Wie verändert ein Baby das gemeinsame Reisen? Ein Blick zurück auf unvergessliche Highlights unserer ersten Jahre als Paar, gefolgt von einem Blick in den Kalender: Wenn sich bereits zwei Wochen vor Urlaubsantritt Panik breitmacht, weiß man, dass man mittlerweile als Familie die Koffer packt. Eine Ode an die spannende Reise durchs Leben mit Kindern.
Der Artikel erschien in meiner Kolumne „Mama & Kind“ in der Baden Passion Summer Edition 2016.
Urlaub als Paar vs. Urlaub mit Baby
„Ob man sich wirklich versteht, sieht man erst, wenn man gemeinsam Urlaub gemacht hat.“
Das ist die Wahrheit – zumindest meiner Erfahrung nach. Mein Verlobter und ich können richtig gut zusammen urlauben. Er erfüllte mir den Traum vom spontanen Städtetrip nach Paris. Wir aßen in einer kleinen marokkanischen Spelunke, deren Toilette ich zum Glück erst nach dem Essen sah, den besten Couscous aller Zeiten. In den Everglades tauchte abseits des Highways ein Alligator vor uns auf und wir sprangen, wie von Moskitos gestochen, wieder in den gemieteten Chevy. In San Francisco erlebten wir die Golden Gate Bridge im Nebel, bevor wir in unser Hotelzimmer im dunklen Keller eines alten Hotels zurückkehrten. Die feine Experimental Sushi Bar im Bellagio bescherte uns die außergewöhnlichsten – und zweifellos teuersten – Geschmacksexplosionen unseres Lebens.
Baby da, alles anders?
Dann bekamen wir ein Baby. Jetzt ist Urlaub… anders. Die wilde Romantik und die Abenteuerlust sind einer zwei Seiten langen „To-Do“ Liste, die uns sagt, was vor dem Kurzurlaub in Italien noch erledigt werden will, gewichen. Die Erinnerung an unsere entspannte Fahrt auf dem Highway No 1 in Kalifornien, einer der schönsten Autostrecken der Welt, verblasst beim Gedanken an die Strecke Tirol – Wien, die wir im Winter mit unausgeschlafenem Kind hinter uns brachten. Ich erwische mich dabei, wie ich nervös versuche, das Fassungsvermögen des Kofferraums Daumen mal Pi zu ermitteln. Finden alle Windelpackungen, neben Buggy, drei Koffern und 25 Kinderbüchern, überhaupt noch Platz? Allein die Urlaubsplanung sorgt für mehr Stresshormone, als es der noch so knapp erwischte Flug anno dazumal jemals geschafft hätte.
Das Besondere an jedem Tag
Aber eigentlich ist das alles gar nicht schlimm – wir brauchen nämlich auch nicht mehr so viel Urlaub und vor allem nicht so, wie wir ihn kannten. Er muss nicht mehr so abenteuerlich sein wie früher und die Destination, das Drumherum, ist nicht mehr das Wichtigste. Der Fokus liegt nun woanders, denn auch unser Blick fürs Besondere hat sich verschoben: Seit nunmehr fast zwei Jahren ist es unser Alltag, der die unvergesslichen Momente, die wir so bewusst mit allen Sinnen festhalten möchten, für uns bereithält. Es ist das gemeinsame Aufwachen, das Gewecktwerden mit der süßesten Stimme. Es ist das laute „Ja!“, dem die Begeisterung der ganzen Welt innewohnt. Es sind die kleinen Augenblicke, die schnell vergehen und denen doch der größte Zauber innewohnt. Es sind kleine Momente, die magisch wirken, egal wo auf der Welt wir sind.
Es ist der Alltag als Eltern, der uns auf die härteste Probe gestellt und so sehr zusammengeschweißt hat, wie kein Urlaub – ob nun im tiefsten Dschungel oder auf den höchsten Bergen – es jemals könnte. Wir stehen mit unserer kleinen Tochter noch ganz am Anfang der aufregendsten Reise, die so ein Menschenleben zu bieten hat.
PS: Auch bei all der überschäumenden Elternliebe, eines bleibt: Die Kinderlosen urlauben entspannter.
Hat sich bei euch seit der Geburt eurer Kinder urlaubstechnisch auch so einiges verschoben? ;)
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10 Antworten
Liebe Jeannine!
Da hast du recht… Urlauben „nur“ als Paar ist komplett anders als das Urlauben mit Kind. ;)
Unsere längste Reise führte uns vor 3,5 Jahren (wow, so lange ist das schon wieder her?!) nach Tokio. (Ich habe bei einem Gewinnspiel den Hauptpreis gewonnen – sonst hätten wir uns das wohl kaum geleistet, neben dem Hausbauen…*hihi*) Ich denke noch oft nach, wie „furchtlos“ wir doch diese Reise angetreten haben. 12h im Flugzeug, 0 Ahnung und 0 Plan von dieser Stadt. Es war schon etwas besonderes.
Unser erster Urlaub als Familie war als unsere Maus 1 Jahr und 3 Monate alt war. In die Therme Lutzmannsburg. Und trotz aller Anstrengungen mit Einpacken und dem viel zu vielen Nachdenken ob alles gut gehen wird, war es der schönste Urlaub den wir je hatten. Die leuchtenden Kinderaugen als sie diese „große neue Welt“ sah… und die Freude dran, den ganzen Tag das Themalwasser von einem Becher in den anderen zu gießen. :D unbeschreiblich.
Man verändert sich einfach, wenn man selbst Kinder hat. (Egal in welchem Bereich – man freut sich ja auch über die vollen Windeln ;) )
Mit Kind erlebt man Urlaube einfach intensiver, weil sich die Kleinen an den kleinen Dingen erfreuen die das Leben lebenswert machen. <3
Liebe Grüße
Steffi
Liebe Stefanie,beim Lesen musste ich schmunzeln – die Therme Lutzmannsburg ist sicher ein wenig anders als Tokio… ;) Wobei, wie du ja auch selbst schreibst, Kinder können jeden Flecken Erde zu einem Abenteuer machen… auch die weniger exotischen. :) <3 Einmal mehr, danke fürs Kommentieren. Ich finde ja, du solltest auch bloggen!
Vielen Dank. ;)
Puuh. Mich täte es beim programmieren oder gestalten (wie auch immer man das nennt?!) schon aufschmeissen. ;) *hihi*
Da geb ich lieber so meinen Senf dazu. :D
Vielleicht brauchst ja mal einem Gastbeitrag. :)
Ach was das ist gar nicht so schwer, das meiste kann man ja easy einstellen. ;) Hihi, aber ich werd auf jeden Fall dran denken! ;)
Witzig, einer unserer schönsten kinderlosen Urlaube war der entlang der Westküste der USA! :D Während der Schwangerschaft ging es nach Israel und jetzt wo unser Bub 4 1/2 Monate ist, hätte ich schon Lust mit ihm gemeinsam das nächste Abenteuer zu planen. Allerdings ist der Papa dagegen und ich hab natürlich auch Bedenken, was die Flugdauer angeht und das Klima und und und… Wohin es Ende September geht, ist immer noch nicht klar. Korfu, Portugal, Mallorca? Oder vielleicht doch Italien?
Viele Grüße von Simone
Liebe Simone, da scheinen wir ja einen ähnlichen Geschmack zu haben, wenn es um Urlaube geht! :D Auch die Pläne jetzt mit Baby klingen total spannend, und deine Bedenken kenn ich nur zu gut. Haben uns, als die Kleine so klein war, auch gegen Langstrecke entschieden. Bisher war sie nur in Europa unterwegs, aber das ist OK. Mit zwei Jahren muss man noch nicht sooo sehr in die Ferne streben. ;) Alles Liebe und einen wunderschönen Urlaub im September!
Klar ändert sich das Reisen wenn man Kinder hat. Aber prinzipiell ist alles möglich (einzige Ausnahme für mich: Länder mit viel Malaria)…und das auch mit wenig Gepäck (letzte Reise: 60 Liter Tasche für 2 Kinder und mich, früher war die Tasche für mich alleine zu klein). Mit unserem Großen bin ich alleine nach Kanada geflogen als er 8 Monate alt war, seinen ersten Geburtstag hat er in Thailand gefeiert…wir reisten dort einen Monat, ohne Plan. Die erste Karenz hab ich so richtig genossen…wir kamen auf über 20 Flüge plus zahlreiche Autoreisen. Seit Nummer 2 da ist, sind wir ein bisschen ruhiger geworden, v.a. weil Nr 1 jetzt voll zahlen muss fürs fliegen. Trotzdem sind wir viel mit dem Auto unterwegs und beide Kinder kennen es seit ihren ersten Wochen, dass wir in Hotels/Appartements übernachten.
Was sich aber auf jeden Fall geändert hat ist das Tempo in dem wir reisen. Und dass die Bedürfnisse unserer Kinder immer oberste Priorität haben. So schauen wir z.B. dass wir nur für jeden 2. Tag Aktivitäten planen und sie an den anderen Tagen ihren Mittagsschlaf in Ruhe im Bett halten können.
Auch wenn es langsamer ist und man nicht alles machen kann, es macht so viel mehr Spaß…und ein Bonus ist, dass man mit kleinen Kindern immer viele Einheimische kennenlernt, egal wo man ist.
Ich kann allen nur sagen, macht euch nicht zu viele Gedanken. Einfach machen und genießen. Es wird garantiert grandios!
Liebe Grüße Magdalena
Wow Magdalena, dein Kommentar allein ist schon wahnsinnig inspirierend für mich – was passiert da erst bei einer ganzen Unterhaltung? ;) Find ich wirklich super, dass du bzw. ihr so viel reist mit euren Kindern. Und mit 8 Monaten allein wohin – so weit noch dazu – hätte ich mich ehrlich nicht getraut. Hut ab!
Einfach machen und genießen ist wirklich ein schönes Credo fürs ganze Thema „Reisen mit Kind“. Dass Kinder das Tempo etwas runterschrauben, ist finde ich absolut positiv. So kann man versuchen, länger in Momenten zu verweilen und hetzt hoffentlich auf Reisen weniger, als es früher vielleicht der Fall war.. :) Danke dir!
Hallo Jeannine, hallo ihr Lieben,
danke für diesen Artikel! Ich kann mich da ganz Magdalena anschließen! Mit Kindern ist fast alles möglich, solange man mit den richtigen Erwartungen an die Sache geht. Und langsam unterwegs zu sein ist auch ganz wichtig.
Natürlich ist Reisen mit Kindern anstrengender als ohne, aber das ist das Leben zuhause ja auch. Das mit dem Gepäck ist sicher oft eine Herausforderung, vor allem wenn die Kinder noch Windeln & Co brauchen. Spielzeug hingegen empfinden wir unterwegs meist als relativ unnötig, es gibt sowieso ständig was zu entdecken und zu erleben…
Ab Mitte August sind wir mit unseren zwei Kids (3 und 4) für 1 Jahr mit dem Rucksack unterwegs – das heißt ein 60 l und ein 70 l Rucksack für uns vier muss reichen (bin auch schon gespannt wie sich das ausgeht, das wird jedenfalls sehr spannend…
Alles in allem lieben wir das Reisen mit Kindern, es ist so schön, Quality Time gemeinsam zu verbringen und bereichert uns als Familie total! Also traut euch, Mamas… kompliziert sind nämlich meistens nicht die Kindern, sondern nur wir selbst ;-)
Falls jemand noch mehr zu diesem Thema lesen möchte gibt es zwei Artikel zu genau diesem Thema auf meinem Blog, vielleicht sind sie hilfreich! Nummer 1 ist über die Herausforderungen beim Reisen mit Kindern, Nummer 2 über unsere positiven Erfahrungen:
http://www.franzlsontour.com/2015/12/09/wir-lieben-reisen-mit-kindern-meistens/
http://www.franzlsontour.com/2016/01/18/warum-reisen-mit-kindern-für-uns-einfach-ist/
Habt alle einen schönen Sommer mit entspannenden Reisen :-) LG Martina
Jö liebe Martina, danke für dein wunderbares Kommentar! Dass ich ein großer Fan bin, weißt du ja mittlerweile. Und ich beneide euch sehr um euer Rucksack-Jahr auswärts als Familie. Ich bin schon so gespannt auf die Eindrücke, die ihr auf eurem Blog teilen werdet und freue mich schon sehr darauf. In jedem Fall muss ich dich irgendwie für einen Gastbeitrag begeistern können – vielleicht wenn ihr ein paar Monate unterwegs seid? :) Ich wünsche euch eine wunderbare Zeit! Alles Liebe!