Es ist wieder Expat-Zeit. Und ich sag euch, ich lieb‘ die Reihe nach wie vor. Es ist so spannend für mich, in die Geschichte anderer ein Stück weit hineinlesen zu können; zu erfahren, was sie erfahren haben. Wenn ihr ähnlich reisebegeistert seid wie ich, kennt ihr das sicher.
Manchmal erwisch ich mich dabei, mir vorzustellen, wie das wohl wäre. Weit weg.
Aber dann bin ich wieder froh, da zu sein, wo ich gerade bin. Also, auch „ortstechnisch“. Alles andere würde ich ohnehin nicht tauschen wollen.
Inke Hamkens wagte mit ihrer Familie – ihrem Mann und ihren drei Söhnen – den Schritt ins Ungewisse. So verbrachten sie vier Jahre in Dallas, im US-Bundesstaat Texas. Ich habe mit ihr über diese Zeit gesprochen, gefragt, welche Erfahrungen sie gemacht hat und wollte auch wissen, was man sich mit Kind in Dallas und Umgebung unbedingt mal ansehen muss.
Danke liebe Inke, für deine Zeit! Ich wünsch dir ganz viel Erfolg mit deinem ersten Buch!
Sollten Fragen offen bleiben, stellt sie bitte jederzeit in den Kommentaren!
Inke über ihre Zeit in Dallas, Texas, mit Familie
Ich bin ein Nordlicht, gebürtig aus Hamburg, aber durch viele berufsbedingte Wohnortwechsel auch innerhalb Deutschlands schon viel rumgekommen. Einige Jahre habe ich als Journalistin und PR-Beraterin gearbeitet, 2007 sind wir zu fünft dann nach Dallas gegangen.
Die Kinder, drei Jungs, waren damals 8, 6 und 2 Jahre alt. Mein Mann hatte eine auf 3-4 Jahre begrenzte Aufgabe für einen großen Konzern übernommen und so wurden wir alle Texaner auf Zeit! Ein aufregender Schritt, auf den wir uns sehr gefreut und den wir nicht bereut haben!
Was waren für dich die größten Unterschiede zum Leben in Deutschland?
Bezogen auf die Kinder war der gewaltigste Unterschied das positive Umfeld, in dem Kinder in den Kindergarten- und ersten Schuljahren dort aufwachsen. Lehrer und Betreuer sind unglaublich motivierend und stärken das Selbstbewusstsein der Kinder wirklich wo sie nur können. Ein sagenhafter Vorteil des Systems.
Ausserdem werden im Kindergarten schon 2 bis 3-Jährigen Inhalte vermittelt, die ganz spielerisch den Tag bereichern. Das ABC, die ersten Zahlen, Farben, Formen, erste spanische Worte. Da gibt es dieses sehr deutsche Geschrei nach lernfreier Umgebung am Kindergarten nicht. Und die Kinder sind so wissbegierig und selig, wenn sie lernen dürfen! Wer das beobachtet hat, der möchte für sein Kind nichts anderes mehr haben.
Der einzige weniger schöne Aspekt im Kiga ist die spärlichere Zeit, die die Kinder draussen spielen in den oft auch kleinen Außenbereichen. In Texas liegt das allerdings an der meist enormen Hitze.
Was war das Schönste in den USA?
Die Großzügigkeit in jeder Hinsicht war wohl das Schönste. Was Platz und Raum angeht, politische Gesinnung, Toleranz, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft. Davon ist reichlich vorhanden und das vermittelt ein sehr, sehr entspanntes Miteinander. Und dann das umwerfende Wetter in Texas mit etwa 300 Tagen Sonne im Jahr.
Worauf hättest du lieber verzichtet?
Verzichtet hätte ich gern auf die teilweise überzogene Sportbegeisterung der Texaner. Wehe, ein Training wird verpasst. Sport hat immer Vorrang und wer sich verpflichtet hat für ein Team, darf unter keinen Umständen fehlen. Das ging mir manchmal zu weit.
Wie sah euer Alltag damals aus?
Unser Alltag war eigentlich sehr vergleichbar mit dem, was wir aus Europa gewohnt waren. Die Kinder sind morgens mit Tretrollern und Fahrrad in die Grundschule gefahren, den Kleinen habe ich um 9.00 per Auto in den Kindergarten gebracht. Da gibt es entweder ein Montag/Mittwoch/Freitag oder Dienstag/Donnerstag- Betreuungsmodell. Wir haben einfach beide „gebucht“ für unseren Jüngsten. Dann habe ich an meinem Buch geschrieben und um 14.00 bzw. 14.45 Uhr habe ich alle wieder abgeholt. Das musste in der Grundschule so sein, die Amerikaner achten da sehr auf die Sicherheit der Kinder, auch wenn man in Laufentfernung der Schule wohnt wie wir. Oft sind wir nachmittags wegen der tollen Temperaturen zum Baden gefahren. An den Wochenende sind dann immer die Spiele gegen andere Vereine, die man nicht verpassen darf und was einen manchmal ein bisschen einschränkt bei drei Kindern!
Was sollte man mit Kind in Dallas und Umgebung gesehen haben?
Schöne Ausflüge von Dallas aus sind z.B. die Stockyards von Fort Worth, das sind die alten Viehumschlagplätze aus der „Cowboyzeit“. Das ist inzwischen eine Amüsiermeile mit Restaurants und Strassenkünstlern, aber es weht immer noch ein Hauch von früher, wenn die Longhornrinder durch die Strassen getrieben werden.
Genial ist auch der Lake Texoma im Norden, auf dem man wunderbar Boot fahren und baden gehen kann. Und überall kann man Holzhütten mieten, von sehr einfach bis unglaublich luxuriös, an einem Bachverlauf oder im Wald, das ist schon richtig „wild west“.
Besonders schön sind auch Glen Rose und Granbury, zwei alte texanische Städtchen, in deren Nähe ein Flusslauf mit alten Dinosaurierfußspuren ist, in dem man baden kann!
Was sollte man wissen, wenn man vor hat, mit Familie auszuwandern?
Was man wissen sollte, wenn man mit der Familie auswandert, ist eine ganze Menge. Das ganze Gefüge der Familie wird neu geordnet, nichts bleibt wie es ist und es kommt auf jeden einzelnen an, das Beste aus der Zeit im Ausland zu machen. Wenn es einem Familienmitglied am neuen Ort nicht gut geht, gerät schnell alles ins Wanken. Es sind sehr instabile Zeiten in ungewohnter Umgebung. Der Gewinn und das Abenteuer sind riesig und jede Mühe wert, aber es ist kein Spaziergang. Es gibt vier Phasen der Anpassung an das Gastland und die erste lockere „honeymoon“ Phase ist nach 6 Wochen vorbei und es folgt ein harter Aufprall in der Realität. Ich will keinem Angst machen, im Gegenteil, aber Expat sein kostet viel Kraft, die man von irgendwoher neu beziehen muss.
Wie war die neue Lebenssituation für dich und deine Familie?
Alle Mütter haben beim Thema Ausland Angst wegen der Anpassung ihrer Kinder. Aber für mich ist das sehr vorgeschoben, weil die Kinder überall dort glücklich sind, wo die ELTERN glücklich sind. Das kann auch am Amazonas sein oder auf Island. Die Einstellung der Eltern ist das A und O, alles andere findet sich.
Warst du in der Zeit in den USA berufstätig?
Berufstätig im klassischen Sinn war ich nicht. Die Arbeitserlaubnis für die USA zu bekommen ist mit einem riesigen Papierkrieg verbunden und dem habe ich mich nicht ausgesetzt. Stattdessen habe ich alle lustigen, spannenden und skurrilen Abenteuer in meinem ersten Roman verarbeitet, der am 1.6. bei Droemer Knaur erschienen ist. „Termiten, Tornados, Texas und wir“ schildert viele unserer Erlebnisse, ist aber eingebettet in eine fiktive Geschichte einer Auswandererfamilie. Es hat riesigen Spaß gemacht und ist aus emails entstanden, die ich an Freunde und Familie in Deutschland geschickt habe über die ersten Wochen und die später eine kleine eigene Fangemeinde hatten. Aus den Anekdoten ist dann u.a. das Buch entstanden.
Gibt es Erlebnisse aus dieser Zeit, die dich besonders geprägt haben?
Geprägt hat uns alle die Toleranz und Offenheit im Leben miteinander: egal ob verschiedene Konfessionen, Hautfarben, Lebenswege oder Herkunftsländer. Es war grossartig mitanzusehen, wie die Kinder diese Erweiterung ihres Horizontes erlebt haben und bis heute davon profitieren. Die Welt wird größer, bunter und schöner durch eine Auslandserfahrung und dieses Geschenk bleibt einem erhalten über die Zeit hinaus.
Wie ging es nach euren Jahren in Texas weiter?
Von Dallas aus ging es für uns direkt nach Paris. Das hatte berufliche Gründe durch den Job meines Mannes. Für die Kinder war es wieder sehr spannend, sich auf ein neues Land einzulassen. Wir haben ihnen den Umzug als etwas Positives erklärt, die Vorzüge von Paris besprochen, aber haben auch auf Veränderungen hingewiesen.
Durch die Jahre, die die Kinder inzwischen im Ausland leben, haben sie eine wunderbare Offenheit entwickelt und so fiel uns die Umstellung rückblickend nicht allzu schwer. Aber auch hier ist es wichtig, über alles im Gespräch zu bleiben, Trauer auch zuzulassen, ruhig mal mit den Kindern gemeinsam über den Verlust der Freunde zu weinen oder ihnen beim Skypen zu helfen, um in Kontakt zu bleiben.
Vom Vorbild der Eltern hängt sehr viel ab! Gerade, weil das soziale Umfeld sich immer ändert, muss die Familie viel kompensieren.
Mehr über Inkes Zeit in Texas gibt es in ihrem neuen Buch zu lesen, das euch hiermit ans Herz gelegt sei:
“Seid ihr vollkommen verrückt geworden? Das ist konservativstes hardcore Amerika!” So und ähnlich reagieren die Freunde der Dreieichs, als diese von ihren Plänen erzählen, im Auftrag eines deutschen Unternehmens für vier Jahre nach Dallas, Texas, zu ziehen. Trotzdem packt die Familie ihre Sachen und kurz darauf finden sich die Brüder Lenny und Louis, die zweijährige Leah und ihre Eltern bei paradiesischen Bedingungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch die Probleme lassen nicht lange auf sich warten… – Inke Hamkens Roman „Termiten, Tornados, Texas und wir“ erscheint im Droemer Knaur Verlag
Lebt ihr selbst mit eurer Familie im Ausland und wollt Teil der Interviewreihe sein? Schreib mir eine Mail an mail@mini-and-me.com, ich freu mich auf euch!
Habt ihr noch Fragen? Ab damit in die Kommentare!
Im Ausland leben mit Kindern – wäre für euch ein Leben in Texas denkbar?
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Fotos © Inke Hamkens
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