Mini and Me

„Mama, siehst du mich?“ – Wie wir die Gefühle unserer Kinder unbewusst verleugnen und der einfache Weg, damit aufzuhören

veröffentlicht am 2. April 2017

Situationen, in denen wir unseren Kleinkindern nichts recht machen können, gibt es viele. In solchen Momenten spüren wir manchmal eine Distanz, die da vorher nicht war. Sie belastet uns und fühlt sich fremd an. Wir Eltern sind für die Qualität unserer Beziehung verantwortlich, nicht das Kind. Aber der Anspruch, jeden Wunsch erfüllen zu können, ist illusorisch. 

„Mama, siehst du mich wirklich?“

Meine Tochter und ich sitzen im Auto. Wir warten seit etwa fünf Minuten auf Oma, die gleich von ihrem Termin zurückkommt. Vorne sitze ich, meine Tochter hinten in ihrem Kindersitz. Sie wollte nicht, dass ich mich zu ihr setze. Ich checke meine Mails am Handy. Eigentlich war Mini gerade noch am Spielen, deshalb dachte ich, das wäre eine gute Gelegenheit.

Da höre ich ein leises „Oma, Oma!“

Ich schaue nach vorne, an die Hausecke, um die Oma eben verschwunden ist. Nichts zu sehen. Über den Rückspiegel sehe ich meine Tochter an und sage: „Oma ist gleich wieder da, mein Schatz.“ Sie guckt unglücklich auf das kleine Büchlein vor sich. „Omaaa…“, maunzt sie, wesentlich verstimmter. Ich füge hinzu: „Sie ist doch gerade erst zum Termin gegangen, wir warten erst ein paar Minuten. Es dauert sicher nicht lange, bis sie wieder kommt.“

Darauf sie: „OHJA! Oma!“

Ihr Ärger über eine Sache, die mit uns beiden nichts zu tun hatte, wurde plötzlich unser Konflikt.

Ein Richtungswechsel: Vom Besinnen und Begleiten

Ich merke, dass da gerade nichts Verbindendes zwischen uns ist, dass ich sie mit meinen Aussagen so gar nicht in ihrer Wirklichkeit abhole. Das muss anders.

Ich drehe mich um zu ihr: „Puh, die Oma braucht ganz schön lange, gell?“ Sofort hebt sie den Kopf und sieht mich mit großen, traurigen Augen an. „Ja“, murmelt sie leise. „Du findest es doof, dass wir so lange warten müssen“, fahre ich fort. Sie nickt und zieht die Mundwinkel jetzt noch weiter nach unten, aber sie hält den Blickkontakt zu mir. Als würde sie darauf warten, was ich als nächstes sage.

Ich versuche, ihre Realität zu beschreiben. Es klappt anscheinend, also mach ich weiter: „Das verstehe ich, ich warte auch nicht gerne. Und Oma ist jetzt schon lang weg.“ Nun kullern bei meiner Tochter die Tränen: „Ja!“

Ich sage nichts, bleibe ihr aber liebevoll zugewandt und aufmerksam.

Nach dem Sturm: Wenn Gefühle ihren Platz hatten

Beim nächsten Satz, den ich kurz darauf sagen möchte, verhasple ich mich. Ich muss lachen, meine Tochter auch. Herzlich. Der Kummer ist vorüber. Er war da, durfte bleiben und ging von selbst, als er erlebt worden war.

Ich frage, was wir mit der restlichen Wartezeit anfangen wollen. „Sollen wir mal aussteigen?“, schlage ich vor. Der Vorschlag gefällt. Als ich sie rausnehme und auf meine Hüfte setze, sehen wir nochmal zur Hausecke.

Da kommt Oma.


3 Arten, die Realität unserer Kinder zu negieren

Woran hatte ich mich erinnert? Naomi Aldort beschreibt in ihrem Buch „Von der Erziehung zur Einfühlung“, wie Eltern  die Realität ihrer Kinder in stressigen Situationen oftmals (unbewusst) negieren.

Das passiert immer dann, wenn wir im Grunde sagen: „Du fühlst falsch.“

  1. Negieren: „Oma ist ja noch gar nicht lang weg.“ Solche Sätze helfen ihr weder in ihrer Situation, noch mit ihrem Empfinden weiter. Es stimmt nicht mit ihrer Realität überein. Sage ich ihr, dass Oma ja noch gar nicht lange weg ist, gebe ich ihr das Gefühl, dass etwas mit ihrer Wahrnehmung nicht stimmt. Für sie ist es nämlich lange, mega lange sogar.
  2. Warum fragen: „Och Mäuschen, warum weinst du denn?“ In vielen Situationen erwische ich mich dabei, nach dem „Warum?“ zu fragen. Mein Warum hätte impliziert, dass ich keinen Grund für ihren Kummer sehen kann, während Kinder aber allgemein glauben, der Grund für ihren Ärger oder die Trauer sei ganz offensichtlich.
  3. Ablenken: „Sollen wir ein Buch lesen?“, hätte ich fragen können, wenn meine Tochter unglücklich „Oma?“ sagt. Ich hätte versuchen können, sie abzulenken. Etwas, das Eltern und Großeltern, die sich besonders liebevoll kümmern möchten, erfahrungsgemäß oft tun. Aber Ablenkungen – wie spannend sie auch immer scheinen mögen – erfüllen nicht das wichtige Bedürfnis, sich über Gefühltes bewusst zu sein. Sie geben keinen Raum, Ärger auszudrücken. Im Grunde verlangen sie: „Komm, wir tun so, als hättest du Spaß!“

Dieses Spiel kann man ewig weiterspielen, da das Negieren von Gefühlen nie etwas löst. Im Gegenteil: Meine Tochter könnte dadurch den Eindruck bekommen, ihre Emotionen auch noch verteidigen zu müssen.

Dass das nichts zum Positiven verändert, liegt auf der Hand.

Ablenkungen erfüllen nicht das wichtige Bedürfnis, sich über Gefühltes bewusst zu sein.Click To Tweet
Nicht ändern wollen, sondern wertschätzen

Ich war meiner Tochter also liebevoll zugewandt, aufmerksam und half ihr dabei, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Das fühlte sich ehrlich, echt und sehr nahe an. So konnte sie, als der Ärger gelebt worden war, akzeptieren, dass wir wohl noch auf Oma warten müssten.

Verständnis zu zeigen und Kinder samt ihren Gefühlen wertzuschätzen, hat seinen Wert in sich selbst.

Es geht dabei nicht darum, die kindlichen Emotionen irgendwie zu kontrollieren oder das Verhalten zu ändern. Weil dein Kind sich dadurch sicher ist, dass seine Gefühle okay sind und sein dürfen, kann es sogar sein, dass es noch mehr weint oder noch wütender wird.

Das kann für uns Eltern hart sein. Klar, wer möchte das eigene Kind schon weinen sehen? Für mich ist es oft kaum auszuhalten, wenn meine Tochter ihre Frustrationstoleranz trainiert. Da möchte ich mitweinen. Aber es geht nicht um uns Eltern und unser Befinden. Es geht um die Gefühle und das Vertrauen des Kindes in sich selbst, in die eigenen Emotionen und in uns. Wir können einfach nur da sein. Und aushalten.

Es ist nicht an mir, mein Kind sofort wieder glücklich zu machen

Das liebevolle Begleiten und Beschreiben der Realität unserer Kinder will also nichts. Unser Ziel als Eltern ist es nicht, sie zu beruhigen, oder sie auf der Stelle wieder happy und zufrieden zu machen.

Für mich ist das ein wichtiger Punkt, denn er nimmt eine schwere Last von meinen Schultern. Allein der Gedanke daran, dass es nicht an mir ist, etwas am Befinden meiner Tochter zu ändern, entspannt.

Unsere Aufgabe als Eltern ist es, unsere Kinder dabei zu begleiten und ihnen Worte zu geben. Wir sollen nicht dramatisieren oder unsere eigenen, subjektiven Empfindungen einbringen.

Es geht darum, die Realität des Kindes zu beschreiben und nicht darum, Auswege anzubieten.

„Äußern Sie Verständnis und Wertschätzung für die Gefühle Ihres Kindes und die Bedürfnisse, die es ausdrückt. Lauschen und Verständnis sind die Zutaten von Liebe. Wenn Ihnen das gelingt, schaffen Sie eine Verbindung zu Ihrem Kind und fühlen sich präsent und sich selbst gegenüber authentisch.“ – Naomi Aldort

Einmal im Bewusstsein ist es einfacher, als gedacht

Zur Zeit, also wenige Monate vor Minis drittem Geburtstag, habe ich täglich jede Menge Möglichkeiten, bei ihr zu sein, wenn sie sich ärgert oder traurig ist.

Ob das nun das gewünschte Eis ist, das wir während der Autofahrt nunmal nicht in der Sekunde beschaffen können. Oder der Türöffner, der schon von Papa betätigt worden ist, weil er nicht wusste, dass unsere Tochter das gerne machen möchte. Oder die Tasse in der falschen Farbe…

„Du hättest dein Eis gern jetzt gleich, richtig?“, kann ich dann sagen, gefolgt von: „Eis schmeckt dir richtig gut. Du möchtest sofort eines essen und nicht warten, bis wir auf dem Heimweg eines holen können.“ Und: „Das versteh ich, ich mag Eis auch gerne.“

Immer tun wir Eltern nichts anderes, als zu beschreiben, was ist. Tatsachen, vollkommen wertfrei. Ich lasse meine Tochter antworten und helfe ihr dabei, Erlebtes einzuordnen.

Antwortet sie, höre ich aktiv zu und vermittle so: Ich sehe dich, ich verstehe dich.

Es fühlt sich einfach richtig an, so mit meiner Tochter zu kommunizieren, wenn sie sich ärgert. Klar lässt sie es nicht immer zu und ärgert sich manchmal darüber, wenn ich überhaupt etwas sage.

Aber dann kann ich einfach still dasitzen.

Und bei ihr sein.

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45 Antworten

  1. Wow! Das hat gerade meine Sichtweise auf vieles verändert! :)
    Aber dafür muss man schon sehr aufmerksam sein; der Situation gegenüber, sich selbst, dem Kind … Könnte mir vorstellen, dass ein so reflektiertes Verhalten nicht jedem leicht fällt oder die Situation (was passiert ist, warum Mini tatsächlich gerade ein bestimmtes Gefühl hat). Ich denke, ich selbst wäre eine häufige „Warum“- Fragerin bzw würde vlt nachfragen, ob meine Einschätzung gerade korrekt ist. Darf man das auch, oder kontraproduktiv?
    Aber vielleicht ist das irgendwann als Mama ja mal ganz anders u meine Intuition hilft mir dann. :)

  2. Ein sehr guter Artikel. In Thomas Gordon’s „Familienkonferenz“ ist das aktive Zuhören, denn nichts anderes geschieht hier, sehr detailliert beschrieben. Meine Buchempfehlung zu diesem Thema.
    Ich finde es eher schwierig, wenn andere Kontaktpersonen (Oma, Opa, Tante, Onkel u.s.w.) genau das Gegenteil versuchen. Ablenken, Negieren der Gefühle, Ausfragen … Ich stehe dann daneben und bin hin und her gerissen zwischen Eingreifen und die Führung übernehmen oder Aushalten und geschehen lassen, was mit meinem Kind gerade passiert.

    1. Mir geht es genau so. Meine schwiegereltern sind auch noch stolz drauf wenn sich mein sohn wieder „besonders toll“ hat ablenken lassen… Aber all die gefühle müssen sein und kommen dann abends raus. Geballt. Bei mir.
      Als Selbstschutz greife ich also ein, langsam und bedacht. Ich kann nicht jedes mal etwas sagen wenn mir etwas nicht passt, aber ich kann immer mal Kleinigkeiten freundlich aber bestimmt anmerken. Leider bringt es nichts, wenn das gegenüber nicht bereit ist darüber zu reflektieren. Und wenn ich nicht dabei bin wird alles eh anders gemacht.
      Also bleibt nur eins: besuche die uns mehr anstrengen als gefallen zeitlich zu begrenzen und rar werden zu lassen…

      1. Oh ja, das kenne ich auch so, wie es Martha beschreibt. Auch bei mir sind es die Schwiegereltern /-mutter, deren Verhalten nicht nach meinem Geschmack ist. Das stresst mich und ich habe noch keinen Weg, keine Worte gefunden, passen und zielführend etwas zu sagen.

        Den Artikel, Jeannine, finde ich super, vielen Dank!! Ich werde ich gleich mal mit anderen Mamas und Freunden teilen.

      2. Oft bei der Schwiegermutter hat es mir geholfen, so eine Artikel oder einen Bucheintrag zu zeigen. Oft liest sie es nicht mal, glaubt aber eher daran als wenn sie einfach meint, ich bin verrückt, nicht so clever, oder wie auch immer. Oft sage ich sowas wie, „inzwischen wird es anders gehandhabt“ damit es kein Angriff auf ihr ist sondern quasi ein Produkt modernste Erkenntnisse. Natürlich müssen die Omis und Opis dennoch lernen, ihre Gewöhnheiten zu ändern (bei diesem Thema muss ich das ehrlich gesagt teilweise auch) aber ich glaube, es ist wirklich hilfreich, wenn sie den Basis verstehen und wissen, man will nicht einfach alles anders als sie es machen. ;-)

        Wie ich mich auch schon erinnern musste, wir wollen alle eigentlich nur das Beste für die Kinder! (Daher auch die Vielzahl „hilfreichen“ Tipps!) ;-)

  3. Ich finde diesen Artikel sehr toll. Ich selbst habe zwei Kinder, nur 22 Monate auseinander und die Große ist gerade drei geworden. Ab Juni bin ich Tagesmutter und seit dieser Qualifizierung hat sich einiges an meiner “Erziehung“ geändert. Ich reflektiere mich selbst sehr stark und arbeite jeden Tag an mir um ein besseres Zusammenleben mit den Kindern zu haben. Nicht ständig die Gefühle der Kinder zu negieren ist harte Arbeit und erfordert eine Menge Geduld.
    In diesem.Artikel ist aber sehr gut erklärt warum es eben so wichtig ist. Und wenn andere Menschen auf mein Kind reagieren, merke ich oft selbst, wie weit her geholt die Dinge sind, die sie zu meiner Tochter in ihrer Wut, Trauer etc sagen.
    Danke!

  4. Toller Artikel. Ich bin erst am Anfang von unerzogen. Mein Kleiner ist jetzt 15 Monate. Der Artikel hat mir gerade wieder mal die Augen geöffnet und mich wieder ein Stück weiter gebracht. Denn ich frage auch noch häufig: Warum weinst du denn?. Oder : Der Papa kommt doch gleich wieder. Vor allem in stressigen Situationen. Das ist mir bisher nie so aufgefallen. Danke fürs „Wachrütteln“. ?

  5. Du hast mir gerade die Augen geöffnet ?
    Ich frage meinen Zwerg, gerade zwei geworden, im Moment so oft „warum?“. Ich versuche jetzt mal, darauf zu achten und mehr auf ihn einzugehen.
    Vielen Dank für diesen tollen Artikel!

    1. Ein wundervoller, einfühlsamer Beitrag. Vielen Dank! :-)
      Ich selbst habe keine Kinder, aber ich habe ganz viel mit Menschen mit Demenz zu tun. Alles, was Du sagst, trifft genauso auch auf deren Begleitung zu. Auch hier geht es darum, ihre ganz eigene Wahrnehmung der Welt anzuerkennen und die damit verbundenen Gefühle auszusprechen, ihnen Raum zu geben, sie zu „validieren“ (so heisst das in der Fachsprache). Bitte nicht falsch verstehen: Demenzbetroffene soll man nicht wie Kinder begleiten, aber nach deinem Blogbeitrag wage ich zu sagen, dass Kinder wie Demenzbetroffene begleitet werden sollten, natürlich nur in dem oben genannten Sinne …

  6. Das ist liebevolle Achtsamkeitspraxis mit Kindern…oder Meditation im Alltag. Ich übe das mit meinem Sohn auch gerade.Es ist nicht immer einfach sich daran zu erinnern und gleichzeitig fühlt er sich so angenommen wenn es mir gelingt. Vielen Dank für diesen tollen Artikel.

  7. Danke für diesen tollen Artikel. Es gibt bei uns gerade häufig Situationen, in denen ich impulsartig ihre Gefühle negiere, um schnell einen Konflikt zu „entschärfen“. Letztes Wochenende hatte ich dann einfach mal was anderes probiert, ihr eben einfach zugehört und mit meinen Worten wieder gegeben, was ich verstanden habe. Und wie du es auch beschriebst, sofort war eine Verbindung zwischen uns, sie könnte aufhören zu schluchzen und sich dann auf meinen Vorschlag einlassen. Darüber war ich so froh, weil sonst unsere Konflikte schnell zu schlimmen Wutanfällen führen und wir uns beide länger schlecht fühlen. Aber wie du auch sagtest, wird es schwierig, wenn andere Bezugspersonen dabei sind, oder sich einmischen. Ich bleibe aber weiter dran, unsere Beziehung weiter mit so schönen wahren Momenten zu gestalten.

  8. Dankeschön!
    Danke für diesen tollen Artikel, der mir die Augen geöffnet hat! Ich beschäftige mich seit der Geburt meiner ersten Tochter mit diesem Thema, aber bisher hat es kaum ein Artikel oder Buch geschafft mir das so gut zu erklären, dass ich es auch besser umsetzen kann! Nach dem Lesen hat es bei mir irgendwie klick gemacht und jetzt sehe ich die Große besser und wir hatten seitdem schon oft genug die Möglichkeit zu üben und es funktioniert jetzt besser und ich bleibe gelassener und sehe meine Grenzen besser und sie fühlt sich offenbar auch besser verstanden. Das ist eine große Bereicherung für uns.
    Danke!
    Liebe Grüße Cornelia

  9. Irgendwie spürt man, dass man sich als Erwachsener falsch verhält, weiss aber oft im Stress des Moments nicht wie man es anders machen kann. Der Artikel erinnert mich daran es trotzdem immer wieder zu versuchen und an mir als Mutter zu arbeiten. Auch ein sehr gutes Buch zu dem Thema: „Liebe und Eigenständigkeit“ von Alfie Kohn

  10. Vielen Dank für den wunderschönen Artikel! Meine Tochter ist zwar erst 7 Monate alt aber ich möchte auch oft mitweinen, wenn sie weint und fühle mich dabei so hilflos und denke mir immer, ich muss alles tun, um dieses Weinen zu verhindern. Du hast mir die Augen geöffnet. Das tut grad sehr gut!!

  11. Meine Tochter ist schon fast 8, aber immer noch eine Kandidatin für (scheinbar unmotivierte) Wutanfälle. Dein Artikel hat mich wachgerüttelt und mir vor Augen geführt, dass meine Kommunikation mit ihr bisher gelinde gesagt sch… war. Ich hoffe, ich kann noch was gutmachen und gelobe Besserung! Ab morgen haben wir eine Woche Urlaub zusammen (sonst bin ich oft abwesend weil diejenige, die fürs Einkommen sorgt), dann werde ich ganz viel üben!!!

  12. Liebe Jeannine, dein Artikel zeigt wunderbar klar, worum es geht: Den Kindern ein Spiegel zu sein für ihre eigenen Gefühle. Ihnen dabei zu helfen sich selbst zu verstehen. Ich möchte sagen, das ist das aller-allerbeste Fundament, das man einem Kind mitgeben kann. Denn dieser Mensch lernt, sich selbst zu trauen. Er erlangt eine Stabilität, die man auf andere Weise gar nicht vermitteln kann. Das was du beschreibst ist genau das, was ich mit den Eltern hochsensibler Kinder als erstes und Wichtigstes übe, wenn sie zur Beratung kommen. Man merkt überall, wie sehr die Kommunikation an der Befindlichkeit des Kindes vorbeirauscht. Nicht aus schlechtem Willen, sondern weil wir alle es nicht anders erlebt haben. Wir alle haben diese Erfahrung des Nicht-Gesehen-Werdens. Und manchmal ist es auch das Hamsterrad des Alltags. Zu viel los, keine Zeit, eigener Druck und Überforderung.
    Danke, dass du dieses wichtige Thema so schön beschreibst. Ich verlinke gerne darauf. lg Barbara

  13. wenn dich jemand fragt warum du etwas tust, zum beispiel dein kind dich fragt warum du weinst, negiert es dann dein verhalten? schätzt es dein verhalten nicht wert? oder fragt es dich das weil es wissen will warum du weinst? kinder heucheln kein interresse, das tuen erwachsene. aber auch erwachsene wissen nicht alles und sollten eher fragen als einfach zu bejahen oder zu wiedrsprechen. auch wir sind nicht allwissend. wenn die nonverbale kommunikation auch intrresse impliziert dann kommt auch das beim kind an. kleinkinder können ihre emotionen noch nicht einordnen, deswegen sind sie oft überschießend und den erwachsenen ist es peinlich wenn das kind strampelnd „trotzig“ auf dem boden liegt und schreit. es liegt also auch an uns unseren kindern beim einordnen zu helfen. manchmal müssen auch wir da nachfragen

  14. Ich mache das viel und oft. Inzwischen beim zweiten Kind. Aber ich frage mich dabei mitunter auch, ob es wirklich immer so richtig ist, dem Kind auf diese Weise gewisse Wahrnehmungen quasi in den Mund zu legen. Ich spreche ja nur aus, was ich GLAUBE, was das Kind gerade empfindet. Manchmal liegt man da vielleicht auch daneben… Dann kann es natürlich ebenso passieren, dass ich das Kind verwirre, weil ich ihm Empfindungen/Wahrnehmungen unterstelle, die es gar nicht hat.
    Besser ist es vielleicht dann doch, über MEINE Wahrnehmung zu sprechen, statt dem Kind seine eigenen erklären zu wollen.

  15. Ich stimme mit dem Artikel nur zur Hälfte überein. Die Autorin hat größtenteils recht mit dem was sie schreibt doch hat sie etwas wichtiges vergessen. Nachdem man sich in das Empfinden seines Kindes hineinbegeben hat, begonnen hat sie zu „sehen“, die Gefühle wahrzunehmen und auch sie sein zu lassen, ist es an an uns den nächsten Schritt zu tun. Dem Kind zu zeigen wie man Situationen noch sehen kann, empfinden kann. Was man daraus machen kann. Jasper Juul beschreibt es mit“ein Leitwolf für die Kinder sein“. Es bringt nicht wenn beide, Erwachsene und Kind in den Emotionen des Kindes hängenbleiben. Der Erwachsene muß dem Kind den nächsten Schritt zeigen. Wunderbar wäre dem Kind zu vermitteln das kein Mangel herrscht, wir sind reich in jedem Moment, auch wenn wir gerade etwas anders hätten….

  16. Wow, ein toller Artikel! Wir stehen auch gerade vorm dritten Geburtstag. Bis vor kurzem war unser Sohnemann ein kleiner Sonnenschein, aber zurzeit übt er viele Emotionen in kurzer Zeit…. Ein paar einfache Wutausbrüche über falsches dieses und jenes und ich will jetzt sofort das usw. konnten wir mit dem Aufzeigen von alternativen Handlungsweisen schnell in den Griff bekommen. Wir üben nun ganz übertriebene Höflichkeit und das ist sehr lustig für uns. Aber dann gibt es auch aus dem Nichts heraus sehr schwere Situationen.
    Oft muss ich mit den Großeltern diskutieren, dass sie den Kleinen nicht hektisch ablenken sollen, weil mir die Methode immer schon unecht vorkam und ich zusehen muss, wie er sich dabei verschließt. Nach einem Besuch brauche ich manchmal Stunden, bis ich wieder zu ihm durchdringen kann, das bricht mir das Herz.
    Ich versuche immer mein Handeln nach meinem Gefühl zu entscheiden und ich habe in vielen Situationen das Gefühl, dass ich ihn zu sehr „ignoriere“, weiß aber nicht genau, was ich tun soll. Nun habe ich ein einfaches Werkzeug gefunden, damit umzugehen. Dankeschön :)

  17. Ach wie schön geschrieben. Ich finde es beim Lesen immer so plausibel, einfach und umsetzbar. Dann habe ich im Alltag ift Situationen mit den Zwerg (6), in denen ich weder den nerv oder die Contenance finde, um so fair und kindgerecht zu reagieren. Wenn er mich zB. komplett irgonoriert und bockig auf Sich und die Welt ist und mich gar njcht an sich ranlässt. Ich geb ihm dann nur ein Zeichen, zu mit kommen zu können, wenn er soweit ist. Ich werde mich jetzt durch den Blog lesen, gefällt mit sehr. LG aus münchen, Katrin

  18. Ganz toll geschrieben und definitiv ein wichtiger Punkt, den ich als Mutter mehr verinnerlichen möchte.
    Aber einen Punkt möchte ich dazu erwähnen: wir sind NICHT NUR Mütter, sondern auch Menschen mit eigenen Bedürfnissen die ebenfalls wichtig sind… und es ist ebenso wichtig, authentisch zu bleiben und Kinder nicht vor allen Emotionen schützen zu wollen – sonst können sie später nicht damit umgehen….
    Lg Claudia

    1. Ganz genau so ist es, Claudia. Wir haben unsere Bedürfnisse – jeder Mensch hat sie. Es gilt für mich, zwischen Wünschen und Bedürfnissen zu unterscheiden. Bedürfnisse müssen erfüllt werden. Wünsche nicht unbedingt. Das gilt wie du sagst für Kind, Mutter, Vater und alle anderen Menschen. :) Zum Schutz vor Emotionen: Ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe, grundsätzlich: Gefühle sollen unbedingt gelebt werden dürfen. Genau darum geht es. Es ist eben wichtig, sie nicht zu verneinen, damit das Kind weiß, dass jedes Gefühl seinen Platz hat. Alles Liebe!

  19. Ich bin Marte Meo Therapeutin und dies kommt der Sichtweise dieser Methode und Verständnis sehr nahe.
    Kommt es vielleicht von daher?
    Das sich einfühlen in die Welt unserer Kinder ist die Grundvoraussetzung für eine gute Beziehung.

    1. Liebe Karst, wow wie spannend! Da ich gerade zum ersten Mal davon höre, kann ich dir die Frage leider nicht beantworten. Auch führ Aldort den Begriff nicht in ihrem Buch an, zumindest nicht im Kapitel, auf den sich den Artikel stützt. Aber ich hab nun was zu googlen, danke dir! :)

  20. Liebsten Dank für diesen Text. Der Termin wunderbar zum Reflektieren des eigenen Verhaltens an uns gibt zugleich Vorschläge, wie man an sich arbeiten kann.

    Schnell fühlte ich mich bei der Auto-Szene ertappt. Ich erinnere mich an viele Situationen im Auto, in denen ich das „gut“ gemacht habe, aber auch an viele, wo eben nicht. Jetzt mache ich das noch viel bewusster. Hoffentlich. Und natürlich nicht nur im Auto ?

    Lieben Gruß
    Jessi

  21. Das spiegelt exakt das wider, was ich empfinde, wenn mir Menschen empfehlen mein Kind abzulenken (oder dies sogar selbst tun), wenn er in irgendeiner Form mit seinen Gefühlen beschäftigt ist. Bei uns gibt es auch Raum für Zorn und wenn sich mein Kind ärgert, halte ich ihm sicherlich nicht irgendein Spielzeug vors Gesicht und tue so, als ob wir uns gerade beide freuen! Ich würde das empfinden, als würde ich ihn als Mensch gerade ins lächerliche ziehen und in kleinster Weise ernst nehmen.

  22. Wow, super Artikel. Echt toll geschrieben und geschildert. Ja, ich versuche auch einiges an meinem Verhalten zu ändern. Und ja, ich erwische mich auch oft dass falsche zu sagen. Aber wie sagt man so schön – Übung macht den Meister. Es sind eigentlich solche kleine Dinger mit großer Wirkung, die wir einfach nur verinnerlichen müssen. Ich gebe zu, es ist nicht einfach :) Aber man ist schon einen großen Schritt weiter, wenn man sich Gedanken darum macht und auch versucht etwas dagegen zu tun. Und es ist toll, Momente zu erkennen und zu fühlen, wenn es was gebracht hat. Das Gefühl miteinander ist dann wirklich wirklich anders. Auch die eigene Sichtweise ändert sich irgendwie automatisch :)

  23. Hallo, danke, danke, danke! Grad heute Morgen hatte ich wieder unglückliches, trotziges Mädel in der U-Bahn. Gelassen bleiben fällt mir schon leichter, danke für die Tipps, denke, dass die Situation sich besser gelöst hätte, wenn ich die Anregungen schon gehabt hätte, vielen Dank, klingt ja so logisch, warum kann man da nicht selbst draufkommen… lg Gabriele

  24. Wow vielen Dank für diesen Artikel. Wenn man deine Zeilen liest fühlt es sich natürlich und richtig an und ich frage mich, warum ich in so einer Situation nicht auch gleich so einfühlsam reagieren kann. Ich dachte oft schon dass wenn ich nach dem „Warum“ frage schon einfühlsam bin, aber so fühlt es sich viel stimmiger an. Ich werde versuchen das in unseren Alltag zu integrieren…. ich glaube ich rede sowieso oft viel zu viel auf mein Kind ein und merke es nicht mal… ich verliere so oft den Faden der Bewusstheit im Alltag. Aber dein Text motiviert mich wieder achtsamer zu sein. Vielen lieben Dank dafür!!!

  25. Ich muss die anderen Kommentare zustimmen – ich habe mich zwar schon ein paar mal mit diesem Thema befasst, aber es wurde nie so gut beschrieben wie hier (sowohl Hintergrund als such Handeln) also vielen lieben Dank! Ich bin auch mit „dir ist doch nichts passiert“ und ähnliches aufgewachsen. Dieser Kopf- und Sprachmuster finde ich oft schwer zu überlisten aber deine Beschreibung vom Spiegeln der Emotionen der Kinder (bzw. in Worte fassen) finde ich sehr hilfreich. Übrigens, ein super Buch zu diesem Thema für ältere Kinder heißt „How to Talk So Kids Will Listen and Listen So Kids Will Talk“ – evtl. gibt es auch eine Version in deutsche Sprache. Ich musste es einfach trotz Englisch erwähnen, weil es so gut ist. :-)

  26. Ich habe diesen Beitrag bereits letztes Jahr gelesen und mir gedachte, ach wie gut, dass uns das gelingt.
    Nun ja, da war ich mit unserem 2. Baby schwanger und ich musste mich nur auf ein Kind konzentrieren.
    Nun lese ich den Artikel zum 2. Mal und denke mir, ach ich versuche ja und versuche ja aber es ist dzt so schwer.
    Mit 2 Kindern ist es so viel anders. Es ist ztw richtig frustrierend, dass man nicht wie gewünscht auf die Kinder eingehen kann. Es macht richtig traurig.
    Die dauernde Müdigkeit macht die Nerven blank.
    Manchmal muss ich dann einfach aufstehen und gehen oder sage laut „ich kann nicht mehr, ich kann leider gerade nicht auf dich eingehen, es tut mir leid“, sonst würde ich schreien. Manchmal sind die Worte erschöpft und auch die Umarmung ist kraftlos. Es ist ein ohnmächtiges Gefühl. Nicht schön.
    Durchatmen! Ohhhmmm. Alles wird gut und leichter.

    1. Liebe Julia, deine Worte finden auch unter unserem Dach gerade ein Zuhause. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kraftlose und traurige Erschöpfungsanfälle, gerade mit 2 oder mehreren Kindern, dazugehören und es sie zu akzeptieren gilt und bewusst wahrzunehmen. Durch unsere bewusste Wahrnehmung laden wir die Verantwortung für unser negativ Gefühltes nicht (fälschlicherweise) bei den Kindern ab, sondern spiegeln Authentizität, die zeigt: „hey, mama geht’s auch manchmal wie mir selbst, also sind erregte Emotionen und auch mal unangenehme Gefühle etwas völlig Normales und Berechtigtes.“ Denn deine Kinder spüren es, wenn du ihnen etwas vorspielst. Sie sind dein bester Lügendetektor und spiegeln sofort wider, wenn etwas nicht mit dir stimmt. Du bist unterbewusst ohnehin ihr größtes Vorbild und sie kopieren dich.
      Ich finde es nicht schandhaft auch mal einen Schwächeanfall zuzulassen vor den Kindern. Diese Offenheit gehört zu eurer vertrauten innigen Beziehung dazu und zeigt Menschlichkeit, bedingungslose Liebe, Authentizität und absolutes gegenseitiges Vertrauen :)
      Wir sind einzigartig und gut und unsere Kinder lieben uns, mit und trotz all unserer Facetten mindestens so sehr, wie wir sie.
      Ganz viele liebe und verständnisvolle Grüße für euch ❤️

  27. Der Artikel beschreibt schön und sehr nachvollziehend, was ich auch schon festgestellt habe, es aber nicht gut in Worte fassen konnte.
    Negieren und ablenken sind zwei Methoden, die der Wahrnehmung der Gefühle in solchen Situationen wirklich wenig Raum lassen. Nachfragen allerdings finde ich persönlich okay, denn es gibt einem kurz Zeit, sich auf die Situation einzustellen und eben einfühlsam zu reagieren.
    Vielen Dank für die tollen Artikel auf dieser Seite.

  28. Die letzten Kommentare sind zwar schon älter, ich möchte dennoch danke sagen für den tollen Artikel. Er bringt mich gerade wieder auf den Boden zurück in einer sehr schweren Phase mit unserer Kleinen.
    Ich habe durch meine beiden Kinder viel gelesen, über Erziehung, Bindung und Entwicklung. Ich wollte immer auf die Bedürfnisse der Kinder achten und eingehen. Eine ganze Zeit habe ich die Gefühlsausbrüche unserer Tochter Genau so versucht zu begleiten. Leider gibt es bei ihr kein Weinen oder bedrückt sein. Es ist sofort ein Brüllen, ein sehr lautes Brüllen. Gefolgt von Kratzen und schlagen. Man kommt einfach nicht dagegen an, weder um ruhig zu reden, noch um sie in den Arm zu nehmen, noch anderweitig. Sie brüllt einfach. Wenn ich dann versuche aus der Situation rauszugehen, um nicht sich laut zu werden, brüllt sie noch mehr. Sie ist inzwischen fast 4. es war zwischenzeitlich besser, seit ein paar Wochen geht es wieder los. Unser großer hat in der Zeit nichts von mir, man versteht kein Wort. Wir können nur abwarten. Es laugt mich aus – ein schlechtes Gewissen dem. großen gegenüber, Hilflosigkeit bei der Kleinen. Momentan fehlt mir jede Emotionale Kraft auf sie einzugehen und ich bin sofort auf 180. Der Artikel ermutigt mich, es doch wieder anders zu versuchen.

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