr Da-Sein.
Aber sie schafft es einfach nicht immer. Nicht in diesen Situationen.
Wir müssen uns vor den Urteilen anderer in Sicherheit bringen, um wirklich authentisch handeln zu können
Manchmal ist P.s Mutter anwesend, wenn ihre Tochter einen Wutanfall bekommt. Machmal ihre Schwester, einmal war es sogar ihre Schwiegermutter. Sie fühlt die Blicke in ihrem Nacken, die sagen: „Das geht doch nicht!“, oder: „Das Kind muss seinen Platz kennen!„, oder: „Wenn du hier nichts tust, wird dich dein Kind auch schlagen, wenn es älter ist! Es muss Respekt lernen!“
Ich höre ihr zu und kann sie gut verstehen: Es ist immer schwieriger, bei uns und unseren Werten zu bleiben, wenn wir ganz genau wissen, dass eben diese gerade be- und verurteilt werden. Hier wäre es wichtig, uns und unser Kind „in Sicherheit“ zu bringen, damit wir so reagieren können, wie wir es wirklich möchten, aus der Tiefe unseres Herzens und im Einklang mit unseren Überzeugungen.
Aber das geht nicht immer.
Ich wurde aufgrund meiner „laschen Erziehung“ sogar schon einmal mit einem schlichten: „Das ist aber traurig.“ getadelt, als ich erklärt hatte, dass es mir persönlich egal ist, wenn meine Tochter ihre Knie am Esstisch anlehnt. Aber weißt du was? Es ist mir wirklich sowas von schnurzegal. Wenn jemand das anders sieht, kann er meiner Tochter gern erklären, warum er ein Problem damit hat. Sie wird ihm sagen, was sie davon hält und die Knie, wenn sie möchte, nicht mehr anlehnen.
Warum stört es dich, wenn dein Kind dich schlägt? „Das macht man nicht!“
Dann frage ich P.: „Warum stört es dich, wenn deine Tochter dich schlägt?“
Sie stutzt. In ihrem Blick kann ich erkennen, dass sie sich kurz sehr über mich wundern muss. „Was ist denn das für eine Frage?“, möchte sie sagen. Aber sie sagt es nicht. Stattdessen überlegt sie.
Sie überlegt, weil meine Themen und Ansätze ihr nicht neu sind. Sie setzt sich sehr bewusst mit Alternativen zur althergebrachten Erziehung auseinander und begleitet ihr Kind liebevoll auf seinen Wegen.
Dann muss sie schmunzeln und sagt: „Nunja, weil ich nicht geschlagen werden will. Und weil man das einfach nicht macht. Man schlägt seine Mama nicht.“ Jetzt lächeln wir beide. Sieht fühlt sich ertappt, denn sie weiß genau: Da ist er wieder, der „man“, der sich immer dann meldet, wenn wir vergessen, die eigenen Glaubenssätze kritisch zu hinterfragen. Kleinkinder schlagen oftmals nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil sie selbst schlicht überfordert sind. Ein persönlicher Angriff gegen die Mutter ist das nicht. Sondern ein Hilferuf.
„Während Kinder, die sich in sich zurückziehen, für ihr „gesellschaftsadäquates“ Verhalten meist gelobt werden, ernten Kinder, die ihren Schmerz über das Gefühl des Werteverlustes über die Strategie des „Schwierig-Seins“ offenbaren wollen, meist herbe Kritik. Dadurch erleben sie sich als noch weniger wertvoll und agieren diesen Schmerz noch stärker aus – ein Teufelskreis, der nur durch die Erwachsenen durchbrochen werden kann.“ aus Wenn das Kind Eltern aggressiv schlägt, tritt und beisst
Dieser „Man“ ist ein ziemlicher Depp. Und langweilig.
Der „man“, der viele Dinge tut oder eben nicht tut, schlicht weil irgendjemand mal gemeint hat, dass dies so sein muss, ist ein ziemlicher Depp. Er ist langweilig, möchte alles und jeden über einen Kamm scheren und das Schlimmste: Er ist absolut unreflektiert, ein Schuh, den wir Eltern uns auf keinen Fall anziehen sollten.
„Man“ ist wie ein hässlicher, blaugepunkteter Spitalskittel, der uns einfach übergestülpt wird – ob wir das wollen oder nicht. Erst danach kann ich mich betrachten und beschließen, dass ich mich ganz dringend umziehen möchte, weil der Kittel sich kacke anfühlt. Weil er mir nicht passt. Und weil er hinten offen ist und jeder meinen Po sehen kann.
Angezogen wird uns der Kittel von den Erfahrungen, den Traumata unserer eigenen Kindheit. Die eigene Erziehung wird wieder wach, wenn wir Eltern werden. Die Emanzipation aus Mustern, Gedanken und vermeintlichem Wissen, das so tief sitzt, passiert nicht von alleine. Diese erlernten Automatismen lassen sich nicht einfach so abstreifen. Da braucht es ein mühevolles Herausquetschen aus dem engen Korsett, das anfangs so luftig daherkommt.
Blick hinter das Verhalten, sieh das Bedürfnis!
Nachdem wir den „man“ entlarvt haben, forschen wir gemeinsam weiter. Ich frage P., ob es ihr weh tut, wenn ihre Tochter hinhaut. Sie zuckt mit den Schultern: Nein, eigentlich nicht, sie ist ja noch so klein. P. überlegt lange.
Es bleibt dabei: P. hat selbst gelernt, dass man seine Eltern einfach nicht schlägt. Das gehört sich halt nicht, sie will das nicht.
Schlagen ist böse.
Schieben wir diese Gedanken, die so tief sitzen, beiseite, macht das den Blick aufs Kind und seine Bedürfnisse frei.
Was bei allen Überlegungen („Man macht das nicht!“ und „Ich will das nicht“) komplett außen vor gelassen wird, sind die Bedürfnisse des Kindes. Irgendwas ist da, irgendwas stört, muss raus. Mit irgendeinem Gefühl, mit einer Stimmung, kann unser Kleinkind gerade nicht umgehen. Es wählt also aus jenen Optionen, die es bereits hat.
Es geht ums Kind. Das Kleinkind, das noch nicht in der Lage ist, sich anders zu verhalten. Es hat ein Problem und es ist unsere Aufgabe, da zu sein. Wir müssen ja noch nichtmal helfen, wenn wir nicht wissen, wie. Auch müssen Kinder nicht in jeder Sekunde, um jeden Preis glücklich sein. Wir dürfen Ärger, Wut, Trauer und all die – vermeintlich – negativen Gefühle zulassen, unser Kind sie er-leben lassen.
Wir sollen sogar.
„Kinder hauen nicht, weil sie böse sind. Kinder hauen auch nicht aufgrund von liebevoller Begleitung. Indem wir immer nur das Verhalten betrachten, vergessen wir unseren Blick auf die dahinterliegenden Bedürfnisse zu lenken. Und in dem wir den Eltern subtil zu verstehen geben, sie wären zu lasch in der Erziehung, formen wir eine Erziehungskultur, die auf respektloser Autorität fußt, hinterlassen wir verunsicherte Eltern zurück und „diagnostizieren“ Kinder.“ aus 6 Gründe, warum kleine Kinder hauen
Was also tun?
Was würde wohl passieren, wenn du die Wut deines Kindes einfach zulässt. Wenn du wirklich hinsiehst, da bist, obwohl es unangenehm ist. Was, wenn du deinem Kind beide Handflächen hinhältst und es draufschlagen lässt, bis die aus irgendwelchen Gründen angestauten Energien sich entladen konnten.
Zulassen. Dasein. Begleiten.
So vieles in unserem Kopf sagt hier: Nein! Das geht doch nicht. Das Kind muss doch lernen, dass… Womöglich hast du recht, und in einer ruhigen Minute zu erklären, wie es dir damit geht, ist sicher essentiell. Aber in der Situation findet kein Lernen statt.
„Doch“, hakt P. hier ein. „Meine Tochter hat manche Dinge, die ich ihr an den Kopf warf, bereits für sich übernommen. Wenn ich sie in einer ruhigen Minute frage, was ihr fehlt, warum sie mich haut, beginnt sie zu schluchzen und sagt: „Ich weiß es selbst nicht, Mama. Irgendwas ist mit mir komisch.“
Ich weiß nicht, wie es dir geht mit all diesen Zeilen. Ich weiß nur, dass ich meinem Kind nicht vermitteln möchte: Du bist falsch. Deine Gefühle sind falsch. Und ich weiß, dass es für mich keine Option ist, selbst Gewalt gegen mein Kind anzuwenden, um das Nicht-Schlagen durchzusetzen.
Auch wenn das unangenehm für mich ist. Für mein Ego, denn klarerweise will ich nicht geschlagen werden. Bleibe ich aber bei mir und meinen (berechtigten) Wünschen, versäume ich womöglich, auf mein Kind und seine Bedürfnisse zu sehen. Und dem fehlen nunmal die notwendigen Fähigkeiten, anders zu reagieren. Das hat es entwicklungspsychologisch einfach noch nicht erlernt.
Das Hinhalten der Hände, das Schlagen und Schreien zuzulassen und nicht zu sagen: „Hör auf zu schreien!“ kann den Ausgang einer Situation, die ja ohnehin da ist, maßgeblich verändern. Dabei muss ich nicht passiv sein, ich kann die negative Energie nehmen und versuchen, sie in positive umzuwandeln. „Zeig mir mal, wie wütend du bist! Was, so wütend?“, kann ich sagen. Vielleicht fangen wir sogar gemeinsam an zu lachen, wenn wir es schaffen, die Situation mit „Oh wow, du bist aber stark!“ oder „Was, so laut kannst du schreien? Da hat dich aber etwas richtig geärgert!“ zu lösen. Wir bleiben in Beziehung, kapseln uns nicht ab. Negative Gefühle haben Raum, dürfen da sein und wieder gehen, wenn sie gelebt wurden.
Da ist nichts Trennendes.
(Noch ein Nachsatz: Wer meint, die Hände hinzuhalten würde Kinder lehren, immer Gewalt an anderen Menschen ausleben zu dürfen, kann auch gern ein Kissen verwenden. Es geht ums Zulassen der Gefühle. Unterdrücken macht krank! Da Kleinkinder keine böse Absicht treibt, ist ihr Verhalten nicht per se gewalttätig. Aber das ist wohl wieder ein anderes Thema.)
Wir lehren unsere Kinder, Gefühle zu leben, verstellen uns aber selbst.
P. geht – ganz unabhängig von der Gefühlswelt ihrer Tochter – durch eine schwere Zeit. „Ich nehme an, du versuchst, deinen Kummer von deiner Tochter fernzuhalten? Vor ihr stark zu sein?“, frage ich. P. nickt. Sie versucht, sich unter Kontrolle zu haben, auch wenn ihre Gefühle sie beinah in die Knie zwingen. Wenn ihre Augen sich mit Tränen füllen und ihr Kind in der Nähe ist, wendet sie sich kurz ab. Sie „reisst sich zusammen“ und erst dann dreht sie sich wieder um zu ihrer Tochter. Nun können sie weiterspielen.
Wie authentisch sind wir, wenn wir aus Angst unseren Kindern gegenüber Schwäche zu zeigen, so gar nicht im Einklang mit dem sind, was wir gerade empfinden?
Unsere Kinder dürfen uns echt erleben.
Sie dürfen und sollen Zeugen davon werden, dass auch wir durch Zeiten gehen, die uns vieles abverlangen. Sie dürfen auch miterleben, wie wir mit Herausforderungen umgehen, sie überwinden, kämpfen und wachsen.
Wenn du bis hierhin gelesen hast, darf ich dir sagen, dass es meine Freundin „P.“ nicht gibt. Dass nicht ich die kritische Gesprächspartnerin war, die zum Perspektivenwechsel einlädt. Es war die wunderbare Sandra Teml-Jetter, Familienbegleiterin und Frau hinter der Wertschätzungszone, der ich so unglaublich dankbar bin. Für ihre Inspiration, die Gespräche und ihre Freundschaft.
Ich hoffe, liebe Leserin, du konntest aus diesen Zeilen etwas für dich mitnehmen. Wenn du diesen Artikel zur Gänze gelesen hast, befindest du dich womöglich gerade in einer ähnlichen, schwierigen Situation. Auch, wenn du vielleicht den Kopf schüttelst bei dem Gedanken, das Schlagen deines Kindes einfach zuzulassen, möchte ich dich einladen, es auszuprobieren und zu sehen, wie ihr das Jetzt gemeinsam gestalten und lösen könnt.
Was machst du, wenn dich dein Kleinkind schlägt?
Diesen Artikel auf Pinterest pinnen:
Themenverwandtes auf Mini and Me:
- „Mama, nicht schreien!“ – Wie wir es schaffen, unseren Kindern auch in schwierigen Situationen liebevoll zu begegnen (und 5 Alternativen zum Schreien)
- „Mama, siehst du mich?“ – Wie wir die Gefühle unserer Kinder unbewusst verleugnen und der einfache Weg, damit aufzuhören
- Erziehung: Wo bleibt das Gefühl? Die Grenzen von Attachment Parenting, Unerzogen und Co. (und über eigene Wege und wahre Begegnung)
- Trotzphase: Wie wir unsere Kinder durch die Wut begleiten und dabei etwas Wichtiges über uns selbst lernen können (ohne Strafen, Drohungen und Konsequenzen)
- Kinder trösten: „Hast du dir weh getan?“ – Übers Wahrnehmen und Verbalisieren von Schmerz
- Good Enough Parenting: Warum es wichtig ist, nicht perfekt sein zu wollen (und 9 Tipps, wie wir Eltern uns weniger Druck machen)
- Ich pfeif auf Konsequenz! – Vom „zu sich Finden“ als Mama und dem steinigen Weg dorthin
- „Mama, ich bin schüchtern!“ – Warum es so wichtig ist, unser Kind zu begleiten, wenn es uns braucht
Text: Mini and Me e.U.; Photo Credits: Fotolia
Bewusster leben per Mail
Gerne hier? Dann schließe dich rund 10.000 anderen AbonnentInnen an! Im kostenlosen Newsletter erhältst du Impulse zur bewussten Elternschaft und Lebensgestaltung, sowie diverse Empfehlungen und Infos zu Neuigkeiten direkt in deinen Posteingang. Ich freu mich auf dich!
Genauere Informationen entnimm bitte der Datenschutzerklärung.
Anmeldung erfolgreich! Bitte schau in deinen Posteingang, um die Anmeldung zu Bestätigen!
35 Antworten
Hallo,
danke für den spannenden Beitrag! Warum es mich stört, wenn mein Kind (2 Jahre und ein paar Zerquetschte) mich schlägt? Ganz einfach, ICH will nicht geschlagen werden. Nicht „man“. Ich sehe das also ein bisschen anders, denn für mich bedeutet es eine Grenzüberschreitung, wenn sie mich schlägt (oder auch manchmal beisst). Und ich finde auch, dass es wichtig ist, dass sie das versteht, deshalb verbalisiere ich das deutlich.
Aber ich nehme auf jeden Fall als Anregung mit, dass ich ihr andere Möglichkeiten bieten kann, ihren Frust abzureagieren; mit mir gemeinsam und nicht mit mir als hilflosem, wütenden Zuschauer. Vielen Dank und liebe Grüße!
Hi liebe Karin, danke dir für deinen Kommentar! :) Lass mich dir eben hier her kopieren, was ich eingangs im Artikel ergänzt habe, damit du evtl. eine Benachrichtigung darüber bekommst.
Dieser Artikel ist keine Einladung zum Hauen – er ist eine Einladung zum Innehalten. Es geht um Kleinkinder und ihre entwicklungstechnisch noch begrenzten Möglichkeiten, mit manchen Emotionen umzugehen. Und es geht um unsere eigenen Automatismen. Wer automatisch sagt: „Ich will nicht, dass mein Kind mich schlägt.“ verhindert möglicherweise hinzuschauen, was das Kind in dem Moment in dem es schlägt braucht – oder was die Motivation dahinter ist. Der Artikel zeigt Möglichkeiten auf, mit dem Verhalten umzugehen und den Konflikt zu lösen, wenn Reden und Erklären nicht reichen. Denn was tun wir, wenn wir erklären, uns bemühen, und das Kind schlägt dennoch? Weil es eben nicht anders kann.
Natürlich kann und soll ich meinem Kind klarmachen, dass ich nicht geschlagen werden möchte, dass es mir weh tut. Es soll keine Grundsatzdiskussion sein, sondern eine Einladung, noch ein zweites Mal hinzuschauen. Damit es in dem Moment wirklich um das Kind geht und nicht um das, was ICH glaube oder denke.
Hallo,
oh je, irgendwie hat das mit der Benachrichtigung nicht funktioniert :-(
Danke für die Erklärung, das ist für mich nicht so deutlich herausgekommen!
LG, Karin
Auch bei mir ist es kein „man“, sondern ein „ich will nicht geschlagen werden“ – und zwar von niemandem!
Da setze ich eine glasklare, authentische Grenze, was aber nicht heißt, dass ich mein Kind nicht auf der Suche nach dem Bedürfnis dahinter begleite und verstehe, dass die starke Emotion jetzt mal auch körperlich raus muss.
Aber nicht das Schlagen per se ist böse, sondern das „andere Menschen schlagen“ ist nicht ok, weil es Schmerz zufügt! Auch „leichte“ Schläge fügen Schmerzen zu, ich erlebe in meinen Beratungen leider immer wieder, dass Klapse auf den Windelpo genau damit verteidigt werden, dass sie ja nicht weh tun :-(
Also, machen wir uns gerne mal in einer ruhigen Minute gemeinsam auf die Suche, wohin könnte das Kind in so einer Wut-Situation schlagen, wo es niemandem weh tut – wir haben so aus dem Schlagen sukzessive ein Aufstampfen gemacht. Tut keinem weh, lässt sich überall durchführen und erdet die heftigen Emotionen …
Liebe Grüße, Vera
Liebe Vera, auch dir möchte ich gern die Ausführungen hierher kopieren, die zeigen sollen, warum es bei meinem „Ich will aber nicht“ nicht aufhören soll. Und meine Frage bleibt: Wie setzt du denn diese glasklare Grenze? Was, wenn dein Kind sich nicht daran hält? Diese Variante hier ist ein Weg, damit umzugehen, ohne selbst Gewalt am Kind anzuwenden. Hier also die Zeilen, die ich nun eingangs in den Artikel eingefügt habe:
Da dieser Artikel auf Facebook so sehr polarisiert, möchte ich gern klarstellen: Dieser Artikel ist keine Einladung zum Hauen – er ist eine Einladung zum Innehalten. Es geht um Kleinkinder und ihre entwicklungstechnisch noch begrenzten Möglichkeiten, mit manchen Emotionen umzugehen. Und es geht um unsere eigenen Automatismen. Wer automatisch sagt: „Ich will nicht, dass mein Kind mich schlägt.“ verhindert möglicherweise hinzuschauen, was das Kind in dem Moment in dem es schlägt braucht – oder was die Motivation dahinter ist. Der Artikel zeigt Möglichkeiten auf, mit dem Verhalten umzugehen und den Konflikt zu lösen, wenn Reden und Erklären nicht reichen. Denn was tun wir, wenn wir erklären, uns bemühen, und das Kind schlägt dennoch? Weil es eben nicht anders kann.
Natürlich kann und soll ich meinem Kind klarmachen, dass ich nicht geschlagen werden möchte, dass es mir weh tut. Es soll keine Grundsatzdiskussion sein, sondern eine Einladung, noch ein zweites Mal hinzuschauen. Damit es in dem Moment wirklich um das Kind geht und nicht um das, was ICH glaube oder denke.
Auch wenn mein Sohn erst 19 Monate alt ist, tut es mir oft sehr weh, wenn er schlägt, weil er gerne dabei noch den Bauklotz in der Hand hält oder wahlweise auch kratzt oder beißt. Ich finde die Situation unheimlich schwer, weil ich oft merke, dass er vor allem abends seinen Stress und seine Emotionen über diese Aggression ausdrückt. Sowohl negative als auch positive, wenn er sich sehr über etwas freut und nicht weiß, wie er das ausdrücken kann. So einen richtigen Weg haben wir noch nicht gefunden. Manchmal hilft es in ein Kuscheltier zu beißen, manchmal hilft kitzeln (in positiven Situationen), manchmal werde ich aber auch ganz schön wütend, wenn ich einen blutigen Kratzer im Gesicht habe.
Das ist absolut verständlich und es ist so schwer, genau wie du sagst. Er ist einfach noch nicht so weit, alle Gefühle verbalisieren zu können. Und dann kommen sie auf andere Weise raus. Eine harte Probe für uns Eltern, so sehe ich es auch. Kuscheltiere, Polster, flache Hände, alles sinnvolle Varianten, bei denen keine Gewalt am Kind praktiziert wird.
Sorry, aber da wird ja wohl ein wichtiger Punkt übersehen: schlagen ist Gewalt und ich möchte nicht, dass mein Kind lernt, so Probleme zu lösen. Daher werden Schläge, egal an wen gerichtet, nicht toleriert. Warum muss immer so überpsychologisiert und vermeintlich 100 mal hinter Verhaltensweisen geschaut werden, um dann mal wieder den Fehler bei den Eltern zu suchen? Gewalt ist IMMER falsch, so einfach ist das!
Liebe Nana, und wie zeigst du deinem Kind, dass Gewalt falsch ist? Wenn es entwicklungspsychologisch noch nicht so weit ist, deine Erklärungen umsetzen zu können? Das hier ist ein Weg, nicht selbst gewalttätig zu werden. Wenn du andere Vorschläge hast – jederzeit!
Liebe Jeannine, ich zeige meinem Kind (15 Monate) auch, dass es nicht immer die Erde aus den Töpfen rupfen, alleine über die Straße gehen und eben auch andere Kinder oder Erwachsene (und mich) nicht hauen soll. Wie? Indem ich es davon (nicht gewalttätig!) erstmal abhalte und erkläre, wieso das so ist (eben keine Konfliktlösung durch Gewalt). In diesem Alter (das Hauen zB fängt ja in der Autonomiephase ab 1 Jahr an) verstehen die Kids doch sehr viel. Diffuse mini-Schläge kann man natürlich aushalten, klar. Aber wenn es eindeutig als Reaktion auf einen Konflikt gemeint ist, halte ich das für bedenklich, hier kein Signal zu setzen. Andere Kinder sollen doch auch nicht gehauen werden? Wie erklärt man diese Diskrepanz?
Da bin ich ganz bei Nana! Fein, wenn man als Mama die Schläge des Kindes aushalten möchte. Aber wenn man davon ausgeht, dass die Kinder noch nicht in der Lage sind zu verstehen, dass schlagen nicht ok ist, dann können sie sicher auch nicht differenzieren, in welchen Situationen gehauen werden darf (Mama) und in welchen nicht (alle anderen Personen). Ich möchte sehen, wie die Reaktion ist, wenn das eigene Kleinkind von einem anderen Kleinkind gehauen wird und die dazugehörige Mutter nur mit den Achseln zuckt, weil das Kind sich ja gerade nicht anders abreagieren kann. Oder wie wird sich da „korrekt“ verhalten? Es ist ja wohl nicht zu erwarten, dass das geschlagene Kleinkind sich ein Kissen schnappt…Besonders in einer Community, die Gewalt so verteufelt, finde ich es erstaunlich, dass hier anscheinend Gewalt -denn jemanden zu schlagen ist Gewalt- als ok und tolerierbar angenommen wird.
Das finde ich einen guten Beitrag!
Ich befinde mich selbst gerade nicht in solch einer Situation. Aber ich war in solch einer, bzw. kommen wir gerade da heraus.
Meine Tochter (21 Monate) hat angefangen, mich immer ins Gesicht zu hauen (auf die Backen) wenn ich auf ihrer Höhe war. Grund: pure Freude. Herausgefunden: weil sie sich freute und Spaß dabei hatte. Ich nehme an, sie hat das Gesicht gewählt, weil es in Reichweite ist/war und auch IHR viele viele Leute – unter anderem eben auch ich – ihr ins Gesicht langen. Unbewusst und bewusst. Kennt sicher jeder: mal ein kurzes streicheln über die Backe; mal kurz lieb haben und einen Kuss audrücken; oder die Oma kommt zur Tür herein und streichelt meiner Tochter erst mal über die Backe…. etc. es gibt etliche Situationen. Wir (ich verallgemeinere mal stark!) im Westen denken darüber nicht nach. Ich habe mal gelesen oder gehört, dass die Asiaten den Kopf als Heilig betrachten. Da wird auch dem Kind nicht über den Kopf gestreichelt, geschweigedenn im Gesicht!
Zurück zur Situation schlagen im Gesicht: ich habe ihr dann klipp und klar gesagt und signalisiert, dass ich das nicht möchte und mir weh tut. Auch bin ich dann weg gegangen oder habe sie hin gesetzt. Weil es MIR WEH TUT.
(Sie hat übrigens Papa und Oma auch ins Gesicht gehauen)
Und es wurde besser. Grund: ich wusste warum sie es machte, ich wusste was ich wollte, Ich-Botschaften, klare Grenzen.
Andere Situation: sie trat mich sehr oft Abends im Bett. Da ich zudem schwanger bin, tat das noch mehr weh. Ich bot ihr dann eine Alternative an: ins Kissen oder in die Decke treten. Und es half. Sie tritt mich nicht mehr.
Aber bis ich dahinter gekommen bin warum sie tritt und dass sie es nicht mit böser Absicht macht, vergingen ein paar Wochen.
Schlussendlich: es gibt für alles einen Grund und eine Lösung.
Daumen hoch!
Danke für den Text.
Liebe Grüße
Wir handhaben das mit dem in die Handflächen schlagen bzw eher wir boxen. Oder zum abfangen der Schläge weil mein Kind trotz – ich will das nicht und Alternativen – diesen Weg wählt. Bevor ich mein Kind festhalte wähle ich diesen Weg und mache daraus ein „Spiel“ wie boxen oder Armdrücken.
Es kam nur 2x vor, aber mich hat es deshalb gestört wenn mein Kind (jetzt 4) mich geschlagen hat, weil es mich zwar nicht körperlich geschmerzt hat dafür aber psychisch. Allerdings ist es (meiner Meinung nach) an uns Eltern zu reflektieren und zu erkennen, dass die Kinder in dem Moment ihre Wut nicht an uns persönlich richten sondern einfach kein passendes Ventil finden ihre Frustration, ihren Ärger loszuwerden. Ich habe allerdings nicht meine Hände hingehalten, sondern wir haben einen Sitzsack und ich hab sie damals gebeten fest dort hineinzuboxen. Als die größte Wut herausgeboxt war, haben wir geredet und als während dem Gespräch die Wut wieder hochkam hat sie weitergeboxt. Das war damals eine gute Möglichkeit zwar nicht die Hand „gegen mich“ zu erheben aber trotzdem zu signalisieren: „Alles was du spürst, alles was da ist, darf da sein.“ Liebe Grüße, Karin
Guter Artikel! Super, dass das Thema auch mal von dieser Seite angegangen wird! Bei uns ist es auch gerade ganz aktuell und ich bin eigentlich ganz froh, dass mein Kind sich in diesem starken GefühlsAusbruch doch in erster Linie an mich wendet und sich bei mir „Hilfe“ holt. Klar hat er gerade ein falsches Ventil gewählt aber so bin ich ganz nah an ihm dran und wir können zusammen daran arbeiten um zukünftig bessere Ventile zu finden. Ich verstehe es eigentlich nicht in dieser Hinsicht als Gewalt.
Schlagen und Beißen aus Frust oder wegen fehlender anderer Ausdrucksmöglichkeiten kenne ich auch. Und ich möchte nicht, dass mein Kind mich, sein Geschwisterkind oder andere Kinder in der Kita haut oder beißt, selbst wenn ich Verständnis für die „Notsituation“ habe. Was mir in dem Artikel ein wenig zu kurz kommt, sind Alternativen dazwischen. Verständnis für den Frust in Kombination mit Unverständnis für eine Reaktion wie Hauen hat bei uns oft – wenn auch zugegeben nicht immer – geholfen. Oder die Alternative zur Person: mein Zweijähriger beißt halt aus Frust ins Kissen. Oder darf auf den Boden hauen/Stampfen. …
Ein wirklich schöner Text! Mit viel Verständnis!
Unsere Tochter ist jetzt 15 Monate und fängt an, wenn ihr etwas nicht passt, um sich zu Hauen.
Sie haut auf Gegenstände, mich, ihren Papa und sich selbst. Sie kratz auch gerne mal und zeigt vorher schon an, dass
sie jetzt ihren Frust am gegenüber auslebt mit dem Worten „Aua“. Wenn es mir wirklich weh tut, sage ich ihr, dass ich das nicht möchte weil es mir weht tut. Letztens habe ich sie ganz bewusst auf meinen Bauch hauen lassen. Es hat ja auch nicht weh getan. Dann hab ich sie angelächelt und wir mussten beide sehr lachen. Und ich fand es schön, sie war kurz perplex, weil ich mich nicht wehrte und alles zu ließ, das entspannte die Situation im Nu ungemein.
Grundsätzlich gehe ich aber vor allem dem Grund nach warum sie haut und versuche dann zu erklären, nehme sie in den arm und lass sie ihre Wut erleben. Und dann ist der Frust in den allermeisten fällen ganz schnell durchgestanden.
Liebe Jeannette, das ist ein ganz toller Artikel. Die Idee, mit dem auf die Hände klatschen, ist super. Gott sei Dank haut mich meine Tochter sehr selten.
Gefühle authentisch gegenüber den Kindern zu zeigen und zu leben, benötigt sehr viel Mut und Kraft. Wir versuchen es seit einiger Zeit. Ehrlich gesagt habe ich schon Angst, dass meine Tochter damit nicht umgehen kann. Vllt liegt es auch daran, dass ich nicht so aufgewachsen bin.
Vielen Dank für diesen echt aufschlussreichen und zum Nachdenken anregenden Artikel. Ich bin zwar keine Mama sondern ein Papa, aber auch ich habe die gleichen Probleme. Ich sehe ein, dass mein 19 Monate altes Kind noch nicht in der Lage ist Wut, Trauer oder Frust anders auszudrücken als durch Schreie oder hauen. Leider sind das eben nicht die einzigen Situationen in denen mein Sohn zuschlägt. Wenn er zum Beispiel durch unser gemeinsames Toben überdreht ist, auch dann schlägt er zu und lacht dabei. Wie soll man also damit umgehen?
Liebe Jeannine,
ich danke Dir für Deinen Artikel und die schöne Bildsprache darin.
Den „Man-Kittel“ finde ich sehr gelungen.
Und ich möchte nur jeden, der hier bei Dir liest mitunterstützen dem von aussen gesendeten Druck nicht nachzugeben, nicht dafür die Beziehung zum eigenen Kind zu opfern.
Es ist nicht einfach immer liebevoll und zugewandt zu sein, doch es ist wichtig dann die Kinder mitzunehmen, wie Du es ja auch beschreibst.
Ich hätte mir so einen Bericht und diese Austauschmöglichkeiten sehr gewünscht, als meine Kinder klein waren, nun haben sie selbst Kinder und natürlich Deinen Artikel in ihrem Postfach ☺
Liebe Grüße von
Ama
Ich hab mir auch zuerst gedacht, boah, der Artikel geht schon ziemlich weit… aber als ich dann überlegt hab wie es bei uns so läuft, bin ich draufgekommen ziemlich genau so versuche ich es eigentlich auch…
Meine beiden sind ziemlich emotional und halt beide in einem Alter (2,5) in dem Impulskontrolle und das Sich-in-andere-Hineinversetzen noch nicht wirklich (aber immer öfter) funktioniert. Beißen, hauen, schupfen … irgendwas passiert jeden Tag und nicht erst seit gestern sondern angefangen hat’s mit knapp über einem Jahr… ich hab mich oft gefragt, ob ich „strenger“ sein müsste … heute bin ich überzeugt, dass es von Charakter des Kindes abhängt wie intensiv die „Trotzphase“ ausfällt. Und „strenger sein“ hatte bei meinen nie einen Erfolg. Das heißt nicht, dass ich zwei kleine Tyrannen zuhause hab – eigentlich sind sie recht einfühlsame Kinder und seit sie sich verständlich machen können, merke ich immer wieder wie gut sie sich schon in andere hineinversetzen können, wie gerne sie einander/anderen helfen, wie schnell
sie Regeln kapieren (auch wenn sie sie nicht immer umsetzen können).
Ich hab hier schon mehrmals die Hand oder den Arm dazwischen gehalten, wenn der eine seine Wut/Enttäuschung/Ärger am anderen „auslassen“ wollte. Natürlich geht beißen/schlagen/treten nicht, aber es passiert … wenn ein Stopp nicht reicht, dann „halte ich halt her“ – nicht weil ich treten/beißen/hauen ok finde sondern weil ich die Erwachsene bin und es mich physisch kaum verletzt und ich verstehen kann, dass diese Grenzüberschreitung eine momentane Überforderung des Kindes ist, das sich nicht anders ausdrücken kann … und dann gibt’s immer noch die Möglichkeit zu sagen „ich mag das nicht, mir tut das weh“ und „wie wär’s wenn wir es das nächste Mal anders probieren – zB in dem du sagst, dass dich das und das ärgert…“ ich denke mittlerweile, wenn ich als Erwachsener mit Schimpfen/grob sein/bestrafen darauf reagiere, dann lerne ich dem Kind nicht „die Regeln“ sondern dass Wut/Aggression die „normale“ Reaktion ist – wenn mir etwas nicht passt und reagiere damit eigentlich nicht viel anders als das Kind (nur vielleicht gesellschaftlich anerkannter). … und ganz ehrlich, wenn ich es (obwohl ich eigentlich Impulskontrolle und Mich-in-andere-Reinversetzen schon gelernt hab) nicht immer schaffe, mich „richtig“ zu verhalten, wie kann ich dann erwarten, dass ein Kleinkind das schafft?!
Mag schon sein, dass „Strenge“ und „man darf das nicht“ bei einigen Kindern funktioniert, bei meinen nicht, aber wie gesagt das ist meiner Meinung nach Charaktersache. Und nur damit das klar ist: Die Regel ist auch bei uns „man darf nicht aggressiv sein“ – aber ich seh das so, dass zu allererst ich mich daran halten muss, weil Kinder meiner Meinung nach mehr durchs Vorbild lernen als durch Erklärungen…
Und ich denke, die Erklärung von Susanne Mierau trifft es ziemlich gut: „Die Frage ist nicht, OB wir etwas ablehnen dürfen, sondern WIE wir etwas ablehnen.“
https://geborgen-wachsen.de/2017/08/03/ich-will-das-nicht-grenzen-von-eltern/
Danke für diesen inspirierenden Beitrag liebe Jeannine! Das wirft einen ganz neuen Blickwinkel auf und was ich am schönsten finde, es beschäftigt sich mit dem Bedürfnis, das hinter der Reaktion des Kindes steckt. Es gibt Anstoß zum nachdenken, reflektieren und überdenken….Danke dafür!
Liebe Sarah, wie schön, ich danke dir sehr für deine Zeilen! :)
Hallo Jeannine, meine Tochter ist jetzt vier und hat manchmal richtig aggressive Äußerungen mir gegenüber (mehr als bei meinem Mann). Letztens waren wir wo, mussten noch kurz etwas besprechen und sie war schon müde und wollte gehen. Plötzlich kommt die zu mir (ich saß an einem Tisch) und schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. Das tat weh, körperlich und seelisch. Kurz darauf, als ich versuche, sie anzuziehen, tritt si mich voll ans Schienbein. Mein Mann hat dann übernommen. Ich bin in solchen Situationen echt hilflos, vor allem, weil ich weiß, dass sie sich sehr wohl verbal ausdrücken könnte, aber bewusst sich für Gewalt gegen mich entscheidet.
Ich nehme an, dein Artikel bezieht sich auf jüngere Kinder? Wie reagieren bei einer Vierjährigen?
Liebe Lapin, danke dir für dein Kommentar und die Einblicke! Ich bin mir sicher, dass deine Tochter einen Grund hat für ihre Aggressionen. Es ist an dir als Mama, diesen herauszufinden und ihr zu helfen. Sie zeigt dir, dass es ihr nicht gut geht. Dieses Unwohlsein kann, muss aber nicht unbedingt etwas mit der gegenwärtigen Situation zu tun haben – das kann ganz andere Wurzeln haben. Vielleicht würde der verbale Ausdruck ihrem Gefühl einfach nicht gerecht. Es erscheint ihr als „die beste Lösung“ dich zu hauen. Die, die sie hat. Wenn du magst, melde dich per Mail bei mir und wir sehen uns das konkreter an. Alles Liebe, Jeannine
Der Beitrag liegt zwar schon einige Zeit zurück,
jedoch ist das Thema nach wie vor brisant und bestimmt für viele aktuell. Aus diesem Grund möchte ich mich gerne meinen Beitrag dazu leisten:
Auch meine Tochter 1,5 Jahre schlägt und beißt mich während Wutanfällen. Warum möchte ich nicht, dass sie das tut?
1. Es tut tatsächlich weh. Ich habe an Armen Bissspuren, die mich nicht nur traurig sondern auch wirklich wütend machen.
2. Ich bin im 7. Monat schwanger, trage also nicht nur Verantwortung für mein Wohlergehen.
3. Ich sehe bei ihren teils extremen Wutausbrüchen, bei denen sie nicht nur mir die Augen versucht auszukratzen sondern mit dem Kopf auch gegen die Harten Fliesen des Badezimmers schlägt beim Abtrocknen z.B., keine andere Möglichkeit als sie gewaltsam (ja bewusst gewähltes Wort) festzuhalten. Ihre Arme sehr unsanft zu packen, sie im Fixiergriff zu halten – und ich mag mich dafür nicht – denn auch das ist Gewalt.
Mittlerweile habe ich Alpträume, in denen mein Kind mich auch später als Erwachsene schlägt und ich fühle mich so machtlos.
Also, ja , ICH mag es nicht wenn sie mich schlägt und ich habe dann regelrecht Angst vor ihr und vor mir selber weil ich mir von mal zu mal schwerer tue mich unter Kontrolle zu halten.
Ich habe jetzt Hilfe gesucht in einer Familienberatungsstelle, mal sehen ob das was bringt.
Liebe Anni, danke dir für dein Kommentar. Du hast ja bereits geschrieben, dass du dir Hilfe suchst bei einer Familienberatungsstelle. Das wäre meine Bitte an dich gewesen, bitte, lasst euch als Familie von jemandem unterstützen. Systematische Ansätze können vielleicht etwas aufdecken, dass für euch alle Entlastung bedeutet. Denn dass etwas nicht stimmt, zeigt dir deine Tochter so deutlich sie es kann. Alles Liebe für euch!
Puh, das Thema begleitet mich tatsächlich schon seit Monaten.
Mein Kleiner (3 Jahre) fängt sehr schnell an zu schlagen. Und wo P. sagen konnte „nein, eigentlich tut es nicht weh“, kann ich Dir sagen, oh doch, das tut es. Vielleicht nicht immer, aber oft genug. Und zwar ordentlich.
Auf Kissen hauen als Alternative will er nicht. Stampfen auch nicht. Halte ich seine Hände fest, versucht er statt dessen zu beißen oder haut mit seinem Kopf nach mir. Und dann tut es wirklich weh.
Einfach weg gehen und das Kind mit seiner Wut alleine lassen soll man auch nicht. Was mache ich also?
Und je größer mein körperlicher Schmerz, desto schwieriger ist es für mich, nicht zurück zu schlagen, um die Sache zu beenden. Da will sich mein inneres Kind wehren.
Und das ist es, was mich am allermeisten fertig macht. Ich will ihn nicht schlagen, ich will nicht mal den Reflex haben, ihn zu schlagen. So bin ich nicht. Oder eben doch?
So kommen wir beide am Ende fix und alle aus so einer Situation heraus und ich weiß immer noch nicht, ob er dabei lernt, besser damit klar zu kommen.
Liebe Jeannine, vielen Dank für Deinen Artikel. Irgendwie stosse ich gerade immer wieder auf deine Seite und finde sehr vieles bewundernswert. Leider fühle ich mich immer wieder wie eine Versagerin, weil ich mit der Aggression und Wut meiner Tochter nicht umgehen kann. Sie ist jetzt allerdings 7 Jahre und ich bin gerade an einem Punkt, wo ich nicht mehr weiter weiss. Wie kann ich ruhig bleiben, wenn eine sieben jährige über mehrere Stunden wütend, gemein, gehässig und aggressiv im Wechsel ist. Wenn Sie, wenn Sie müde ist alles ablehnt und verneint, was eventuell wieder dazu führen würde, dass sie „runterkommt“. Ich schaffe es im Schnitt ca. 2-3 Wut-Peaks ruhig zu durchstehen, aber dann kippe ich und werde ähnlich wie sie. Ich schäme mich so dafür, und gleichzeitig fühle ich mich verletzt und dann kommt da immer dieser blöde Untergedanke, dass sie dass nicht mit mir machen darf. Sie droht mir an mich zu hauen oder zu beissen, wenn ich dass oder das nicht mache und dann tut sie es auch, weil ich nicht nachgebe. Und ich muss sagen, dass ich auch jemand bin, der Angst davor hat verletzt zu werden. Ich bin sehr schmerz- und schreckempfindlich. Bei meiner 4 jährigen kann ich so einem Wutanfall besser begegnen. Ich kann Ihr zugewandt bleiben und auch kleinere körperliche Attacken übergehen. Und dann ist es nach zwanzig Minuten einfach vorbei, sie kuschelt sich an mich und alles ist wieder gut. Das war bei Pauline noch nie so. Jeder Gefühlsausbruch oder Wutanfall hat über Stunden gedauert und trotzdem war sie danach oft nichtmal sehr müde. Und mein Hauptproblem, sie braucht trotzdem immer eine gewisse räumliche Nähe. Ich kann noch nicht einmal in ein anderes Zimmer gehen um tief durchzuatmen. Sie klebt wütend, trotzig und gehässig an meinen Fersen. Sie ist in der meisten Zeit ein wahnsinnig liebevolles, hilfsbereites und pfiffiges Mädchen mit einem eigenen Willen und sowohl einem starkem Drang nach Selbstständigkeit als auch (vor allem Abends) einem riesigem Nähebedürf (mehr als Ihre vierjährige kleine Schwester). Und sie hatte schon immer sehr viel Energie und Schwierigkeiten runterzukommen und einzuschlafen. Keine Ahnung, warum ich das alles schreibe. Ich weiss gerade einfach nicht weiter. Habe sogar schon überlegt zum Psychologen oder zum Jugendamt zu gehen. Fühle mich so hilflos und verzweifelt und merke dass ich ihr einfach keine Hilfe bin. Ich bin selber ein sehr emotionaler und sensibler Mensch. Allerdings habe ich nicht dieses Energielevel (das hat sie wohl eher von meinem Mann geerbt). Vielleicht kannst Du mir ja einen Tipp geben, wie ich uns helfen kann, oder wo ich am besten Hilfe bekommen. Vielen Dank und liebe Grüße
Nina
Ich wollte nur mal da lassen, wie sehr ich es bewundere, dass du so einfühlsam auf die in meinen Augen doch manchmal recht harschen Kommentare reagierst <3
Ich gebe zu, ich bin auch beim "Ich will einfach nicht gehauen werden" stehen geblieben, werde mich aber an deinen Artikel erinnern, hinter das Verhalten meines Kindes zu schauen, wenn es bei uns wieder soweit ist :)
Alles Liebe
Julia