„Lesen stärkt die Seele“, sagte einst Voltaire. Heinrich Heine meinte: „Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste.“ Und Fernando Pessoa, der portugiesische Vater der Heteronyme, wusste: „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“
Na, seid ihr nun eingestimmt auf die neue Reihe auf Mini and Me? Ich weiß ja, furchtbare Frauenquote hier bei den Zitaten. Von meinem Philosophiestudium bin ich das noch gewohnt, da wär’s mir beinah nicht aufgefallen. Aber den nächsten Artikel zur Reihe starte ich mit einem Satz von, hmmm… Astrid Lindgren! Versprochen.
Wieso schreibst du nicht über Bücher?
Vor einigen Wochen landete eine E-Mail in meinem Posteingang, die ich öfter las, als die meisten anderen. Lona, die Frau, die die Nachricht an mich verfasst hatte, beschrieb darin ihre Arbeit in ihrer Buchhandlung Fabelwelt. Ihr liebstes Hobby, ihre Leidenschaft. Handverlesene Bücher für Kinder, in 25 Sprachen, abseits vom Mainstream. „Harry Potter wirst du bei mir nicht finden… außer vielleicht auf Arabisch.“ Bing, da hatte sie mich. Ich überlegte: Wenn ich auf meinem Fleck im Internet Kinderbücher vorstelle, dann müssen es Bücher sein, über die wir sonst vielleicht nicht stolpern. Was anderes eben.
Ich besuchte sie wenig später und verbrachte fünf Stunden in ihrer Buchhandlung. Vertieft in Kinderbücher verschiedener Sprachen und für jedes Alter, saß ich mal hier mal da, hockte auf dem Boden, dann auf der Couch und lies den duftenden Kamillentee kalt werden. Ich hatte keine Zeit, ihn zu trinken. Ich musste lesen.
In ein Meer von Welten tauchen
Ich stolperte über starke Bilderbücher. Eines davon trug den Titel „Die Flucht“. Es rührte mich zu Tränen. So wenig Text, so unbeschreibliche Bilder. So eindringlich. Wenn ich jetzt daran denke, muss ich bedrückt seufzen. Und dabei ist es schon beinah ein Monat her, dass ich darin blätterte. Mehrmals.
Ich versank danach in ein englischsprachiges Buch, in dem ein junger, rot gekleideter Prinz entführt und weggesperrt wird. Aber sein Volk hat keine Angst, es stellt sich gegen die Entführer. Jeder einzelne. In einer farblosen Welt tragen die Menschen plötzlich alle rot und ermöglichen dem Prinzen so die Flucht. Er besteigt seinen Thron wieder. Die Bösewichte nehmen Reißaus. Auf nimmer wiedersehen. Es braucht den Mut jedes einzelnen, um Großes zu erreichen.
An diesem Nachmittag verließ ich Lonas Fabelwelt mit zwei Säcken voll Kinderbücher. Zwei davon schenkte sie mir, um sie meinen Leserinnen – euch – auf Mini and Me zu zeigen. Die anderen kaufte ich für meine Tochter, ihren Papa und mich selbst.
Eines davon, ein besonders schön illustriertes Bilderbuch, zeigt mystische Elfenwesen, die sich in bunten Pflanzen verstecken. Ich habe es für meinen Mann mitgenommen. Mein Spanisch ist bescheiden, seines quasi nicht existent. Aber darum geht es nicht. Wir lassen uns mit auf die Reise nehmen, von den Zeichnungen für das Miteinander mit unserer Tochter und unser beider Arbeit inspirieren. Wir lesen langsam, gemeinsam Satz für Satz, bis sie Sinn machen. Freaky? Vermutlich. Mag ich.
Wir lieben Bücher. Und wir drei sind uns einig: Bücher kann man nie genug haben.
„Ein Apfel für alle“ – Feridun Oral
Der Inhalt:
Es ist Winter und alles im Wald von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Der Hase muss unbedingt etwas zu fressen finden, bevor es dunkel wird. Er wagt sich hinaus in die Kälte. Als er an einem kahlen Baum einen leuchtend roten Apfel entdeckt, muss er einsehen, dass er ihn alleine niemals erreichen kann. Erst mit der Hilfe einer kleinen Maus, eines verkühlten Fuchses und eines alten Bären schafft er es, den Apfel vom Baum zu holen. Die vier ungleichen Freunde teilen den Apfel in vier gleich große Stücke und verspeisen ihn gemeinsam. Als sie erschrocken feststellen, dass es bereits zu spät ist, um nach Hause zurückzukehren, lädt der Bär sie in seine Höhle ein. So schlafen sie gemeinsam satt und zufrieden ein und „träumen von einem neuen Tag mit ihren neuen Freunden.“
Über das Buch:
„Ein Apfel für alle“ ist ein wunderschönes Kinderbuch vom türkischen Illustrator und Kinderbuchautor Feridun Oral. Es geht um Freundschaft und Zusammenhalt, um Fairness und Hilfsbereitschaft. So ungleich die vier tierischen Freunde auch sind, so sehr brauchen sie einander, um ihr Ziel zu erreichen. Ganz nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark!
Geeignet ist das Buch für Kinder ab etwa 3 Jahren – wobei das natürlich wie immer stark vom Kind und seinen Interessen abhängt. Die detailverliebten Zeichnungen begeistern vermutlich auch jüngere Kinder, und obwohl die Message des Buchs sehr wertvoll ist, macht es auch ganz ohne tieferen Sinn Spaß beim Vorlesen, Zuhören und Bilder Anschauen.
Das Buch und wir:
Momentan ist dieses Bilderbuch eines unserer liebsten Bücher. Wir haben viel Freude beim Lesen, meine Tochter niest laut mit mir, wenn der Fuchs es tut und erzählt mir aufgeregt, dass der Hase den Apfel nicht erreichen wird. Wenn er mit der Maus spricht, sagt sie ihm nickend, dass er zum Bären muss, weil die Maus zu klein ist. Ihre Großeltern ließ sie wissen, dass der Apfel am Schluss geteilt wird und jeder etwas zu essen bekommt.
Ich gestalte den Text für meine Tochter – sie ist 2,5 Jahre alt – sprachlich so bunt wie möglich und verpasse den Tieren ganz unterschiedliche Stimmen.
Wir lachen. Schön ist das.
Auf in die Fabelwelt?
Ich freue mich, dass Lona mich mit ihrer Anfrage zu dieser neuen Reihe inspiriert hat und lege euch einen Besuch der Fabelwelt in Wien ans Herz. Wenn ihr keine Zeit findet hinzufahren oder schlicht zu weit weg wohnt, könnt ihr auch online stöbern oder Lona anrufen. Wenn ihr sagt, wonach ihr sucht, schlägt sie euch passende Bücher vor.
Lona sucht jedes Buch in der Fabelwelt selbst aus, nimmt auch kleinere und Eigenverlage ins Sortiment, wenn Geschichte, Schreibstil und Illustrationen – soweit vorhanden – für sie stimmig sind. Es finden außerdem regelmäßig Veranstaltungen, wie interaktive Workshops und Lesungen für Kinder, mit den Autorinnen und Autoren der Bücher statt.
Wenn ihr schon einmal dort seid, bleibt ein wenig und schmökert vor Ort in den Büchern, die euch gefallen.
Was sagt ihr zur neuen Reihe „Fabelhafte Kinderbücher“? Hat sowas am Blog gefehlt?
Welche Bücher lest ihr aktuell am liebsten mit euren Kindern?
Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, freue ich mich darüber, wenn du deinen Freundinnen davon erzählst, mir auf Facebook folgst oder hier am Blog ein Kommentar hinterlässt. Damit unterstützt du meine Arbeit, das bedeutet mir viel Auch über Vorschläge und konstruktive Kritik freu ich mich sehr. Von Herzen, vielen Dank!
Fotos © Mini and Me
Illustration gefunden bei fabelwelt auf Facebook
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8 Antworten
Oh wie wunderbar ? ich bin immer auf der Suche nach tollen Kinderbüchern. Mein kleiner Mann liebt es Bücher anzuschauen und vorgelesen zu bekommen. Und ich liebe es vorzulesen ?
„Ein Apfel für alle“ werde ich mir näher anschauen. Ich habe mich erst vor ein paar Tagen an „Frederick“, die Maus die Farben für den Winter sammelt, erinnert. Das will ich die Tage mal im Bücherkarton am Dachboden von meinem Papa raussuchen.
Danke für die neue Reihe auf deinem Blog.
Oh ja, Kinderbücher sind was Schönes, da gibt es einige Juwelen zu entdecken! :) Die Geschichte von Frederick klingt ganz wunderbar, werd ich gleich googlen!
Wunderbare neue Reihe auf deinem Blog!!! Ich bin auch immer auf der Suche nach neuen wertvollen Büchern für meine Kinder. Bin jetzt schon gespannt auf die folgenden Buchvorstellungen.
Danke für dein liebes Feedback Ines! Freu mich sehr! Ich hoffe, die künftigen Vorstellungen gefallen dir auch!
Tolles Thema, genau meins!
Warte, warte – wo willst du hin?
von Nakawaki Hatsue war ganz lange das Lieblingsbuch meines Sohnes. Er hatte es sich in unserer Dorfbücherei (von der wir glücklicherweise nur einen Steinwurf entfernt wohnen) selbst ausgesucht, und hat mich zuerst gar nicht angesprochen. Erst als ich mich mit ihm zuhause in Ruhe hingesetzt und es mit ihm angeschaut habe, bekam ich immer wieder Gänsehaut, weil er sich so in die Bilder einfühlen konnte. Das Buch bezaubert uns immer noch.
Auch in der Kategorie Kinderbücher, aber etwas ernster, ist „Der Tod auf dem Apfelbaum“, sehr berührende Geschichte um den Sinn des Lebens und des Todes. Das Buch ist aber wirklich erst für ältere Kinder oder sogar für Erwachsene, obwohl ab 5 Jahre draufsteht. Ich musste beim ersten Durchblättern schwer schlucken, um in der Bücherei nicht in Tränen auszubrechen, aber meiner Meinung nach sehr wertvoll.
„Warte, warte, wo willst du hin?“ hab ich mir gerade angesehen. So wundervoll reduziert illustriert, gefällt mir sehr. Danke für den tollen Tipp! „Der Tod auf dem Apfelbaum“ habe ich in der Fabelwelt kennengelernt, hatte allein bei der Beschreibung der Handlung durch Lona schon feuchte Augen. Ich hab mich also nicht drüber getraut, bin da mega sensibel. Aber es wäre schön, die Reihe in Zukunft über ein paar Bücher zum Tod zu erweitern. Er gehört einfach zum Leben und ich denke es ist immens wichtig, Kindern diese „natürliche“ Tatsache, die uns so oft erschreckt, zu vermitteln. Auch wenn es nicht einfach ist.
Oh, ich bin ja so ein Bücherfan und hätte so gern so eine Buchhandlung in der Nähe. Auch wenn das finanziell gesehen wahrscheinlich nicht lustig wäre. Und darum gerne, bitte so weiter.
Und seit ich Bücher, wenn sie den vom Kind gemocht werden, in Endlosschleife vorlesen darf, bin auch ich sehr froh, wenn ich selbst die Geschichte gern mag.
Wir lesen gerade :
– Der Apfelbaum von Mira Lobe (Klassiker, aber sooo schön)
und
– Kleine Nachtkatze von Sonja Danowski (fabelhafte Illustrationen, ein leises feines Buch)
Liebe Grüße,
Mo
Jö das freut mich, Mo! Haha und ja, das kann ich gut nachvollziehen. Ich könnte Stunden in schönen Buchhandlungen verbringen. Mira Lobe ist einfach unglaublich, ich find sie so toll! Erst vorgestern haben wir wieder „Die Geggis“ angeguckt. Aber die Kleine ist noch zu klein fürs ganze Buch, scheint mir. Macht nichts, auch die ersten Seiten sind schon super. :)