Es gibt viele einfache, sinnvolle Wege, Montessori in den Alltag unserer Kinder zu integrieren. Einige leicht umsetzbare Tipps fürs Kinderzimmer habe ich im allerersten Beitrag zu dieser Reihe geteilt. Hier geht es um ein zentrales Element des Kinderzimmers, das bisher aber nicht zur Sprache kam: der Kleiderschrank. Wie können wir den Kleiderschrank unserer Kinder umgestalten, um auch hier Platz für größtmögliche Unabhängigkeit und spielerisches Lernen aus eigenem Interesse zu schaffen?
„Hilf mir, es selbst zu tun!“
Ab etwa eineinhalb Jahren macht es Sinn, die Teile im Kleiderschrank fürs Kind zugänglich zu machen. Das heißt nicht, dass das Kind gleich daran Interesse hat, sich selbst anzuziehen – muss es aber auch nicht. Bei uns ist es momentan so, dass Mini manchmal eben Bock auf An- und Ausziehen hat, die meiste Zeit über aber nicht. Mir ist wichtig: Sie kann es ausprobieren, wenn sie möchte.
Nach Montessori hat jedes Kind ganz individuelle „sensible Phasen“, in denen es für bestimme Thematiken empfänglich ist. Aktuell beobachten wir bei meiner Tochter zum Beispiel reges Interesse an Buchstaben. Weil es ihr Spaß macht, sage ich mit ihr das Alphabet auf, schreibe ihre liebsten Wörter nieder und sie hat Freude daran, uns aus ihren Büchern „vorzulesen“. Wie so oft gilt, dass alles kann aber nichts muss. Wir können als Eltern nur nach unserem besten Wissen jene Rahmenbedingungen schaffen, in denen selbständiges Lernen aus der eigenen, kindlichen Motivation möglich ist – oder zumindest dafür sorgen, dass es durch nichts behindert wird.
Unser Kleiderschrank nach Montessori
Bevor ich Minis Kleiderschrank auf die Größe meiner Tochter anpasste, war natürlich alles zu weit oben platziert. Im unteren Bereich hatten sich einige Sackerl mit alter Wäsche angesammelt. Sie stapelten sich übereinander.
Außerdem waren viele Teile dabei, die meiner Tochter schon lange nicht mehr passten. Und manche Oberteile verschwanden weit hinten, um dann hervorgekramt zu werden, wenn auch sie schon zu klein geworden waren. Es war einfach zu viel.
Der Montessori-Montag wird präsentiert von Mini and Me und nyani. Kindermode muss alles mitmachen, Kinder begleiten, bequem sein und soll dabei auch noch schick aussehen. nyani kann all das und mehr! Mini trägt auf den Fotos die super geschnittene Kinderstrickjacke Confetti.
Ich wusste, dass es nur mit einer Kleiderstange in der Höhe meiner Tochter nicht getan sein würde. Bei unserem letzten Besuch beim Möbelschweden vor ein paar Wochen nahmen wir also eine SKUBB Kleideraufbewahrung mit nach Hause. Die kann ganz einfach an der Kleiderstange befestigt werden und kostet nur 10 Euro. Das erschien uns als die optimale Lösung, da wir kein zusätzliches Kästchen in den Schrank stellen wollten, um für ausreichend Sortiermöglichkeiten zu sorgen. Außerdem hatte ich noch eine größere Box übrig, in der nun Minis Hosen und Socken wohnen.
Beim Umgestalten war es mir wichtig, dass…
- meine Tochter den Kleiderschrank einfach selbst öffnen und schließen kann.
- alle Kleidungsstücke in ihrer Reichweite platziert sind.
- nicht zu viele Stücke im Schrank liegen.
- alle Teile auch wirklich im Alltag angezogen werden dürfen (Jahreszeit).
- alle Teile passen.
- die Kleidung sich nicht zu hoch stapelt, damit das Rausnehmen leichter fällt.
- jedes Teil einen dafür vorgesehenen Platz hat.
Grundsätzlich ist es natürlich wichtig, dass das Gewand einfach anzuziehen ist. Lockere Hosen mit Gummibund sind für Kleinkinder, die gerade erst beginnen, sich selbst anzukleiden, freilich einfacher anzuziehen, als enge Jeans. Ist ein Kleidungsstück eigentlich „falsch“ – also zum Beispiel verkehrt herum – angezogen und erfüllt dennoch seinen Zweck, kann es so angelassen werden. Natürlich nur, sofern es für das Kind angenehm ist. Alles, was vom Kind selbst geschafft wurde, soll wenn möglich so bleiben. Wie bei der Butter auf dem Brot.
Das Kind mit dem Schrank vertraut machen
Als der Schrank fertig umgestaltet war, half ich meiner Tochter dabei, sich damit vertraut zu machen. Kleiderhaken fand sie super spannend, weil sie zuvor noch nicht viel damit zu tun gehabt hatte. Ich zeigte ihr, wo die Pullover und Westen hängen. Nicht alle Teile waren bereits an ihrem Platz. Einige lagen noch im Wäschekorb. Wir machten uns also gemeinsam daran, alles einzuräumen. Ihre Shirts legt sie immer gerne zusammen. Auch diesmal falteten wir ihre Oberteile und sie legte sie vorsichtig ins dafür vorgesehene Fach. Unterhosen, Unterleibchen, Strumpfhosen… schnell hatten wir den Schrank fertig eingeräumt.
Die ersten Tage wurde der Kleiderschrank rege bespielt und wir brauchten noch länger, um aus dem Haus zu kommen. Aber das legte sich schnell und Mini entwickelte eine unaufgeregte Routine. Das gemeinsame Anziehen geht gut und je nach Laune überlässt sie es sehr oft sogar mir, das Outfit auszusuchen.
Kärtchen zur besseren Übersicht
Inspiriert zum Kleiderschrank nach Montessori hat mich ein Artikel von den Eltern vom Mars: ein umfangreicher Leitfaden für Montessori in den eigenen vier Wänden. Dort findet ihr auch ganz tolle Bilder von allen möglichen Kleidungsstücken zum Ausdrucken. Diese oder ähnliche Kärtchen möchte ich gerne noch im Schrank meiner Tochter anbringen. Ich überlege, ihre eigenen Teile zu fotografieren und auszudrucken.
Da sie sich momentan auch so für Buchstaben interessiert, habe ich darüber nachgedacht, auch das jeweilige Wort dazuzuschreiben. Ich weiß, sie ist erst zweieinhalb Jahre alt. Aber wenn es sie begeistert – warum nicht? Es sagt ja niemand, dass sie es lesen können muss. Vielleicht interessieren sie ja auch die Formen der Buchstaben oder sie guckt gar nicht hin. Alle Varianten sind fein.
Minis Schrank ist ein Projekt, das ich noch nicht ganz abgeschlossen habe. Ich möchte die Stücke noch übersichtlicher anbieten und besser ordnen. Außerdem sollen es noch weniger sein und die Teile auch wirklich zur Saison passen. Noch haben wir hier ein paar „Ausreißer“ dabei.
Es war schön zu sehen, dass sich ein paar von euch, meinen Leserinnen, vom Waschtisch inspirieren ließen und gleich etwas bei sich daheim umsetzten. Da würde es mich natürlich super freuen, wenn ich euch mit dem Blick in den Schrank wieder etwas mitgeben konnte.
Zeigt her euren Schrank, wenn ihr mögt!
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Vertiefende Lektüre und Inspiration:
- http://www.montessoriworksblog.com/2013/04/09/our-montessori-home-the-closet/
- http://www.howwemontessori.com/how-we-montessori/2015/10/minimalist-childrens-wardrobe.html
- http://www.howwemontessori.com/how-we-montessori/2011/02/wardrobe.html
- http://www.montessorichild.com.au/blogs/news/18532740-dress-for-success-clothing-tips-for-young-children
Diesen sowie alle anderen Montessori-Montage ermöglichte das feine Kindermode-Label nyani. Vielen Dank für die wunderbare Kooperation! <3
Fotos © Mini and Me
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5 Antworten
Hallo,
das finde ich toll. Da wir auch gerade neue Schränke in der neuen Wohnung gekauft haben, haben wir zwar riesige Schränke, weil ich keine Kinderschränke mehr kaufen wollte, aber auch alle so angeordnet, dass sich die Damen bedienen können. Die Griffe wurden tiefer montiert, unten sind jeweils so Rollregale drinnen. Alles was für die Damen wichtig ist ist in Griffweite, ganz oben sind nun Bettwäsche, Bademantel, frische Pyjamas und Ersatzdecke, also die Dingen die sie nicht so oft brauchen.
Ich finde das total wichtig, meine 5 Jährige sucht sich jeden Tag selbst aus was sie anziehen möchte, nur selten sage ich, dass es da noch was Wärmeres dazu braucht. Sie lernen so wirklich toll was zu welcher Jahreszeit passt. Und sie kommt fix und fertig angezogen aus ihrem Zimmer!
Meiner 3,5 Jährigem ist es noch ziemlich egal und ich such für sie aus. Aber sobald sie Interesse hat, kann sie auch selbst wählen und sich selbst bedienen.
Liebe Grüße Lisa
Super Idee!
Als VS-Lehrerin will ich dich nur davor „warnen“, das ABC aufzusagen, da dies später beim Zusammenlauten Probleme geben kann. So wird aus „Glas“ ganz schnell „Gelaes“. ;-) Sicherer ist es, nur die Laute zu benützen!
Liebe Grüße
Hallo,
Toller Beitrag. Aktuell benutzen wir noch eine Malmkommode als Kleiderschrank fuer meine große Tochter (2,5 Jahre). Ich finde die drei Schubladen sehr praktisch, da sie automatisch den Platz beschränken und ich so nicht unnötig Klamotten kaufe. Zudem kommt sie an alle ihre Kleidungsstücke ran. Leider bietet die Kommode Leinenbeutel stauraum fuer Bettwäsche und co. Daher suche ich gerade nach einer passenden kleiderschranklösung. Einige Ideen schwirren mir da schon im Kopf rum.
Vielen Dank für diesen Artikel (und Denkanstoss!) Mein Kleiner ist erst 18 Monate alt, aber es ist ja nie zu früh oder? :) Wir haben einen normalen Kinderkleiderschrank und unter der Kleiderstange schon lange offene Skubb-Boxen (Mama findet es doof, Bodys zusammenzulegen…). Da kann man die Karten sicher gut integrieren. Und der Zugriff ist auch perfekt.