Mini and Me

Von Gewalt, kindlichem „Fehlverhalten“ und Empathielosigkeit im Kompetenzkittel

„Die Lösung kann eine ganzheitliche, langfristige, tiefenpsychologische Begleitung der Familie sein – nicht das gewaltvolle Brechen von Kinderseelen, damit die Eltern es einfacher haben.“ Das ist ein Ausschnitt meines letzten Kommentars in den sozialen Netzwerken. Er war ein verzweifelter Versuch, aufzuzeigen, dass wir weder uns, noch unsere Kinder heilen und unsere Probleme in der Familie nicht lösen können, indem wir am Verhalten von Kindern gewaltvoll herumbiegen. Indem wir sie und ihren Willen brechen, damit sie sich unterordnen und „wieder wissen, wer der Chef ist“. Das kann niemals die Lösung sein. Auch nicht, wenn Eltern verzweifelt sind.

Wenn ExpertInnen selbst gebrochen sind

Wenn Eltern den Weg in die bewusste Elternschaft nicht antreten, und es ihnen auch nicht aufgrund eines angeborenen Moralgefühls im Laufe der Zeit zufällig „passiert“, sondern sie mit Liebesentzug, Strafen, Drohungen und Erpressung erziehen, kann das tragisch sein für ihre Kinder.

Auch, wenn ich eigentlich nicht vergleichen möchte, aber mir liegt die Formulierung auf der Zunge: „Noch schlimmer“ ist es, wenn Menschen ihre eigenen unerledigten Angelegenheiten und ihr verletztes, womöglich schwer traumarisiertes inneres Kind nicht konfrontieren, somit weiter verborgen durchs Leben tragen und dann als Erwachsene anfangen, Methoden zu entwickeln, die anderen Menschen angeblich helfen können.

Methoden, Trainings oder Therapien, die heilen sollen. Wohlgemerkt: In den Augen einer traumatisierten Person, deren innere Dämonen vielleicht zu furchterregend sind, als dass sie es geschafft hätte, sich ihnen zu stellen und deshalb womöglich selbst dringend professionelle Unterstützung gebraucht hätte.

Das Problem ist: Wenn ein solcher Mensch diverse Ausbildungen macht, somit quasi seine Berechtigung erhält, und sich dann daran setzt, seine eigenen Ansätze zur Begleitung und Betreuung hilfsbedürftiger Kinder und Erwachsener zu entwickeln, greift er dabei auf Methoden zurück, die für ihn Sinn machen.

Er verbreitet, was in seinen Augen richtig ist. Aber sein Blick ist nicht klar, er ist verschwommen oder gar gänzlich vernebelt.

Das ist gefährlich.

Empathielosigkeit im Kompetenzkittel

Denn er hat ja den Titel, er hat ja die Ausbildung. Er darf seinem Beruf nachgehen und so nah an Familien heranrücken, die wirklich dringend Hilfe brauchen. Ihm wird Glauben geschenkt, er gilt durch sein Studium und seine Veröffentlichungen als kompetent und es fällt beispielsweise verunsicherten Eltern schwerer, zu widersprechen.

Blicken wir hinter das Verhalten unserer Kinder, bringt das uns Eltern in die Verantwortung und wir müssen spätestens dann beginnen, sie zu übernehmen.

Ich denke hier etwa an Dr. Richard Ferber und sein „Ferbern“ – sprich das gezielte Schreienlassen von Babys, um etwa ihr Schlafverhalten zu ändern. Ich denke auch an Dr. Johanna Haarer, die im 3. Reich Erziehungsratgeber veröffentlichte. Es liegt mir fern, irgendwelche Diagnosen zu stellen. Dazu verfüge ich weder über die nötige Berechtigung, noch über ausreichend Hintergrundinformationen. Für mich liegt jedoch auf der Hand, dass es einer Person, die derlei Methoden und Trainings gutheißt, ganz eindeutig zumindest an Empathie und Mitgefühl happert.

Auch, wenn ich als Therapeutin, Pädagogin, Ärztin etc. derlei Methoden nicht selbst entwickle, sondern sie „nur“ an Kindern durchführe oder Eltern empfehle, ohne kritisch und selbstreflektiert zu hinterfragen – wenn ich sie also gutheiße – dann ist da etwas in meinem Inneren „ver-rückt“.

Ich will mit diesen Ausführungen keiner Fachkraft, keiner Ärztin und keiner Pädagogin ihre Kompetenz absprechen. Das liegt mir fern! Dich als Elternteil möchte ich jedoch dazu einladen, immer kritisch zu bleiben und eine zweite, dritte oder vierte Meinung einzuholen. Nimm nichts für bare Münze, nur weil es von jemandem kommt, der Ahnung haben sollte. Hinterfrage und prüfe.

Verhaltenstherapien und Vordergründige „Erfolge“

Das Schlimmste: Gewaltvolle Methoden funktionieren! Die „Erfolgsquote“ kann sich sehen lassen und wird zum gern genutzten Argument bei deren Verbreitung und Anpreisung. Verhaltenstrainings liefern schnell sichtbare Ergebnisse, was Eltern, die zu Beginn vielleicht noch zweifelten, dann doch überzeugt. Und so lassen sie es zu. Weil ihnen scheinbar endlich geholfen wird! Weil sich etwas verändert! Weil ihr Kind sich ändert!

Die Frage ist nur: Zu welchem Preis?

Wenn ein Kind in einer Therapie an die Grenzen des Ertragbaren oder weit darüber hinaus gebracht wird, sucht es womöglich die Nähe jener Personen, von denen es hofft, aufgefangen zu werden. Es klammert sich an den letzten, geknickten Strohhalm: seine Eltern. Das tut es aber nicht, weil es seine „Fehler“ eingesehen hat, weil es „heilt“, oder aus Dankbarkeit, sondern aus purer Angst und Verzweiflung. Auf der Suche nach Hilfe.

Wie Herbert Renz-Polster sagt: „Auch bindungsgestörte Kinder, das zeigt die Bindungsforschung, kuscheln – und das gerne auch mit Fremden.“

Krasses Verhalten: Wie Kinder uns auf Missstände hinweisen

Kinder kooperieren, und zwar im Juulschen Sinne. Das heißt, sie weisen uns mit ihrem Verhalten auf einen Missstand hin. Das tun sie entweder, indem sie gänzlich in sich hineinfallen, still und angepasst werden – um ihre Eltern nicht noch mehr zu stressen. Oder, indem sie das genaue Gegenteil tun und ihre Eltern schier in den Wahnsinn treiben mit ihrem Verhalten.

In beiden Fällen ist es nichts, das Kinder von sich selbst aus tun, sondern immer nur eine Reaktion auf das, was sie so deutlich spüren, ihre Bezugspersonen aber vielleicht gar nicht wahrnehmen.

Dieses Wissen verlangt von uns, mit unseren Betrachtungen viel weiter zu gehen und nicht beim vordergründigen Verhalten eines Kindes stehenzubleiben. Und es bringt uns Erwachsene, uns Eltern, in die Verantwortung. Eine, der manche Eltern nicht gewachsen sind.

  • Wenn ein Kind das Essen verweigert, dann muss ich herausfinden, warum.
  • Wenn ein Kind panische Trennungsängste hat, dann muss ich herausfinden, warum.
  • Wenn ein Kind gewalttätig ist, dann muss ich herausfinden, warum.
  • Wenn ein Kind sich selbst verletzt, dann muss ich herausfinden, warum.
  • Wenn ein Kind ununterbrochen schreit, als würde es um sein Leben gehen, dann muss ich herausfinden, warum.
  • Wenn ich als Erwachsene absolut überfordert bin und mich permanent in einer zermürbenden Abwärtsspirale bewege, dann muss ich herausfinden, warum, um dann immerfort in ein neues Handeln zu kommen.

Und hier liegt die Krux begraben: Gehe ich mit einem Blick aufs Kind durchs Leben, der suggeriert, dass Kinder kleine Monster sind, die es zu zähmen und mir unterzuordnen gilt, und wenn ich glaube, dass Gehorsam und blinde Konsequenz nötig sind, um gute BürgerInnen großzuziehen und wenn ich überzeugt davon bin, einen „Erziehungsauftrag“ innezuhaben, der es mir erlaubt, Kinder auf jede von mir als angemessen erachtete Weise zu formen, damit „einmal etwas aus ihnen wird“, werden meine Antworten grundlegend anders aussehen, als die einer Person, die im Vertrauen an die Richtigkeit ihres Kindes und seiner angeborenen Kompetenzen lebt.

Schreienlassen löst unerträgliche Todesangst aus

Und wenn ein kleines, schutzbedürftiges Kind nicht alleine einschlafen kann und viele Monate oder gar ein paar Jahre lang nicht durchschläft, dann ist das normal. Mitunter zermürbend, aber normal. Ist es mir zu viel, darf, kann und soll ich mir Hilfe suchen. Befindet sich mein Kind zunehmend in einem Zustand, indem es offenbar gar nicht mehr zur Ruhe kommen kann, brauchen sowohl das Kind, als auch die Eltern Hilfe und liebevolle Unterstützung.

Wenn ein Kleinkind in einen dunklen Raum gebracht und die ganze Nacht lange alleine gelassen wird, entwickelt es kein gesundes Schlafverhalten. Es steht Todesängste aus. Es ist alleingelassen, verloren und aufgrund seiner Entwicklung schlichtweg unfähig, diese Flut an zerstörerischen Gefühlen selbst zu regulieren. Seine Schreie werden nicht beantwortet und es weiß nicht, wann dieser Alptraum ein Ende haben wird.

Kinder, die auf diese Weise aufhören zu schreien und ganz still werden, geben auf. Sie werden gebrochen, lassen geschehen, schalten ab. Das kann soweit gehen, dass Kinder Persönlichkeitsanteile dissoziieren, um nicht mehr zu fühlen und irgendwie zu überleben.

Erkennen wir extremes kindliches Verhalten als das Symptom, das es ist und nicht länger als die Wurzel eines Problems, erhalten schwer belastete Familien womöglich endlich die ganzheitliche, langfristige, tiefenpsychologische Begleitung, die eine echte Chance auf grundlegende Veränderungen hin zum Besseren in sich trägt!

Gewalt als Nährboden für Angst, Depression und Trauma

Einem Kind gewaltvoll den Löffel in den Mund zu schieben, ist Missbrauch. Derlei Erlebnisse prägen sich tief in die Körpererinnerung des Kindes ein und werden dort abgespeichert. Wie andere gewaltvolle Methoden bieten sie fruchtbaren Boden für spätere Angstzustände, Depressionen und immer gegenwärtige Traumata, die das Leben des traumatisierten Menschen massiv einschränken. Wenn ein Kind im Schwitzkasten zum Essen gezwungen wird, kann es später kein oder nur sehr schwer ein gesundes Essverhalten entwickeln.

Manchmal verlangen drastische Situationen drastische Maßnahmen, die mitunter in psychotherapeutischen Einrichtungen umgesetzt werden. Dem bin ich mir bewusst. Wir müssen aber achtsam sein, damit wir diesen Satz nicht als Killerphrase verwenden und somit jeglichen – berechtigten – Widerspruch von vornherein ausschließen. Wie viel wurde schon im Namen der Wissenschaft und weil es „notwendig“ erschien angerichtet?

War es an irgendeinem Punkt in einer Therapie notwendig – weil es in der Tat die einzige Option war, um die Not zu wenden – gewaltvolle Maßnahmen zu ergreifen, so liegt es ebenso in meiner Verantwortung als Fachkraft, dem Kind, das diese Eingriffe über sich ergehen lassen musste, wenn nötig eine unterstützende Therapie zur Aufarbeitung dieser traumatischen Erlebnisse angedeihen zu lassen.

Die Persönliche Haltung

Selbst, wenn ein Kind zwangsernährt werden muss, um unmittelbar sein Überleben zu sichern (und nur dann!) und derlei traumatische Eingriffe notwendig sind, so kann ich – wenn ich als Fachperson einen solchen Eingriff vornehmen darf, denn Eltern ist Gewalt am Kind per Gesetz untersagt – noch immer einen Unterschied machen!

Und zwar mit meiner Haltung dem Kind gegenüber und meiner Art der Begleitung:

  • Sehe ich die Not des Kindes?
  • Kann ich sie wahrnehmen und selbst aushalten?
  • Begleite ich auch diese Extremsituation mit Respekt und Empathie?

Oder schalte ich mich selbst ab, um nicht zu fühlen, weil mein eigenes inneres Kind womöglich so laut schreit, dass ich es nicht ertrage?

Ganzheitliche Betrachtungen

Wenn ich mir der Bedeutung der Lebensumstände, des Familienrahmens und der Beziehungen eines Kindes gewahr bin, werde ich mit meinen Betrachtungen niemals bei z.B. der Essensverweigerung stehenbleiben, sondern mir das große Ganze ansehen.

Und ich werde sehen, dass das Kind nicht das Problem ist.

Dann sehe ich, dass es eine ganzheitliche, familiensystemische Betrachtung braucht und muss dafür sorgen, dass die Eltern die Begleitung und das Sicherheitsnetz, das sie so dringend benötigen, auch wirklich bekommen.

Erkennen wir extremes kindliches Verhalten als das Symptom, das es ist und nicht länger als die Wurzel eines Problems, erhalten schwer belastete Familien womöglich endlich die ganzheitliche, langfristige, tiefenpsychologische Begleitung, die eine echte Chance auf grundlegende Veränderungen hin zum Besseren in sich trägt!


Dieser Artikel ist meine Reaktion auf jüngste Ereignisse, die deutlich vor Augen führen, wie wichtig es ist, immer wieder und noch viel öfter über die Bedeutung von Entwicklungstraumata und psychischer Gesundheit zu sprechen.

Dieser Artikel spiegelt – wie alle von mir verfassten Artikel – meine persönliche Meinung als Frau, Mutter und liebendes Wesen wider.

Nachtrag: Ich wurde von einer beziehungsorientiert lebenden, angehenden Verhaltenstherapeutin darauf hingewiesen, dass auch die heutige moderne Verhaltenstherapie nach dem Warum fragt und ganzheitlich betrachtet, mit dem Ziel, neue, flexible Handlungsmöglichkeiten zu finden. 

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6 Antworten

  1. Liebe Jeannine,
    deine Worte nehmen mir etwas die Wut und lenken sie auf das Wesentliche. Danke für deine klären und einleuchtenden Formulierungen, wir verlieren bei solch gefühlt unerträglichen Informationen oft das Feingefühl dafür, weil wir so entsetzt sind! Du sprichst mir aus dem Herzen und untermauerst es mit Hintergrundwissen, danke für diese persönliche Bereicherung. Aber wichtiger noch, danke für deinen unermüdlichen Einsatz!
    Herzlichste Grüße,
    Ina @missesimp

  2. Liebe Jeannine,
    vielen Dank für deine wichtigen und so richtigen Worte. Danke, dass du Sie trotz deiner Scheu formuliert hast. Neben all den so eindrücklichen Dingen, die diesen Umgang mit Kindern / Menschen so erschreckend machen, habe ich zusätzlich auch noch große Bauchschmerzen wegen dem Bild, was dadurch von der Verhaltenstherapie entsteht. Die heutige moderne kognitive Verhaltenstherapie fragt auch nach dem Warum und Woher und betrachtet es ganzheitlich mit dem Ziel neue flexible Handlungsmöglichkeiten zu finden und definitiv hat gewaltsames Abtrainieren oder brechen von Menschen dort keinen Platz. Und ich war fest davon überzeugt, dass gewisse unmenschliche Methoden schon lange aus dem „therapeutischen“ Fundus verschwunden sind und bin so wütend, dass dies nun unter dem Begriff Verhaltenstherapie in die Öffentlichkeit getragen wird. Das schreibe ich dir, wie du dir denken kannst, als Verhaltenstherapeutin (noch in Ausbildung), aber auch bedürfnissorientiert-erziehende Mutter. Und als ich bei dir las: „Erkennen wir extremes kindliches Verhalten als das Symptom, das es ist und nicht länger als die Wurzel eines Problems, erhalten schwer belastete Familien womöglich endlich die ganzheitliche, langfristige, tiefenpsychologische Begleitung, die eine echte Chance auf grundlegende Veränderungen hin zum Besseren in sich trägt“ nickte ich der Zustimmung wegen und merkte aber auch einen kleinen Stich in mir. Ich glaube, dass die ganzheitliche und langfristig psychologische Begleitung hierbei nicht nur tiefenpsychologisch sondern auch verhaltenstherapeutisch oder systemisch sein darf und genauso hilfreich werden kann, wenn eine wertschätzende ganzheitliche und auch biografische Betrachtung des Klienten (egal welchen Alters) und seinem Umfeld zugrunde liegt. Ich hoffe, du kannst verstehen, warum ich dies schreiben wollte und ich es auch wichtig finde, dass wir Verhaltenstherapeuten uns von diesem „ Film“ distanzieren.

    Liebe Grüße Annekathrin und ein großen Danke für deine Arbeit. Ich habe schon so viel von dir mitnehmen können.

  3. Liebe Jeaninne,
    Danke für diesen Artikel. Ich hatte gerade gestern wieder ein Erlebnis, wo mir jemand sagte, was, mein Kind alles müsste und sollte, und das, nur, weil mein Sohn ein Spielzeug nicht teilen wollte und darauf hin wütend den Raum verliess. Er wurde dann als egoistisch und weniger nachgiebig hingestellt. Nein, er muss nicht teilen! Nicht alles und nicht immer. Ich will auch manchmal nicht teilen…. deswegen sind weder er noch ich empathielose Egoisten….und ich habe ihn nicht dazu gezwungen, das Spielzeug herzugeben. Und darum war ich plötzlich diejenige, auf die sich der Focus gerichtet hat. Aber damit kann ich leben. Schlimm fand ich dann aber wirklich, als der Vater seinem Sohn sagt:“Erzähl mal dem J.was bei uns zuhause los ist, wenn man bitzelt“ und der Bub ging zu meinem Sohn und sagte“Dann gibt es ein Donnerwetter“. Zum Glück liess das meinem Sohn kalt. Mich aber nicht…ich war sprachlos, dass damit offenbar auch noch hausieren gegangen wird und dass dieser Vater stolz darauf war.
    Erziehung ist noch immer ein Thema, in das sich jeder einmischt, ob Experte oder Laie. Und auf beide kann ich ehrlich gesagt gut verzichten.
    Mein Sohn schläft noch immer im gleichen Zimmer wie ich. “Da musst du ihn aber jetzt bald mal ausquartieren“. “Dass ist aber nicht normal“, höre ich ständig. Und das beste ist überhaupt dieser Satz: “Mir hat es auch nicht geschadet dass……“
    Ich bin Mama meines Sohnes und mache es so, wie ich es für richtig halte. Und frage mich dabei immer, ob ich selbst so behandelt werden würde. Das ist für mich die Herangehensweise an meine Beziehung zu meinem Kind!
    Danke Jeaninne für deine Worte, die mir immer wieder helfen!

  4. Liebe Jeannine,
    ich finde deinen Artikel gut, auch deshalb, weil er leider immer noch nötig ist. :-(
    Ich möchte aber noch einen Aspekt erwähnen, der mich schon öfter nachdenklich gemacht hat: Ich denke, man kann Juul auch überinterpretieren, und zwar in folgendem Sinne: „Wenn mein Kind [du hast oben einige Beispiele für unerwünschte Verhalten genannt], dann muss ich (immer) den Fehler bei mir suchen“. Das spricht dem Kind erstens eigene Verhaltensspielräume ab, es würde ja bedeuten, dass Kinder immer nur reagieren, nicht selbst agieren. Kinder sind, vor allem mit zunehmendem Alter, ja schon eigenständige Persönlichkeiten. Zum anderen habe ich in meinem Umfeld schon mal den Eindruck, dass eine Art „neuer Argwohn“ den Eltern gegenüber entsteht. Also nicht mehr wie früher „Die erziehen ihr Kind nicht anständig“, sondern dafür jetzt „Was haben die denn für psychische Probleme, dass ihr Kind so ist“ oder „Sie haben ihr Kind bestimmt zu früh /zu spät in die KiTa gegeben“ oder, oder… Beides ist falsch und setzt die Eltern unter Druck.
    (Ich meine das jetzt nicht als Kritik an deinem Artikel, sondern als weiterführende Gedanken…)
    Ich denke, dagegen hilft nur, sich generell zu untersagen, über andere Eltern zu urteilen. Aber das scheint für die meisten sehr schwer zu sein…
    Liebe Grüße, mari

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