Ich will nur noch so viel besitzen, dass selbst eine 35 m2 kleine Wohnung ordentlich aussehen würde. Das ist, in einem bildhaften Satz ausgedrückt, worum’s mir gerade geht.
Die Überlegung: Weniger Zeug bedeutet mehr Zeit. Weil wir eben nicht suchen müssen – weder vorm Kleiderschrank (nach Teilen, die uns gefallen), noch in der Küche (nach den Utensilien, die wir eigentlich brauchen) oder im Badezimmer (nach der einzigen Tube, die wir gern verwenden) und auch nicht im Regal (nach dem einen Buch, das uns ehrlich begeistert). Schon der Weg zum Ziel fühlt sich richtig an.
Ich will weniger! Die bewusste Kaufentscheidung
Einmal im Jahr miste ich meinen Kleiderschrank aus. Im letzten Jahr musste so viel Zeug weichen, dass ich etwa 10 blaue IKEA-Säcke – du weißt schon, die großen – nach Polen und Rumänien verschenkte. Es war das erste Jahr, in dem ich bewusst „declutterte“ und mich fragte: Was ziehst du eigentlich wirklich gern an?
Obwohl ich dachte, recht streng mit mir zu sein, blieb viel zu viel übrig. Zumindest für den Ort, an dem ich nun geistig stehe. Ich will noch weniger. Das klingt so absurd. Wir, die wir in diesen Überfluss hineingeboren sind. Fast schon vermessen, findest du nicht? Ich würde lügen, würde ich meinen, nicht ab und an diese Gedanken zu hegen. Ich glaube aber, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der wir wieder lernen müssen, bewusst „Nein!“ zu sagen.
Dieses Zuviel an allen Ecken und Enden ist nicht gut für uns. Es bringt uns weg vom Wesentlichen.
Das will ich nicht.
Mein Kleiderschrank gehört nur mir!
Noch viel weniger soll es also werden. Ein Ort, an dem ich besonders gerne „ausmiste“, ist der Kleiderschrank. Weil ich hier keine Kompromisse machen muss, weil’s hier wirklich nur um mich geht und darum, was ich brauche oder mag. Ich muss hier keine Rücksicht nehmen, keine Dinge behalten, weil meine Liebsten sie vielleicht doch noch brauchen. Ich. Und mein Zeug.
Natürlich lassen sich genau dieselben Überlegungen, um die es in dem Artikel geht, auch auf alle anderen Bereiche anwenden. Egal ob Badezimmer, Küche, Gartenschuppen – you name it.
Keine Fehlkäufe mehr: 7 Fragen, bevor du kaufst
Nachdem es gerade an allen Ecken und Enden weniger wird, will ich natürlich auch, dass das so bleibt; dass sich der Ramsch nicht wieder seinen Weg bahnt, durch irgendwelche dunklen Ritzen kriecht und mir dann doch entgegenlacht, wenn ich eigentlich nach einem Ding greifen möchte, das ich echt gern und oft verwende.
Was also tun? Nun, kurz gibt es einfach keine Impulskäufe mehr. Kein: „Ah, das könnte ich vielleicht brauchen“, und schon ist es im Plastiksack und am Weg mit heim. (Das kann gar nicht sein, ich verwende keine Plastiksackerl mehr.)
Um bewusste Kaufentscheidungen zu fällen und so Teile zu kaufen, mit denen ich langfristig Freude hab, die passen, hochwertig sind und sich gut anfühlen, frage ich mich:
1. Brauche ich das Teil wirklich?
Ich meine wirklich wirklich. Im ersten Moment denken wir uns vielleicht: „Na klar brauch ich das wirklich, sonst würde ich es ja nicht kaufen wollen!“, aber wir sollten nochmal nachhaken. Wie oft werden wir es verwenden? Brauchen wir es vielleicht nur eine Woche lang und schauen es danach nie wieder an? Oder verwenden wir es nur einmal im Jahr und könnten es uns dementsprechend von Freundin/Schwiegermutter/Nachbarin ausborgen?
Ich hab so ein Teil, wunderschön, ein kleiner Mixer von Kenwood glaub ich. Damit kann man eigentlich alles mixen. Vor allem gedacht ist er für selbstgemachte Salatdressings. Seit 3 Jahren steht er im Küchenschrank. Ich hab ihn noch nie verwendet. Denn obwohl es ein super Mixer ist, mit allem drum und dran, mach ich halt einfach keine Salatdressings selbst.
2. Hab ich bereits etwas ähnliches bzw. mit derselben Funktion?
Und wenn ich doch mal ein Dressing machen sollte, dann würd ich meinen guten alten Stabmixer verwenden, der griffbereit in einer der Schubladen liegt, die ich ohnehin öfter aufmache. Sorry teurer Kenwood Mixer, aber du musst weichen.
Wir haben oft mehr als ein Ding, das im Grunde dieselbe Funktion erfüllt.
Ich liebe ja Strickwesten, Strick geht immer. Und ich bin auch absolut dafür, mehrere Westen zu haben – so ist es ja nicht. Aber brauche ich wirklich 2 hellgraue, grob gestrickte, knielange Westen mit lockeren Ärmeln oder reicht die gut sitzende, die ich schon daheim hab?
3. Wie oft werde ich es verwenden?
Das wunderschöne Ballkleid, das ich genau einmal tragen werde, muss ich vielleicht nicht kaufen. Vielleicht kann ich es – wie den Mixer – ausborgen oder aber auch mieten. Oder aber es ist ein eher schlichtes Abendkleid, das ich auch zu anderen Anlässen immer wieder hervorholen kann. Ich find ja die Hosenanzug-Variante ganz spannend.
Wichtig ist denke ich, ehrlich zu sich selbst zu sein. Es geht nicht darum, wie oft ich ein Teil verwenden möchte, sondern wie oft es realistisch tatsächlich zum Einsatz kommen wird.
4. Wo werde ich es aufbewahren?
Wenn man gerade damit beschäftigt ist, Platz zu schaffen und sich bemüht, für jedes verbliebene Ding einen Platz zu finden, wird man sich zwei Mal überlegen, ob man wieder ein Teil mehr haben möchte, das verstaut werden muss.
Da ich noch ganz am Anfang dieser Reise stehe, kämpfe ich noch mit all den Dingen, die ich schon hab.
Von einer aufgeräumten, leeren Küchenfront kann ich zum Beispiel nur träumen. Da ist richtig viel Zeug und vieles davon steht offen und nicht im Kasten. Es ist nicht mehr ganz so schlimm, wie das „offene Küchensystem“, das ich vor einigen Jahren übernahm, aber noch immer der Albtraum eines echten Minimalisten.
5. Passt es zu den Dingen, die ich schon habe?
Egal ob Kleidung oder Deko, hier geht es wohl um die Vision, die man im Kopf hat. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass ich auf schlichtes Pastell und gedeckte Erdtöne bei meiner Kleidung stehe (und mir das auch am besten passt), werde ich mir kein neon-oranges Oberteil kaufen. Vielleicht hab ich noch eines von vor ein paar Jahren, aber Neuanschaffungen wird es dahingehend keine geben. Würde ja meinem Stil widersprechen, dem, was ich für mich will und worin ich mich wohlfühle.
Dasselbe gilt wie gesagt für Dekorationsgegenstände. Seit ich die bewusste Entscheidung gefällt habe, weniger haben zu wollen, achte ich ganz genau darauf, ob ein Teil überhaupt passen würde. Ich will nicht noch und noch ein neues Teil kaufen müssen, damit das Arrangement auf dem Fernsehkasten dann auch wirklich schick aussieht. Brauch ich nicht, mag ich nicht. Verstaubt nur.
6. „Liebe“ ich es?
Das seh ich kritisch. Weil Dinge lieben – naja, das ist immer so eine Sache, oder? Ich denke, die Essenz davon ist: Finde ich das Ding wirklich absolut genial und hab ich echt Freude damit? Oder find ich es ganz schick und es gefällt mir, aber unbedingt wollen tu ich es nicht.
Wie groß ist der Mehrwert, den es schafft? Werd ich drüber nachdenken, wenn ich es nicht mitnehme, oder hab ich es morgen schon wieder vergessen?
Ich glaube, dass diese Überlegungen uns von den allermeisten Käufen abhalten. Weil klar, vieles ist nett und „nice to have“ aber ein echtes „must have“? Das findet man zum Glück selten.
Beim Gedanken daran, wie viel Geld ich mir mit dieser Überlegung spare, freu ich mich gleich auf den nächsten Strandurlaub. Davon hab ich dann nämlich wirklich was. Hach…
7. Werd‘ ich’s später noch genauso genial finden?
Ich bin zum Glück jemand, den Trends ziemlich kalt lassen. In meiner Jugend war das freilich anders, aber mittlerweile bin ich meistens klar bei den Dingen, die ich mag oder eben nicht. Ich brauch sie nicht, die Einhörner, die pinke Ananas, die so fotogen ist. Nein, das ist alles gar nicht meins. Birkenstocks hab ich bis heute keine, weil ich sie schlicht hässlich finde.
Worüber ich aber mega happy bin, ist das Comeback der High-Waisted Jeans. Weil solche Hosen einfach perfekt sind für meine Figur. Die machen die Beine länger, packen alles um die Hüfte gut ein. Super vorteilhaft, wie ich finde. Ich fühl mich einfach wohl drin. Und sie lassen sich einfach mit Sneakers kombinieren, was auch sehr wichtig ist für mich, da ich fast ausschließlich flache Schuhe anziehe. Auch das war früher ganz anders. Diese Hosen werden mir auch nächstes Jahr noch stehen und ich werde sie noch mögen, weil sie einfach zu mir passen und nicht nur Trend sind.
Mein heißer Tipp – modetechnisch – ist dahingehend übrigens Blaumax. Seit über 10 Jahren kauf ich immer wieder bei diesem Unternehmen, die Hosen sind super neutral geschnitten, die meisten Oberteile ohne Aufdruck, langlebig und hochwertig. Was mir gefällt ist außerdem, dass die Menschen dahinter immer mehr auf eine nachhaltige Produktion in Europa achten und weggehen von Made in China und Co. Das graue Oberteil auf den Fotos ist so eines.
Die Quintessenz also: Ich frage mich, wie lange ich wirklich Freude haben werde mit einem Teil, bevor ich es kaufe.
Denkst du immer nach, bevor du kaufst? Oder veranstaltest du regelmäßig Shopping Hauls? Oder praktizierst du vielleicht sogar irgendwas gesundes, vernünftiges, zwischen den beiden Varianten?
Minimalistisch einkaufen: Checkliste pinnen oder Downloaden
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8 Antworten
Danke für den tollen Artikel! Ich hatte vor etwa zwei Wochen einen Schlüsselmoment. Ich bekam ein E-Mail einer Modekette: „Für Sie! Nur heute -20% auf alles im Onlineshop.“ Ich öffnete den Shop und legte mir ohne groß nachzudenken etliche Shirts und Tops in den virtuellen Einkaufswagen. Dann wurde ich von meinen Söhne abgelenkt. Am Abend war die Seite noch immer geöffnet und der Warenkorb voll. Ich klickte mich durch die von mir abgelegten Artikel und fragte mich: Brauche ich das wirklich? Die Antwort war Nein.
Hätten mich meine Jungs an diesen Nachmittag nicht abgelenkt, hätte ich einfach so 10 Teile bestellt. ich ließ mich von diesem „Schnäppchen“ einfangen. Ich ließ es zu, dass mir eingeredet wurde, dass ich etwas kaufen muss. Nur weil es gerade weniger kostet. Idiotisch! Seitdem reflektiere ich bei allem, was ich kaufe ganz genau. Und habe seitdem viel Geld gespart.
Liebe Grüße
Christina
Liebe Christina, danke dir für den Einblick und dein Kommentar. Etwas ähnliches hab ich selbst erlebt. Wenn man einen Kauf nicht gleich abschließt – egal ob im Store oder Online – findet er oftmals nicht statt. Es sind diese kurzen Unterbrechungen, die dann einen zweiten Blick ermöglichen. Dann stellt man fest, was man sich eigentlich gleich fragen sollte: Brauch ich das? Unglaublich oder, vor ein paar Jahren war es noch ganz selbstverständlich, nur zu kaufen, was man wirklich braucht… Und heute ist vieles so günstig (Nur für uns wohlgemerkt, irgendwo auf der Welt zahlen Menschen einen sehr hohen Preis für unsere „Schnäppchen“.), dass man nicht mal mit der Wimper zuckt… Verrückt! Alles Liebe dir!
Hey Jeannine,
vielen Dank für den super Artikel, finde deine 7 Fragen Top und absolut hilfreich. Bei mir klappt der minimalistische Einkauf im großen und ganzen schon sehr gut. Eine Freundin von mir hat damit aber schon länger ihre Schwierigkeiten. Werde ihr deinen Artikel mal rüber schicken, vielleicht klappts ja damit. :)
Hey Jeannine,
vielen Dank für diesen wundervollen Artikel!
Ich tu mir mit der Frage Nummer 3 häufig schwer. Besonders oder hauptsächlich wenn es um Elektronik geht. Ich dachte zum Beispiel, dass ich eine GoPro gut gebrauchen könnte zum Filmen von meinen Reisen usw. … War kein günstiges Vergnügen aber benutzen tu ich sie mittlerweile kaum. Eigentlich eine Schande.
Eine 8. Frage fällt mir noch ein. Vielleicht kann auch eine der anderen 7 weg, so dass es wieder 7 werden :-) Und zwar: Wie werde ich es wieder los? Jede Sache hat irgendwann ein Ende (außer man ist ein Oldtimerfan und pumpt da einen Riesenaufwand rein). Wenn ich die Sachen später problemlos wieder in einen Kreislauf geben kann, dann ist das besser als Einwegprodukte oder schwierig zu reparierende Gegenstände. Dann kann ich mich später ohne Stress davon trennen.