„Wie würde ich einen Menschen, den ich liebe, um etwas bitten?“ Eine simple Frage, deren Beantwortung dir wahrscheinlich nicht schwer fällt. Warum stoßen Eltern dann so oft an ihre Grenzen, wenn es darum geht, auch ihren Kindern so zu begegnen?
Befehle anstelle von Bitten
„Häng das auf!“, „Trink das leer!“, „Zieh dich an!“, „Wasch dir die Hände!“: Nach einem Nachmittag mit offenen Ohren im Einkaufszentrum kann ich gut ein A4-Blatt mit Befehlen füllen, die Eltern ihren Kindern erteilen. Da der Ton bekanntlich die Musik macht, müsste wohl Heavy Metal im Hintergrund laufen, während ich das hier tippe. Denn nett und herzlich war da wenig. Kalt, fordernd und streng trifft es eher. So, wie Befehle nunmal sind.
Ob das Kind gerade überhaupt Durst hat, ob ihm kalt ist oder ob es sich die Hände lieber abwischen würde? Egal.
„Ich sag – du machst.“
Vielleicht fragst du dich jetzt, wie es denn sonst sein soll, wenn es schnell gehen muss? Das muss dann doch so! Denn: Würden wir alle jedes Mal, wenn wir meinen, etwas sollte/müsste/könnte getan werden, ein ewig langes Gespräch auf Augenhöhe beginnen, sorgsam alle Für und Wider abwägen um dann erst recht schmollend und nur semi-zufrieden (nämlich das Kind und wir selbst) die Szenerie zu verlassen, da würden wir alt. Oder?
Gemeinsamkeit braucht kein Gegeneinander
Ich bin die Letzte, die dafür grundsätzlich kein Verständnis hätte. Wenn es denn stimmen würde. Derlei fiktive Szenarien mit allen Übertreibungen kommen oft zur Sprache, um gegen Bedürfnisorientierung zu „argumentieren“. Dabei haben sie keine Berechtigung.
Diese „Argumente“ entstehen in Köpfen und Herzen, die erziehen und es damit leider gewohnt sind, dass ihre Kinder sich gegen sie „auflehnen“. Aber nicht, weil Kinder per se Tyrannen sind, die kontrolliert werden müssen. Blind erziehende Eltern erleben das, weil ihre Kinder tagein tagaus mit den Menschen, die sie am meisten lieben, um ihre eigene Integrität, um ihre Würde und die Berechtigung ihrer Bedürfnisse und Wünsche kämpfen müssen.
Dabei brauchen die Liebe und das Leben mit unseren Kindern keinen Kampf.
Begegnen wir ihnen liebevoll und mit Respekt, tun sie es uns gleich und es fällt zusehends leichter, gemeinsam und schnell Entscheidungen zu finden, die passen.
Beziehung nennt man das, was dann passiert.
Dann werden Kinder gesehen und sehen im Gegenzug auch uns. Und wir machen das, gemeinsam, mit Liebe und Respekt und ohne jedesmal sehr viel Zeit in die Löungsfindung investieren zu müssen.
Ja, manchmal dauert es ein wenig. So ist das nunmal, wenn man mit einem gleichwürdigen Menschen sein Leben gestaltet.
Ich entscheide, wie ich dir begegnen will!
Glücklicherweise geht es tatsächlich nicht darum, jede einzelne Situation in jeder Sekunde unseres Alltags mit Samthandschuhen vorsichtig zu zerpflücken, als würden wir verliebt die Blütenblätter eines Gänseblümchens vor uns in die Wiese gleiten lassen.
Um meinen Blick aufs Kind.
Grundsätzlich.
Um das, wie ich meinem Kind begegnen möchte. Um Ethik, Moral und dem, was ich tatsächlich will.
Es geht um aktive Lebensgestaltung und um Entscheidungen.
Es geht darum, mich mal ganz in Ruhe mit mir selbst hinzusetzen, tief durchzuatmen und mir zu überlegen, wie ich leben möchte, wie ich den Menschen, die ich liebe – denn das sind meine Kinder im Idealfall – begegnen möchte.
Und ziehe ich dann den direkten Vergleich – der beim Begleiten unserer Kinder auf Augenhöhe absolut zulässig ist – und überlege, wie mein Partner reagieren würde, bei all den Befehlen, die ich jeden Tag von mir gebe, so träfe mich rasch die bittere Einsicht: Der wäre wohl weg.
Nun sind unsere Kinder leider meistens nicht so frei wie unsere Partner.
Die können nicht weg.
Die müssen sich sehr viel mehr gefallen lassen, müssen einiges mehr ertragen. Klar können sie ihren Unmut kundtun – was ja zum Glück auch häufig passiert, wenn die Angst nicht auch dafür zu groß ist – aber viel mehr Bewegungsspielraum haben sie nicht.
Sie sind abhängig.
Und wir als Eltern oftmals nur allzu sehr dazu verleitet, das auszunützen.
Wenn wir nicht bewusst sind in unserem Umgang, mit unseren Worten und Gedanken.
Sollte ist nicht, was ist: Über mein Bedürfnis und deines
„Glück entsteht dann, wenn man sich für das entscheidet, was ist.“ – Naomi Aldort
Oftmals glauben Eltern zu wissen, was das Beste für ihr Kind ist und sehen dabei nicht, dass sie damit ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen wollen, und nicht die ihres Kindes.
Naomi Aldort weist in ihrem Buch „Von der Erziehung zur Einfühlung“ darauf hin: Das Wort „sollte“ ist oftmals ein guter Hinweis dafür, dass wir gerade nicht den Weg des Kindes berücksichtigen, sondern lieber unsere eigenen Vorstellungen umgesetzt sehen würden. „Mein Kind sollte sein Zimmer aufräumen“, oder „Mein Kind sollte sich die Haare schneiden lassen“ und „Es sollte den Teller leer essen“ drücken aus, was ich für richtig halte.
Hier zu sich selbst „Stop“ zu sagen um zu erforschen, ob man hier wirklich die Bedürfnisse des Kindes im Blick hat oder nur den eigenen Wünschen in Form von Kritik am Kind Ausdruck verleiht, ist essentiell. Erst danach kann ich mein Kind sehen, ihm zuhören und dann einen Weg finden, in dem es sich gesehen und ernst genommen fühlt.
Meinen Wunsch äußern – deine Entscheidung annehmen
Wenn ich für mich festgestellt habe, dass es mein eigener Wunsch ist, dass das Zimmer meines Kindes ordentlich ist, kann ich diesen Wunsch authentisch äußern: „Ich hätte gerne, dass dein Zimmer ordentlicher ist.“ Ich kann mich ans Aufräumen machen und mein Kind bitten, mir dabei zu helfen.
Habe ich meine Bitte geäußert, kann mein Kind sie jederzeit auch ausschlagen – wie das nunmal ist, wenn man jemanden um etwas bittet, und keine Befehle erteilt.
Erfüllt mein Kind meinen Wunsch nicht, ist es wiederum an mir, mit der Situation umzugehen: Ich kann das Zimmer alleine aufräumen, alles einfach liegen lassen oder irgendeinen anderen Weg finden, der gerade für beide passt und mit dem beide zufrieden sind.
„Sollte“ impliziert immer, dass mein Kind gerade etwas falsch macht. Bewerte ich das Verhalten so, nehme ich mein Kind nicht mehr ganz an in seinem Tun in in seinem Sein. Meine Erwartungen stehen mir im Weg: Ich möchte mein Kind, seine Entscheidungen oder Taten ändern. Etwas soll anders werden. So, wie ich es mir wünsche, nicht danach ausgerichtet, was mein Kind braucht/will/ist.
Ich aber will lieben, was ist. Und mein Kind, wie es ist.
„Die Liebe gibt nie eine Richtung vor, denn sie weiß: Einen Menschen von seinem Weg fortzudenken, bedeutet, ihm unseren Weg aufzudrängen, der für ihn nie wirklich richtig sein wird. Er muss frei sein, seinen eigenen Weg zu gehen.“ – Leo Buscalia
Aber das Kind muss doch…
„Aber das Kind muss doch lernen, dass Ordnung wichtig ist.“ Wenn Lernen stattfindet, dann aus Freiwilligkeit und aus der eigenen Motivation des Kindes heraus. Dann, wenn das Kind dazu bereit ist.
Äußere ich eine authentische Bitte, nachdem ich eingesehen habe, dass ich diejenige bin, die sich Ordnung wünscht, wird mein Kind auch lernen, was mir wichtig ist. Wie jeder andere Mensch, mit dem ich zusammen lebe oder viel Zeit verbringe, sieht es, was ich mir wünsche, welche Werte ich habe, wie ich Probleme löse und wie ich liebe.
Um los- und sein zu lassen, muss anstelle der Angst, dass mein Kind irgendetwas Wichtiges nicht lernen könnte, wenn ich keinen Druck ausübe, Vertrauen ins Kind und seine Fähigkeiten treten.
Um los- und sein zu lassen, muss anstelle der Angst, dass mein Kind etwas nicht lernen könnte, Vertrauen treten.Click To TweetMache ich das Zimmer sauber, möchte mein Kind vielleicht von sich aus mitmachen, mir helfen und Teil des Ganzen sein. Ich biete ihm die Chance, selbst zu spüren, wie es sich verhalten möchte. Was dann passiert ist eine Tat aus eigener Motivation heraus, die nicht hervorgerufen wird durch Schuldgefühle. So kann der authentische Wunsch zu helfen aufkommen.
Bietet mein Kind seine Hilfe an, macht mit und bringt sich ein, putze ich nicht hinter ihm her, wenn es mir dabei zusieht. Es hat geholfen, so gut es kann. Es ist nicht an mir, das zu verbessern.
„Das Kind braucht keine Hilfe, um zu lernen, wie es mit uns zusammenleben soll; was es braucht ist, dass wir ihm vertrauen und seinem Lernen nicht im Weg stehen.“ – Naomi Aldort
Es geht nicht darum, dass wir Kinder um etwas bitten, sondern einmal mehr um das WIE. Unsere eigenen Beweggründe zu erforschen kann dabei helfen, uns selbst über unser Tun klarer zu werden. Dann finden wir mit dem Kind gemeinsam Wege, auf denen wir beide gesehen werden und die wir gemeinsam gestalten.
Befiehlst du noch oder bittest du schon? Ich freue mich über deine Meinung und Erfahrungen in den Kommentaren!
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28 Antworten
Liebe Jeannine,
da bin ich ganz bei dir! Meine ältere Tochter hat mir das eigentlich zuerst beigebracht, die Theorie dazu habe ich mir erst hinterher angelesen. Versuche ich meine Tochter zu irgendetwas zu zwingen – also über sie zu befehlen –, geht bei ihr gar nichts. Sie weigert sich, wird wütend, schreit, weint, aber tut auf keinen Fall das, was ich will. Lasse ich sie jedoch einfach sein, wie sie ist, hat sie eine riesige Freude daran, mir bei allem zu helfen, was ich angehe. Ja, sie spürt tatsächlich meine Haltung zu ihr und kooperiert, wenn ich sie frei entscheiden lasse.
Elternsein ist faszienierend – und nich immer ganz leicht ;-)
Liebe Grüße
Lena von kraftvollMama.de
Liebe Lena, danke dir für dein Kommentar und dass du deine Erfahrungen teilst. Das kann ich genau so unterschreiben! Kinder anzunehmen, wie sie sind, ist für mich die Basis für so viele wundervolle Erfahrungen, für ein so starkes, liebevolles Miteinander. Ich erlebe es als enorm bereichernd und würde mein Kind nie aus einem anderen Blickwinkel sehen wollen. Ich freu mich sehr über die Einblicke, die du gewährst! Alles Liebe!
Liebe Jeannine,
ich bin Mama von zwei Mädels (bald 3 und 6 Monate) und finde Deine Texte sehr inspirierend. Leider bin ich immer innerlich gehetzt, schnell ungeduldig und werde laut, wenn ich selbst emotional nicht mehr klarkomme. Aber dafür können meine Kinder nichts. Ich habe schon viel von Dir gelesen und mir vorgenommen mich darin zu üben, (1) mein Kind und seine Realität wahrzunehmen und (2) meine eigenen Erwartungen zu hinterfragen und nichts durchsetzen zu wollen, weil „man“ das eben so macht. Und ich hoffe, dass ich ein besseres Vorbild werden kann, dem sie dann nachgehen können. Schon jetzt spiegelt meine Große, wenn sie wütend, traurig, müde oder überfordert ist in (für mich) erschreckender Weise mein Verhalten – meine Worte, meine Mimik, meine Lautstärke. Ich will aber nicht unzufrieden mit ihr sein, sondern für sie da wie sie ist, mit ihren Emotionen gerade in solch schwierigen Momenten. Deine Texte haben mir viele Impulse gegeben, wie ich das schaffen kann! Danke dafür!
Ich finde der Vergleich mit dem Partner hinkt massiv… Mein Partner ist ein erwachsener Mensch der weiß dass man sich die Hände wäscht wenn man nachhause kommt, dass man jetzt isst weil man sonst später Hunger hat, etc. Das kann ein Kind oftmals alles nicht abschätzen, deshalb hat es ja Eltern die es leiten und ihm helfen die Welt verstehen zu lernen. Und dazu gehören auch Aufforderungen, die auch befolgt werden müssen. Das muss man lernen, im Leben später kann man auch nicht immer einen Konsens finden was gerade alle am liebsten und gerne machen wollen, die Matheschularbeit würde sich dann wahrscheinlich nie ein Kind aussuchen.. Wenn das Zimmer zb zu unordentlich ist dann sage ich ihm „Räume bitte dein Zimmer auf, es ist so unordentlich dass wir gar nichts mehr neues spielen können bzw. deine Sachen nicht mehr finden!“ Dann versteht er das und tut das und ich helfe ihm dabei wenn ich Zeit habe, solche Basics muss ein Kind lernen und wenn mein Mann ein riesen Chaos wo hinterlässt sage ich ja auch „Räum das bitte auf, …“!
Liebe Silvia, danke für dein Kommentar! Du hast recht, dein Partner ist erwachsen und kann das abschätzen. Das Kind darf noch lernen. Es hat Zeit, herauszufinden, wie das Umfeld auf seine Taten (und unterlassene Taten) reagiert, wie es sich fühlt, wenn das Zimmer aufgeräumt, der Bauch voll, etc. ist. Ich finde es ganz wundervoll, dass du dein Kind dabei begleitest. Hier sehe ich nicht zwingend einen Widerspruch. Auch bin ich bei dir, wenn es darum geht, dass es Dinge gibt, die einfach sein „müssen“. Überraschend viele müssen aber auch nicht sein. Wenn du deinem Kind, wie du selbst schreibst, sagst: „Bitte räum dein Zimmer auf…“ und das auch so begründest, wie von dir beschrieben, so ist das doch eine Bitte. Es sei denn, du erwartest, dass dein Kind dann auch genau das tut und zwar genau dann, wenn du den Satz gesagt hast. Dann wäre es ein Befehl, und das Bitte ist nur dabei, um ihn freundlicher zu verpacken. Ändert aber nichts an deiner Haltung, dass das Kind jetzt muss, damit du wieder alle Sachen finden kannst. (Wobei das „Wir“ in deinem Satz impliziert, dass dein Kind auch nicht mehr spielen kann und nichts findet… was so vielleicht gar nicht stimmt.) Wenn ich meinem Kind sage, dass ich es mir ordentlich wünsche, weil ich mich unwohl fühle, dann wird es mir wahrscheinlich helfen. :) Weil es mich lieb hat und sich gern einbringen möchte. Oder aber es hat gerade einen anderen Plan, möchte gerade anders… Dann darf es das, weil es nicht dazu da ist, das zu tun, was ich mir wünsche. Oder jene Dinge von denen ich meine, dass es sie tun „sollte“. Es braucht keinen Zwang bei derlei Sachen. Damit das Kind selbst fühlen kann, was es gern machen möchte. In den meisten Fällen (und gibt man diesem Gefühl Zeit zu wachsen) wird das Kind aus einem eigenen Bedürfnis und aus der eigenen Motivation heraus, helfen. Es geht lediglich darum: Übt man Zwang aus, tut das Kind, was man möchte. Dabei geht viel verloren. Ich glaube, wir sind da gar nicht so weit voneinander entfernt. Es gilt für mich lediglich, meine eigene Erwartungshaltung zu reflektieren und das Kind sein zu lassen – auch, wenn es nicht tut, was ich möchte. (Eines möchte ich noch sagen: Ich esse selbst, wenn ich Hunger habe. Ich esse nicht jetzt, wenn ich nicht hungrig bin, damit ich später keinen Hunger hab. Da würde ich mir wohl eher etwas mitnehmen für später oder später etwas organisieren. Ich finde es absolut wichtig, dass Kinder dann essen, wenn sie hungrig sind. So kann sich ein gesundes Hunger- und Sättigungsgefühl entwickeln.)
Ich finde es so bemerkenswert, Jeannine, wie du alles so treffend auf den Punkt bringst! Du sprichst mir so aus der Seele und ich hoffe, dass deine Worte immer mehr Menschen erreichen und berühren. Ich persönlich finde den Vergleich mit dem Partner ziemlich passend und auch gerechtfertigt. Es geht ja hierbei nicht darum ob Erwachsen oder Kind, sondern um die Integrität und Würde die gewahrt werden sollte und die ist unabhängig von Alter (und noch vielen anderen Dingen).
Herzliche Grüße
Steffi ❤️
Liebe Jeannie,
Danke für diesen Artikel. Ich findfinde ihn wirklich sehr hilfreich. Ich bin noch recht am Anfang, davon nicht zu erziehen und Rutsche leider oft in alte Muster…deinen Blog finde ich wirklich anregend, sich selber zu reflektieren und Dinge zu hinterfragen.
Lg lina
Geht mir genauso. Gerade wenn es sehr doll stressig ist oder ich überhaupt nicht weiter weiß, passiert mir das. Es wird besser :)
Der Artikel ist toll, hab ihn gleich geteilt =0)
Hallöchen auch! Dem schließe ich mich an! Ich habe übrigens mal gelesen, dass man seine Kinder genauso respektvoll behandeln darf, wie die eigenen Arbeitskollegen! Die werden schließlich auch nicht herumkommandiert, da das dann auch kontraproduktiv wäre!
Ein sehr guter Artikel , ich lese deine Beiträge mit meinem Partner . Da wir an unserer Familienplanung arbeiten und ich bereits jetzt mit meinem Partner Wege finden möchte , die für uns beide in frage kommen. Mein Partner ist leeiiiideeer noch nicht ganz im Boot . Es ist auch für ihn ein Lernprozess ☺️Ich bin nämlich gelernte „Erzieherin“ und habe daher Erfahrungen wie vieles NICHT geht . In vielen Gesprächen mit dem Team und Arbeitgeber , habe ich deine / eure , Ansätze schon präsentiert und es ist auch hier ein Lernprozess , dies in unsere Arbeit mit einfließen zu lassen. Wir „erziehen“ nach dem Prinzip von Rudolf Steiner und leben in der vor und Nachahmung , welches den Schritt zu deinen Ansätzen definitiv erleichtert .
Ich bin auch so frech und Vergleiche es teilweise mit der Erziehung / Dressur von meinen Hunden ( welches selbstverständlich leicht ist / weil keine Diskussionen ) aber auch hier gibt es zwei Varianten .. die negative ( geht ratzfazt) der Hund zeigt unerwünschtes/ nicht korrektes Verhalten und wird bestraft . Nachteil , es findet kein Lernprozess statt und benötigt immerwieder die negative Konsequenz .
Dann gibt es die positive Variante ( dauert sehr lange) es findet ein Lernprozess statt , Mann muss nur viel Kraft und Mühe hereinstecken . Und hier kommt es auf die Dauer an . Deine Wege ( aufräumen ) in den Kita Alltag zu integrieren klappt , weil ich mit einem Lied als Vorbild Funktion aufräume . Die Kinder beobachten zu Beginn . Manche sogar 1 Woche und die Kinder entscheiden , wann , wer , wie . Kommentarlos . Ich zeige den Kindern meine Freude über die Hilfe . Das ist echt und ich zeige mich mit meiner Freude , erwarte aber im morgen nicht , dass das Kind mir erneut hilft.
Du bist eine wahre Bereicherung , danke ❤️
Hallo! Ich habe schon so viele von solchen Beiträgen und Artikeln gelesen. Bei uns ist das so dass Theorie und Praxis außeinander schweifen. Ich versuche meinen dreijährigen Sohn auch mit Liebe und Respekt zu begegnen. Nun sind das die alltäglichen Situationen die uns in das typische Muster fallen lassen, denn wenn es nach ihm gehen würde dann würde er den ganzem Tag nur fernsehen, Süßigkeiten essen, Zähne putzen würden wir gar nicht mehr usw. Ich bitte ihn auch lieb darum etwas zu tun z. B. das Zimmer aufräumen. Ei Tag vorher möchte er es nicht, genau so wenig wie am Tag danach. Egal wie liebvoll ich ihn um etwas bitte geht es nur darum was er will. Zähne putzen dauert bei uns bis zu einer Stunde, angefangem mit liebevollen Überredungskünsten. Hab ihm schon sogar ein Buch zur Körperpflege gekauft. Interessierthier aber nicht wenn er nicht will dann will er nicht und das endet in einem Befehlston. Ich kann leider nicht immer nur nach seinen Wünschen gehen, ich weiß mir echt nicht zu helfen wie ich es ihm beibringen kann meine Wünsche ebenfalls zu respektieren.
Hallo Mascha ?
Hast du schon mal versucht ihm deinen Wunsch, deine Bitte zu erklären?
Sowas wie…
„Putz bitte deine Zähne, weil ich nicht möchte, dass du Zahnweh bekommst und der Zahnarzt vielleicht auch noch an deinen Zähnen rumboren muss!“
Ich kenne euch nicht genug um den passenden Satz für dich und deinen Sohn zu finden. Ich denke aber, dass nur ein wenig Übung und Geduld mit dir selbst bedeutet und schon kannst du entspannt in die Zahnputzsituation hineingehen. ☺
Wusstest du eigentlich, dass Kinder die Anspannung der Eltern mitbekommen und sie falsch interpretieren? Die süßen beziehen alles auf sich und fühlen sich schneller angegriffen als du es glauben kannst. ?
Je entspannter du in diese, für dich, problematischen Situationen reingehst, desto entspannter und bereitwilliger, zuzuhören und mitzumachen, ist dein Gegenüber.
Viel Glück und Freude beim Ausprobieren! ?
Hallo nochmals ?
Ich meine damit nicht, dass du deinem Kind Angst vor dem Zahnarzt beibringen sollst. Huch!?
Nein. Auf keinen Fall!!!
Deine Entspanntheit ist gefragt.
Mit welchem Denken oder Satz entspannst du dich „vor“ so einer Situation?! Das ist mir wichtig!!!
Wenn du zurück denkst und auch ich das tuhe, dann fallen dir sicher Momente oder Tage ein, in oder an denen wir unsere Zähne auch mal, egal aus welchem Grund, nicht oder später geputzt haben. Das führte ja auch bei uns nicht dazu, dass wir direkt Zahnweh bekomnen haben und zum Arzt mussten. Oder? ?
Diese und abdere Situationen kannst du dir leichter machen indem du dich mit solchen Erinnerungen und deiner inneren Sicherheit dazu entspannst. Er entscheidet, ob er aus dem Mund riechen will, einen schlechten Geschmack haben will oder was sonst noch folgt.
Mach dir dazu immer bewusst, dass er die Welt und sich selbst erst noch kennenlernen muss. Er möchte wissen, stimnt das was Mama sagt und erklärt?, trifft das wirklich ein? Oder ist es bei mir anders? Verstehst du was ich meine? ?
Ich kann dich gut verstehen. Denke ich jedenfalls. Du möchtest sicher auch, dass dein Kind lernt gepflegt und ordentlich sein ist gut. Aber…
Das müssen unsere Kleinen auf ihre Art lernen. ?
Gar nicht so einfach!!! Ich schaue ungern zu, da spreche ich sicher für viele Eltern, wenn ich weiß…ooooh das geht jetzt schief!….
Aber die Erfahrung der Menschen lehrt sie auch zugleich! Und das von ganz klein auf!!!
Wir Eltern stehen den Kindern unterstützend und hilfsbereit zur Seite und wollen doch keine willenlosen Hüllen aus ihnen machen ?
Ich will dich ganz ehrlich nicht zur Schnecke machen. Ich möchte dich nur zum Nachdenken und Entspannen anregen.
Um dich zu beruhigen, …
Bei mir und bestimmt auch anderen Eltern klappt nicht alles und ständig suuuper gut. Dazu sind wir Menschen, dürfen Menschen sein und diese machen nun mal nicht alles und ständig richtig! ?
Das ist wundervoll geschrieben! Ich bin da ganz bei dir und habe kürzlich mal Eden Artikel „Verwöhnprogramm“ geschrieben. Da geht es darum, dass das Wort „Verwöhnen“ heutzutage so verpönt ist… https://fulltime-mami.blogspot.de/2017/09/verwohnprogramm.html?m=0
schau gern mal rein!
Hallo! Guter Artikel, bloss schade, dass Heavy Metal gleich zu Anfang so schlecht dabei wegkommt. Die Musik mag für Außenstehende hart klingen, in der Szene habe ich jedoch die herzlichsten Menschen gefunden, die man sich denken und wünschen kann. Ich bin froh, dass mein Sohn durch meinen Mann, unsere Freunde und mich Zugang dazu hat. Zum Einstieg für alle Interessierten kann ich die Band Blind Guardian aus Deutschland empfehlen. Sehr sympathische Menschen, die meisten Bandmitglieder sind selbst Eltern und ihr „The Bard’s Song: In the Forest“ ist das erste Schlaflied, dass mein Sohn kennen gelernt hat. Er liebt es.
Viele Grüße aus der Schweiz, Rebecca
Liebe Jeannine, wie sprichst du mir aus dem Herzen. Ich selbst bin in dem letzten Wochen mit offenen Ohren durch das Leben gelaufen und habe mich oft gefragt, ob die Eltern auch so mit ihren Partner sprechen, wie sie ihr Kinder ansprechen?! Oft sind es diese kalten, kurzen Befehle und das weinende Kind, dessen Bedürfnisse nicht gesehen und gehört werden, die mich unendlich traurig stimmen. Auch ich selbst schaffe es nicht immer die Perspektive zu wechseln und die Bedürfnisse meines Sohnes sofort zu erkennen, doch in dem Moment, in dem ich merke, dass ich ungeduldig mit ihm werde, stelle ich mir die Frage: Was treibt dich hier gerade? Oft bemerke ich schnell, dass es z.B meine Langeweile ist, wenn er sich noch das 5. Buch in der Bücherei anschauen will. Dann schnappe ich mir selbst ein Buch oder schaue mir mit ihm dieses 5. Buch an. So kann ich mitreden, bei den Dingen, die ihm wichtig sind. ;-) Oft wird die „verlorene“ Zeit, die wir dafür aufwenden als Argument angebracht, es nicht zu tun. Doch um ehrlich zu sein: es ist ein Geschenk, diese Zeit gemeinsam zu erleben. Denn irgendwann ist nicht mehr cool, die Zeit mit Mama oder Papa zu verbringen und dann können wir nichts mehr nachholen. Deshalb finde ich deine gewählten Zitate wunderbar treffend und möchte meinen Kommentar beenden mit: Glück IST einfach. Bitte mach weiter! Herzliche Grüße!
Hallo,
Danke, finde den Artikel super. Allerdings beim Thema hungrig, muss ich meine 3-jährige manchmal übergehen. Da Kinder erst zwischen ca 5-9 Jahren das Hungergefühl richtig deuten können, muss ich teilweise nachhelfen, da ich ihre Unterzuckerungsanzeichen relativ gut kenne…
Lg
Gabriele
Gerade entdeckt https://de.wikipedia.org/wiki/Mithilfe_von_Kindern_im_Haushalt
arg oder?
Hallo zusammen! ?
Also, ich habe Adhs und bin mit meinen Therapien in obigem Thema schon gut voran gekomnen. Sicher erwische ich mich noch des öfteren bei Befehlen oder dabei, dass irgendetwas schnell, meistens zu schnell für mein Kind, gehen muss. In dieser Angelegenheit habe ich mir Unterstützung bei meinen Therapeuten und dessen Gruppentherapie eingeholt, die zum Glück als Familientherapie vor zwei Jahren gestartet ist.
Diese Gruppe, samt mir, bruhigte sich gegenseitig damit, dass wir unsere Kinder nicht nur in unserem sicheren Umfeld großziehen, sondern sie ebenfalls für (draußen) die Realität bzw. die ganze Welt und das ganze Leben erziehen bzw. sie darauf vorbereiten wollen und sie so stärken, dass sie am besten ? für alles und jede Situation vorbereitet sind.
Deshalb ist es, man könnte mich jetzt vertäufeln, (auch) gut, wenn unsere Kinder diese, entschuldigt bitte, ätzenden Seiten von uns und auch schwierige Situationen oder Dickkopfverhalten von uns mitbekomnen. Demnach können sie später zwischen diesen beiden Seiten unterscheiden und sich entscheiden, will ich so sein, möchte ich mit so jemanden zusammen sein oder befreundet etc.
Ganz sicher aber war und ist es uns in dieser Gruppe aber nicht darum gegangen uns gegenseitig recht zu geben, unsere Kinder absichtlich zu malträtieren oder sie extra zu ärgern, damit sie sich schuldig und wertlos fühlen. Nein!
Ganz einfach. ☺
Jedes Mal, wenn mir auffällt, dass etwas nicht so gut klappt, ich mich selbst beim streiten und kämpfen oder grübeln über dringende Lösungsmöglichkeiten erwische, stoppe ich mein Verhalten, entschuldige mich ggf. und schaue was gerade „wirklich“ ist. Was überhaupt los ist?
Möchte ich etwas unbedingt, dass mein Kind lernen soll und es ist noch gar nicht soweit und bereit dafür oder ist vielleicht sogar mein Kind gerade dabei etwas neues zu lernen, ein neues Verhalten auszuprobieren das es irgendwo gesehen und gespeichert hat?!
Sie machen das ganz sicher nicht um uns zu ärgern. Es ist Neuland für sie. Sie möchten selbst erfahren, wie fühlt sich das an mal gegen den Strom zu schwimmen, den eigenen Kopf mit allen Mitteln durchzusetzen? etc. Wie reagiert Mama darauf? Oder vielleicht ein guter Freund? Wo führt dieser Weg, dieses Verhalten hin? Diese Fragen und weiteres wollen sie lernen und erfahren, um es für ihr Leben zu können.
Dabei ist es an uns zu beachten, möchte ich das gerade, ist jetzt Zeit dafür bzw. welche Konsequenzen kann ich jetzt gerade selbst tragen. Bin ich jetzt schon bereit dafür, richtig und echt, wahrhaftig die passenden Gefühle und das passende Verhalten zu zeigen?
Denn alles andere wäre falsch! Weil die Mimik, die Körperhaltung, der Ton, das Gefühl und der Rest nicht zu dem Verhalten, was von unseren Kindern ausprobiert werden will, passt. Sie haben ganz feine Antennen und merken sofort, wenn ich ihnen nur vormache und „nur“ sage, dass ich jetzt traurig, enttäuscht oder sogar sauer bin. Deshalb üben sie es im nächsten, für sie, passenden Moment gleich noch einmal. Und genau das, wird für beide Seiten auf Dauer zur Qual.?
Ich hab es ausprobiert und es klappt.
Leider lässt die schnellebige Zeit und mein innerer Druck diese tolle Ünungsfläche nicht, nach meinem Gefühl jedenfalls, zu.
Ich gebe aber nicht auf und wünsche auch allen anderen Eltern, die wirklich etwas ändern wollen und ab und zu verzweifelt mit sich selbst sind, viel Kraft und Geduld mit sich selbst!!! ?✌
Denn nur mit innerer Ruhe und Entspanntheit kommt man zu sich selbst zurück und kann besonders die schönen Momente und Tage so richtig genießen!!! ??
Wie schon angesprochen, finde auch ich dass der Vergleich mit dem Partner massiv hinkt. Wenn mein Partner sich so verhalten würde, wie meine Kinder (manchmal) mir gegenüber, dann hätte ich schon längst den Schlußstrich gezogen. Mir ist sehr wohl bewusst, dass sie von mir abhängig sind, und wann immer es geht, versuche ich ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.
Wenn ich meiner vierjährigen Tochter aber bereits erklärt habe, dass sie bei Oma nicht die Wände anmalen darf, und eigentlich das Gefühl hatte, dass sie das verstanden hat, verwende ich das nächste Mal durchaus den Befehlston.
Was das Kinderzimmer angeht, soll mein Kind das entscheiden, ob’s gern im Chaos lebt oder nicht. (Wenn dann die Elsa-Krone kaputt geht, weil man im Chaos drauftritt, gibts halt keine neue, und auch nichts anderes, was ähnlich leicht kaputt geht). Die Große (6) räumt mittlerweile auch schon auf, ohne dass ich sie darum bitte. Wenn es sich aber um Gemeinschaftsräume handelt, spielen auch meine Bedürfnisse eine Rolle, und meine Kinder müssen lernen, dass auch ich Bedürfnisse habe.
Insgesamt würde ich sagen: Ja, in einem gewissen Umfang kann man Kindern wie einem Partner begegnen, aber insgesamt ist mein Kind nicht mein Freund, sondern mein Kind – mit dem ich weitaus nachsichtiger bin, als ich es mit einem Partner jemals wäre.
Hallo. Ich bin werdende Mami und gleichzeitig verhaltenstherapeutin und stehe der Meinung mit dem „bitten“ gespalten entgegen, da ich häufig die Konsequenzen des falschen umgangs damit erlebt habe. An mancher stelle und ab einem gewissen alter spricht nichts dagegen, man sollte jedoch nie außer acht lassen, wie das Kind die bitte auffasst. Ein „kannst du das bitte lassen?“ impliziert dem kind leider „wäre nett, muss aber nicht sein“, was in machen Situationen völlig unangebracht ist. Kinder sollten grenzen aufgezeigt bekommen- liebevoll, aber dennoch konsequent. Nur so kann man sie auf die realität vorbereiten- denn im alltag wird es keine optionen geben, ob das kind später in der schule „bitte den test schreibt“ oder im beruf „doch bitte seinen job erledigt“. Falsch angewendet führt das leider nur zu unselbständigkeit und Trägheit, schließlich „muss man ja nicht, wenn man gebeten wird.“
Liebevolle Grenzen – da bin ich ganz bei Linda.
Ein Kind ist kein Partner und ich bin als Mutter auch keine Freundin. Selbstverständlich sollen Kinder mit ihren Bedürfnissen ernst genommen und gesehen werden. Aber mit einer Kuschelpädagogik wie oben beschrieben (und in den Kommentaren weitergeführt: „das Kind soll selber entscheiden ob es aus dem Mund riechen möchte“), gebe ich meine Verantwortung als Mutter ab.
Es ist gewiss niedlich mit seinem Kiga Kind gemeinsam das Zimmer aufzuräumen, dabei ein Lied zu trällern und die Welt ist in Ordnung. Dagegen spricht nichts. Aber irgendwann ist euer Kind ein Schulkind und hat zu funktionieren. Klingt grausam – ist es auch. Die Kinder, die es bis dahin nicht gelernt haben auch das zu tun, was sie nicht möchten, einfach weil man es als erwachsener verlangt, die haben es sehr sehr schwer und machen es auch allen anderen schwer.
Als Eltern hat man die Verpflichtung sein Kind auf das Leben vorzubereiten. Alterentsprechend natürlich. Wenn man aber den Bedürfnissen des Kindes immer Vorrang gewährt, erzieht man sich lauter kleine Egomanen. Davon gibt es schon genug..,
Liebe Hasenmutti, danke dir für dein Kommentar. Der Satz, bei dem ich hängen geblieben Bin: „Aber irgendwann ist euer Kind ein Schulkind und hat zu funktionieren. Klingt grausam – ist es auch.“ Warum willst du etwas Grausames für dein Kind? Wenn du selbst siehst, dass „Funktionieren“ (nach den Anforderungen und Wünschen anderer) grausam ist, warum machst du mit? Warum trägst du deinen Teil dazu bei? Was leitet dich hier mit den Gedanken in die Zukunft? Angst oder Liebe? Auch in deiner Aussage, dein Kind zu einem „Egomanen“ zu erziehen, ist es nicht Liebe und Vertrauen, das dich leitet. Diese Gedanken sind von mir für dich und nichts, worauf eine Antwort hier, in diesem Rahmen passend wäre, denke ich. Wenn du dich dem Gedanken öffnest – Angst oder Liebe? – kann das sehr persönlich und berührend für dich werden. Ich möchte dich einladen und ermuntern – ohne dir zu nahe treten zu wollen – diesen Gedanken dennoch nachzugehen. Für dich und für dein Kind. Alles Liebe!
Gerade weil es in unserer Welt oft nicht besonders liebevoll zugeht möchte ich meinem Kind etwas anderes zeigen und mitgeben. Wenn das immer mehr Menschen tun, wird die Welt ein liebevollerer Ort werden.
Wir handhaben es in der Regel so, wie es in dem Artikel beschrieben ist (manchmal stehen wir uns selbst im Weg, da können wir dann lernen…).
Die häufige Sorge, dass mein Sohn so nicht gut auf das Leben vorbereitet ist und sich zu einem Egomanen entwickelt bestätigt sich bisher nicht, er ist jetzt 12 Jahre. Es gibt immer wieder positive Rückmeldungen dazu wie „gut erzogen er ist“. Wenn es sich ergibt, sage ich dann, dass ich nicht erziehe sondern eine Beziehung habe und begleite.
Wir haben schon immer versucht für unser beider Bedürfnisse Lösungen zu finden, die für uns beide in Ordnung sind. Das klappt erstaunlich oft und deswegen können wir beide gut damit leben, wenn es mal nicht funktioniert.
Für uns ist es ein guter Weg und ich mag das Miteinander sehr. Ein Gegeneinander stelle ich mir sehr anstrengend vor.
Hallo …
Immer wieder lese ich Beiträge zum Thema Erziehung. Und immer wieder stelle ich fest, dass sich alles auf die Kinder bezieht, die schon ein gewisses Maß an Verständnis mitbringen. Was aber mache ich mit einem Kind, das gerade mal ein Jahr alt ist? Neulich las ich über Trotzanfälle. Sie beginnen angeblich in etwa wenn das Kind zwei Jahre alt ist. Wunderbar, meine Tochter ist gerade ein Jahr alt geworden und hat schon vor zwei Monaten angefangen, sich auf den Boden zu werfen und bockig zu weinen, wenn ihr etwas nicht passt. Ja, ich kann sie liebevoll in den Arm nehmen statt mit ihr zu schimpfen, aber ich kann nicht mit ihr darüber reden, was genau jetzt in ihrem Köpfchen nicht passt, denn sie kann es schlicht und einfach nicht zum Ausdruck bringen, weil sie noch nicht spricht. Genauso auch hier. Bitten oder Befehlen? Ich stelle fest, dass meine Kleine mir gerne hilft oder Dinge selbst macht. Beispielsweise bringt sie ihre Windel selbst zum Windeleimer oder macht mit, wenn ich am Abend anfange das ganze Spielzeug aufzuräumen, insbesondere die Bälle vom Bällebad wieder einzusammeln. Auch wenn ich die Spülmaschine ausräume, kommt sie hinzu, um mir jedes Teil aus dem Besteckkorb einzeln anzureichen, damit ich es in die Schublade legen kann. Ja, sie hilft gerne. Aber es gibt auch Situationen, in denen ich nicht weiß, wie ich mit auf so ein kleines Kind reagieren soll. Wenn ein einjähriges Kind das CD-Regal ausräumt und dann möglicherweise auch die CDs aus ihrer Hülle nimmt und durcheinander wirft (ist schon vorgekommen, wo ich einmal nicht aufgepasst habe) wird es sicher nichts bringen, dieses Kind zu bitten, die CDs wieder ordentlich einzuräumen. Es versteht noch gar nicht, was ich von ihm will und selbst wenn sie verstünde, was ich von ihr möchte, wäre es wohl kaum angebracht, sie zu bitten, wieder Ordnung zu schaffen. Es sind schließlich nicht ihre CDs, sondern die ihres Vaters, die sie eigentlich nicht nehmen darf. Meine Tochter versteht viel, aber eben noch lange nicht alles. Ja, es wäre mein Wunsch, dass die CDs ordentlich in Regal stehen, während meine Tochter es vielleicht viel interessanter findet, dass sie Wild durcheinander auf dem Fußboden liegen, aber es gibt dennoch Grenzen. Nur wie zeige ich die bei einem so kleinen Kind mit Bitte statt Befehl auf? (Der ein oder andere mag jetzt sagen: „Dann räume die CDs in ein Regal, an das sie nicht ran kommt.“ Dem möge gesagt sein, dass meine Tochter bereits gelernt hat, Kartons und Dosen als Kletterhilfe zu verwenden. Und ich kann nicht alles weg räumen).
Zudem muss ein Kind auch lernen, dass nicht alles als Spielzeug genommen werden kann und es schlicht und einfach nicht alles darf. Aber die Frage bleibt: Wie geht Erziehung, bei einem so kleinen Kind?
Gruß Lyna
Hallo Zusammen
es klingt alles wunderbar – wenn man ein vielleicht zwei Kinder hat.
Mit vier Kindern -aktuell zwischen 4 Jahre und 8 Monaten – muss die Taktung eine andere sein. Bei drei Kindern in der Trotzphase komme ich mit dem selbstkritischen hinterfragen wie sich meine Kinder fühlen wenn ich möchte, dass alle gleichzeitig mit gewaschenen Händen zum Essen kommen oder am Abend das Kinderzimmer aufgeräumt ist, nicht hinterher.
Gibt’s für die Tipps von Jannine eine Viererpotenz ?
Grüße TWG
Bitte überfordert nicht unsere Kinder
Ich bin Heilpädagoge und Deeskalationstrainer, und arbeite seit 25 Jahren an einer Schule für geistig behinderte Kinder, davor im Heimbereich und in der Familienhilfe. Habe selbst 4 Kinder und bereits zwei Enkel (3 und 5 Jehre alt). In ca 10 Jahren als Fußballtrainer, ab der „Pampasliga“, durfte ich ein Team unterschiedlichster frecher, zurückhaltender, schüchterner, ängstlicher, raufender Jungs und einige Zeit auch Mädchen „trainieren“. In der beruflichen Praxis wie auch auf dem Fußballplatz musste ich durch viel Empathie, aber auch überlegt eingesetzter Verhaltenssteuerung (könnte es auch ERZIEHUNG nennen) besonders die Kinder intergrieren, die aus unterschiedlichen Gründen nie gelernt haben ihre Bedürfnisse zurückzuhalten, bzw. alles was an Anforderungen an sie gestellt wurde immer aushandeln mussten. Wer Beziehungsarbeit über Erziehungsarbeit setzt oder umgekehrt, hat die kindliche Seele im Kontext der notwendigen Entwicklungshilfen (ich könnte es auch ERZIEHUNG nennen) nicht verstanden. Beziehungsarbeit ist genauso unerlässlich wie Erziehungsarbeit. Eine verlässliche Beziehung von Anfang an schafft unser Urvetrauen und ein langfristiges positive sicheres Bindungs- und Beziehungsverhalten (körperliche Nähe, Trost, „Da-Sein“, Lob, Anerkennung usw.). „Endwicklungsstandgerechte Erziehung“ ermöglicht die Orientierung in der oftmals nicht vertrauensvollen Umwelt, die häufig schon im Kindergarten, aber spätestens mit Schulbeginn, nicht mehr den sicheren Beziehungshafen der Eltern-Kimdbeziehung abbildet. Gelungene Beziehungs- und Erziehungsarbeit ist somit am Ende der Pfeiler für Orientierungs-, Team- und Durchsetzungsfähigkeit. Wer glaubt, dass sein Kind über Aushandeln der Bedingungen einer zufriedenen und selbstbewussten Zukunft entgegensteuert, wird sehr schnell scheitern und kann sich nur noch dadurch über Wasser halten, indem die Schuld für ein mögliches emotionales Scheitern bei den Erzieher*innen, Lehrer*innen, Fußballtrainer*innen, Meister*innen, Vorgesetzte*innen und am Ende bei den Partner*innen sucht. Darum meine Bitte: überfordert nicht unsere Kinder, sondern gebt ihnen Orientierung (Regeln und Grenzen) wo es nötig ist und gebt ihnen emotionale Sicherheit durch eine liebevolle Beziehungsarbeit, wann immer es euch möglich ist.
mit pädagogischen Grüßen
Christoph