Mini and Me

Hochsensible Kinder: Ein Kind kann nicht entspannter sein als sein Familienklima

Gastartikel von Sandra Teml-Jetter

Häufig erreichen uns Anfragen von Eltern, die uns von ihren hochsensiblen Kindern berichten. Dabei ist es oft unterschiedlich, wie sich die Hochsensibiltät äußert bzw. wie Eltern diese wahrnehmen und definieren. Gemeinsam haben alle diese Beschreibungen, dass sich Kinder „zu viel spüren“. 

Ganz allgemein möchte ich spontan und etwas pampig dazu sagen: „Na, das haben wir jetzt davon!“ War es nicht unser Ziel, dass wir unseren Kindern den Zugang zu sich selbst nicht verbauen? Dass wir sie ermutigen, sich zu spüren? Sich ernst zu nehmen? Haben wir sie nicht ermutigt, „alles raus zu lassen“, die emotionalen Wellen zu surfen? Und so ein Ritt auf den Wellen dauert bei einem Kind einfach länger und ist anders, als bei einem Erwachsenen. Auch deswegen, weil Kinder noch auf unsere Co-Regulation angewiesen sind.

Das bedeutet, dass sie quasi in unser Nervensystem eingeloggt sind, und wenn wir entspannt sind, sie einfacher und schneller wieder runterkommen. Mein erster Rat an Eltern lautet also: Bitte beim eigenen Spüren und Erregungszustand beginnen. Ein Kind kann nicht entspannter sein als sein Familienklima.

Ein Kind kann nicht entspannter sein als sein Familienklima. – Sandra Teml-Jetter

Welche Reize nimmt das Kind wahr, die für euch Eltern schon ganz normal sind? Wenn ich mich jetzt bewusst in meinen Räumen umhöre – da sind ganz schön viele Geräusche, die ich normalerweise ausblende: Das Summen des Kühlschranks, das Ticken der Küchenuhr, das Bellen der Nachbarshunde. Dabei habe ich weder Musik noch sonst ein Gerät einfach so nebenher laufen. Was für uns Gewohnheit ist, ist für unser Kind einfach nur eine Reizüberflutung?

Ein weiterer Punkt sind die eigenen Grenzen: Viele Kinder hassen es, wenn die Strumpfhose falsch sitzt, der Socke eine Naht hat, der Schuh zu fest gebunden ist. Auch da lade ich ein, den Familienfokus auf den Umgang mit Grenzen zu legen:

  • Wo achte ich als Mutter/Vater zu wenig auf meine Grenzen?
  • Wo spüre ich mich nicht mehr und bin taub?
  • Wie berühre ich? Was fühle ich dabei? Werde ich gerne berührt?

Und dann macht es auch ganz viel Sinn, sich gemeinsam, als Familie eine Außensicht zu holen – von einem Coach. Ideal ist hier meines Erachtens die Sensorische Integration eingebettet in ein Familiengespräch.

Die Traumatherapeutin Dami Charf spricht bei Hochsensibilität bei Erwachsenen immer von einer Traumafolgestörung. Vielleicht sensibilisiert unser Kind einfach nur uns selbst, wieder achtsam zu werden dafür, wie wir in der Welt sind – und lädt uns ein, wieder einmal still zu werden.


Mag. Sandra Teml-Jetter by Julia Spicker PhotographyMag. Sandra Teml-Jetter

Wertschätzungszone

Sandra ist Einzel- und Paarcoach sowie familylab Eltern- und Familienberaterin in ihrer Praxis der Wertschätzungszone, die sie mit ihrem Mann Stefan führt. Gemeinsam wegbegleiten sie drei Kinder in einer Patchworkonstellation.

Homepage: wertschaetzungszone.at


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Foto © Fotolia, Text © Sandra Teml-Jetter

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2 Antworten

  1. Finde ich voll interessant, mein Sohn war immer ein anstrengendes Kind.
    Wenn nur eine Kleinigkeit geändert wurde, z.B. der Onkel zum Besuch. Sitzt auf den Platz des Opas gab es sofort Trara. Es dauerte immer lange bis er wieder zur Normalität finden konnte.

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