„Bleib doch mal entspannt!“ „Siehst du heute wieder fertig aus.“ „Kannst du auch irgendetwas richtig machen!?“ Dass herablassende Äußerungen unseren Kindern gegenüber höchst unpassend sind, deren Selbstwertgefühl mindern und somit einen erheblichen negativen Einfluss auf ihre persönliche freie Entfaltung haben – das wissen wir alle. Doch wie sieht es mit den Worten aus, die sich an uns selbst richten? Wie liebevoll und wertschätzend begegnest du dir eigentlich selbst?
Die Gespräche, die wir gedanklich mit uns selbst führen, tragen eine fundamentale Bedeutung in sich. So bilden sie doch die Grundlage unseres Handelns. Sie bestimmen uns darin, wie wir eine bestimmte Situation einschätzen und persönlich bewerten. Erzählst du dir gedanklich also immer wieder, was für eine schlechte Mutter du bist – so kannst du dich über alle Maßen bemühen: Das Gefühl der Selbstliebe und Zufriedenheit innerhalb deiner Mutterschaft kann sich auf diesem Wege leider nur schwer einstellen.
Ich möchte nicht, dass du dich durch diese Erkenntnis schlecht fühlst – im Gegenteil!
Du bist nicht die Einzige, der es so geht und diese Gedanken hat dein Unterbewusstsein sogar zu deinem eigenen Schutz abgespeichert!
„Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden zu Gefühlen.
Achte auf Deine Gefühle,
denn sie werden zu Worten.
Achte auf Deine Worte,
denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen,
denn sie werden zu Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter,
denn er wird Dein Schicksal.“
Buddha
Woher kommen eigentlich diese Gedanken?
Waren wir nicht alle einmal Kinder, die sich vollkommen und bedingungslos selbst liebten? Wie kann es sein, dass wir uns immer und immer wieder sabotieren, indem wir unseren eigenen Wert infrage stellen? Nun, genauso individuell wie wir Menschen es sind, so individuell sind auch die Erfahrungen, die jede von uns in ihrem bisherigen Leben gemacht hat. An irgendeinem Punkt in unserem Leben war es für uns sinnvoll, diesen Gedanken aufzunehmen.
Das mag sehr absurd klingen, daher möchte ich dir ein Beispiel aufzeigen: Kinder sind darauf angewiesen, mit ihren Bezugspersonen zu kooperieren. Das bedeutet, dass sie sich ihrem nahen Umfeld unbedingt anpassen müssen, um „überleben“ zu können. Wächst ein kleines Mädchen also in einem familiären Umfeld auf, das (hoffentlich längst veraltete) Glaubenssätze vorlebt, wie „Mädchen sind stets reinlich und sauber, denn es ist allein ihre Aufgabe, sich später um den Haushalt ihrer Familie zu kümmern“, so wird es ihm dem Mädchen in diesem Fall womöglich falsch vorkommen, in Matschpfützen zu toben oder das Essen mal mit den Händen zu erspüren. Würde das Mädchen dies nämlich tun, so würden die Eltern es ermahnen, ihm womöglich mit Liebesentzug drohen oder es tatsächlich bestrafen.
Und so kann es sein, dass du dir die verschiedensten Glaubenssätze angeeignet hast, die zwar zum jetzigen Zeitpunkt ganz offensichtlich für deine persönliche, freie Entfaltung hinderlich sind, dich aber damals vor dem Liebesentzug deiner Eltern oder ähnlichem geschützt haben. Weiter bilden wir viele unserer Glaubenssätze durch einschneidende Erlebnisse, die uns eben „geprägt“ haben.
Ich erinnere mich sehr gut an meine Kunstlehrerin, die im Kunstunterricht vor meinem Bild stand und mir völlig entrüstet sagte, dass dieses Bild wertlos sei und mir persönlich doch selbst nicht mal gefalle.
„Deine Bilder sind wertlos, sie gefallen niemandem.“
„Die Bilder, die du malst, sind nicht richtig.“
„Du bist künstlerisch untalentiert und merkst es nichtmal.“
Das sind Glaubenssätze, die sich aus einer solchen Erfahrung sicher schnell hätten manifestieren können, wäre es für mich wichtig gewesen, diese Lehrerin glücklich zu machen. (Glücklicherweise hielt ich mit meinem damaligen 16 Jahren ohnehin schon nicht besonders viel von dieser Lehrerin und war auf eine gute Kunstnote nicht angewiesen.)
Egal welches Leben wir bereits hinter uns haben, einige der Glaubenssätze, die einst für uns von Vorteil waren, können uns heute hindern.
Woran du das erkennst? Ganz einfach: Fühlst du dich durch einen Gedanken verletzt, eingeschränkt, getrieben oder gar wertlos, so sind das doch ganz eindeutige Zeichen dafür, dass sie dich an deinem persönlichen Glück hindern.
Warum ist das gerade für uns Mütter nun so wichtig zu wissen?
Ich möchte an dieser Stelle zwei Gründe anführen, die ich persönlich für besonders bedeutsam halte:
1. Was wir selbst leben, leben wir unseren Kindern vor.
Ich möchte dich dazu einladen, ganz klar zu hinterfragen, welches Selbstbild du von dir hast und deinem Kind somit vorlebst, denn – egal was wir tun oder nicht tun – unsere Kinder orientieren sich an unserem Verhalten. Sie übernehmen tendetiell – genau wie du es einst als Kind getan hast – die Glaubenssätze ihrer Bezugspersonen.
Möchten wir also eine Zukunft für unser Kind ebnen, die von einem liebevollen und positiven Selbstbild geleitet wird, dürfen wir selbst dieses Selbstbild vorleben und somit die bestmögliche Orientierung für unsere Kinder bieten.
2. Der Alltag einer Mutterschaft ist vor allem eines: immer in Bewegung.
Mit dem stetigen Blick auf unser Kind und dessen Wohl passiert es nicht selten, dass wir uns vergessen oder zumindest ganz hinten anstellen. Doch sind es gerade die ständige Veränderung, die Fremdbestimmung und die große Verantwortung, die uns täglich vor verschiedene Herausforderungen stellen. Um diesen Herausforderungen chancenorientiert und möglichst gelassen begegnen zu können, ist ein positives und liebevolles Selbstbild eine unumgängliche Vorraussetzung.
Einer Mutter, die sich selbst bedingungslos annehmen und lieben kann, wohnt eine unglaubliche Kraft inne. Es gelingt ihr, selbst in Krisen und Momenten der Schwäche stets lösungsorientiert auf die Situation zu blicken und somit einen gelassenen Alltag in voller Stärke mit ihren Kindern zu leben. – Leandra Vogt
Gedankentagebuch: Mach dir deine Glaubenssätze bewusst
Aber wie schaffen wir es, trotz der Glaubenssätze, die wir uns bereits angeeignet haben, zu diesem Selbstbild zurückzufinden?
Die Antwort liegt in deiner Entscheidung. Entscheidest du dich ganz bewusst dazu, zu prüfen, welche Glaubenssätze dich hindern und diese ganz bewusst loszulassen, so ist der wichtigste Schritt getan.
Von großer Bedeutung ist es an dieser Stelle, sich seiner hinderlichen Glaubenssätze bewusst zu werden. Um dieses Bewusstsein zu erschaffen und diese Erkenntnisse festzuhalten, kann eine Art Gedankentagebuch sinnvoll sein. Hierfür nimmst du dir die Zeit ganz bewusst zu reflektieren, welche Gedanken deinen Tag beeinflusst haben. Hier darfst du ungehindert und völlig wertfrei alles notieren, was dir in den Sinn kommt. Führst du dieses Tagebuch regelmäßig und in liebevoller, ehrlicher Art dir selbst gegenüber, so werden dir vermutlich recht schnell verschiedene Glaubenssätze auffallen, die sich in Ängsten, Sorgen, Unsicherheiten oder Ärgernissen gedanklich in deinem Tag manifestieren.
Auf diese Weise erhältst du die Möglichkeit, dir deiner häufigsten und prägnantesten Glaubenssätze bewusst zu werden. Du kannst sie auf einer Seite zusammenfassen und somit Wachsamkeit im Alltag hervorrufen.
Jedesmal, wenn einer dieser Gedanken erneut auftaucht, hast du zumindest die Möglichkeit, dir gut zuzureden: „Dein Unterbewusstsein versucht gerade wieder, dich zu schützen. Es greift auf Glaubenssätze zurück, die dir nicht mehr dienen. Alles ist gut. Du bist gut genug.“
Sollte es dir noch immer schwer fallen herauszufinden, welche konkreten Gedanken und Worte es sind, die deine innere Unruhe hervorrufen, so kannst du dir eines vor Augen halten: Meistens decken genau die Situationen unsere hinderlichen Glaubenssätze auf, nach denen wir uns fragen, warum wir bloß SO gehandelt haben. In dieser Situation handelten wir vermutlich im Affekt und unser Unterbewusstsein greift schnellstmöglich auf die prägnantesten Glaubenssätze zurück. Haben wir dann anschließend die Ruhe und Zeit, die Situation und dessen Auswirkungen bewusst zu reflektieren, wundern wir uns meistens oder ärgern uns sogar über unsere eigene Reaktion.
Dies wäre ein ganz klares Zeichen dafür, dass du in der jeweiligen Situation affektiv nach Glaubenssätzen gehandelt hast, die dir aktuell nicht mehr entsprechen und dir somit nicht mehr dienlich sind.
Hierbei kann es helfen, noch einmal genau gedanklich die Situation zu reflektieren:
- Wie hättest du dich gern verhalten?
- Was hätte die beste Version von dir selbst anders gemacht?
- Was hat dich daran gehindert, genauso zu handeln?
Die Antworten auf die letzte der drei Fragen, liefert dir dann für gewöhnlich genau die Punkte, die du näher betrachten darfst. Wenn du möchtest, kannst du auch hier noch tiefer gehen:
- Woher kommen diese Gedanken?
- Zu welchem Zeitpunkt in deinem Leben, könnten sie dir mal geholfen haben?
- Sind dir diese Gedanken derzeit noch dienlich?
Manchmal stellen wir an dieser Stelle fest, dass wir Gedanken aus traumatischen Erfahrungen in uns tragen. Je nachdem, wie du dich fühlst, möchte ich dich dazu ermutigen, dir professionelle Unterstützung zu suchen. Hilfe annehmen zu können, bedeutet große Stärke und ein Coaching oder gar die eigenständige Selbstreflexion sollten stets in psychisch stabilem Zustand Anwendung finden.
Positive Affirmationen verinnerlichen
Nachdem du schließlich ein Bewusstsein dafür geschaffen hast, welche Gedanken es sind, mit denen du dich nicht mehr identifizieren kannst, so hast du den Grundstein für deine persönliche Weiterentwicklung gelegt. Du hast die Chance selbst in Situationen, die affektives Handeln hervorrufen, bewusst und reflektiert zu handeln und dein Leben somit selbst in die Hand zu nehmen.
Weiter besteht für dich die Möglichkeit, dir neue, positive Glaubenssätze „anzutrainieren“. Hierbei ist es nicht das primäre Ziel, alte Glaubenssätze zu ersetzen, sondern dein Unterbewusstsein ganz liebevoll in neue Bahnen zu lenken.
Lautet beispielsweise einer, deiner hinderlichen Glaubenssätze: „Als Mädchen/Frau schickt es sich nicht, zu widersprechen“, könntest du dir täglich in liebevoller Weise die folgende, positive Affirmation verinnerlichen: „Ich erkenne jetzt an, dass ich ein Recht darauf habe, meine Bedürfnisse klar zu äußern.“
Durch das Wort „jetzt“ oder „ab jetzt“ erkennst du innerlich dein Unterbewusstsein mit all seinen momentanen „Programmierungen“ liebevoll an und lenkst es behutsam in neue Bahnen. Ein solches Wort in deine positive Affirmation einzubinden, bietet sich vor allem dann an, wenn sie sich für dich ansonsten anfühlt, wie eine Lüge. Genau dem wollen wir mit der Arbeit mit positiven Affirmationen entgegenwirken.
Das Ziel ist es, dein Unterbewusstsein sowie dein Bewusstsein liebevoll und behutsam in Einlang zu bringen.
Grundsätzlich formulierst du deine positive Affirmation stets positiv und versuchst das Wort „nicht“ zu vermeiden. Weiterhin wirken Affirmationen effektiver, je kürzer und prägnanter sie sind.
Ein Monat warmer Worte
In meinem Buch „Ein Monat warmer Worte: 31 Mamamantras für starke Frauen“ habe ich für jeden Tag im Monat jeweils ein Mamamantra aufgeschrieben, das besondere Ängste und Sorgen, die in der Mutterschaft vermehrt auftauchen, aufgreift. Optimistisch, liebevoll und wertschätzend sollen die Affirmationen in diesem Buch einen täglichen Impuls zur Selbstliebe bieten. Mit den warmen Worten, die sich an jede Affirmation anschließen, soll dein positives und liebevolles Selbstbild stets wachsen und dich in deiner Mutterschaft begleiten, stützen und stärken.*
Darüberhinaus findest du in diesem Buch eine Unterstützung darin, dir deine eigenen und ganz individuellen positiven Affirmationen zu bilden. Du lernst, wie eine positive Affirmation aufgebaut ist und erfährst von Möglichkeiten zur Umwandlung, um die Affirmation zum bestmöglich passenden Mamamantra für deine Mutterschaft werden zu lassen.
Ich möchte dich ganz herzlich dazu einladen, dir etwas Gutes zu tun und deinen „Selftalk“ genau zu beobachten. Ich möchte dich dazu einladen, dies in liebevoller Art und Weise zu tun und dich selbst dabei zu unterstützen, die größtmögliche Liebe für dich selbst zu entwickeln.
Einer Mutter, die sich selbst bedingungslos annehmen und lieben kann, wohnt eine unglaubliche Kraft inne. Es gelingt ihr, selbst in Krisen und Momenten der Schwäche stets lösungsorientiert auf die Situation zu blicken und somit einen gelassenen Alltag in voller Stärke mit ihren Kindern zu leben.
Diese Mama wohnt dir bereits inne, du darfst sie nähren, lieben, stärken.
Wir sind Frau.
Wir sind Mama.
Wir sind stark.
Stark, stärker, Mutterschaft.
Leandra Vogt ist staatlich anerkannte Kindheitspädagogin (B.A.), zertifizierter Resilienzcoach, Dozentin, Autorin und Mutter aus Berlin. Die Vision ihrer Arbeit ist es, Kinder für das Leben zu stärken. Hierzu hat sie sich auf die individuellen Bedürfnisse von Müttern spezialisiert. Um Kinder in eine chancen- und lösungsorientierte Zukunft zu begleiten, ist es nämlich notwendig, diese Ideale selbst vorzuleben. In ihrer Arbeit trainiert sie daher gemeinsam mit Müttern deren Resilienz.
In ihrer Arbeit als Dozentin, Autorin und Coach gibt sie wertvolle Impulse zur Selbstreflexion, Selbstfürsorge und unterstützt Mütter dabei, zu ihrer eigenen Intuition zu finden, die ihnen dabei hilft, die richtigen Entscheidungen für eine glückliche Zukunft gemeinsam mit ihren Kindern zu treffen.
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Text: Leandra Vogt
Fotos: Fotolia
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2 Antworten
Was für ein toller Artikel und so hilfreich für mich! Als Mutter habe ich erst wirklich erkannt wie alteingesessene negative Glaubenssätze mich belasten und ich diese auf keinen Fall meiner Tochter weitergeben möchte.