Unser Verhältnis zur Mode hat sich verändert. Galt Kleidung früher als Gebrauchsgegenstand wie etwa ein Laptop, so sehen sie heute viele als Verbrauchsgegenstand: als etwas, das man wegwirft, wenn man damit fertig ist. Wie etwa Taschentücher.
Dieser Bezug zu vielen Dingen in unserer Wegwerfgesellschaft geht Hand in Hand mit dem Phänomen „Fast Fashion“: Kleidung, die super schnell und super billig produziert wurde. Aber irgendjemand muss immer den Preis zahlen. Unmittelbar sind es FabriksarbeiterInnen, längerfristig ist es die ganze Welt. Ja, auch du. Auch deine Kinder.
Dabei ist es so einfach, weniger zu brauchen und bewusster zu konsumieren, ohne dafür mehr zu zahlen!
Bald geht es wieder los: SALE!
Ging es Unternehmen bis vor ein paar Jahren darum, Restbestände loszuwerden, so produzieren einige Fast Fashion Riesen mittlerweile gezielt ganze Kollektionen vor, um sie dann nach den Weihnachtsfeiertagen verscherbeln zu können. Sie verführen zu ungeplanten Spontankäufen, das Weihnachtsgeld ist plötzlich weg und das Heim quillt über mit unnützem Zeug.
Diese vermeintlich niedrigen Preise triggern irgendetwas. Dabei muss ich mich auch hier nur fragen: Brauch ich das wirklich? Und schon bleibt das Weihnachtsgeld, wo es ist. Unberührt und aufbewahrt für etwas wirklich Sinnvolles.
Nur vermeintlich niedrig sind die Preise, weil wir sehr wohl den Preis dafür zahlen müssen. Es geht um Menschenrechte, um Umweltverschmutzung, um unsere Gesundheit und die unseres Planeten – der (noch) einzige, den wir zum Leben haben.
„Während diese (Arbeitnehmer in Niedriglohnländern wie Asien oder Afrika; Anm.) oftmals bei unwürdigen Arbeitsbedingungen mit Tageseinkommen im Cent-Bereich abgespeist werden, machen die Unternehmen mit der Billigkleidung Einnahmen in Milliardenhöhe.
Auch für die Umwelt stellt der Konsumwahn eine massive Belastung dar. Neben einem ausufernden Ressourcenverschleiß sind auch die lokalen Umweltauflagen unzureichend: Giftige Chemikalien geraten bei der Produktion ungefiltert in Gewässer und verbreiten sich so im Ökosystem. Millionen Menschen leiden unter den Folgen.“ – Greenpeace
Wie dein Shirt uns krank macht: Danke, Kunstfaser!
Mit das Schlimmste, das unserem Planeten und ergo uns selbst passieren kann, sind Trends. Fast Fashion Riesen wie H&M, Primark und Co. wollen natürlich verkaufen. Sei es, die Ananas am Pullover oder das Einhorn auf dem Cardigan: Alles muss verfügbar sein, sonst kaufen die KundInnen woanders.
Produziert wird billig und vor allem: schnell!
Immer öfter kommen deshalb Kunstfasern – allen voran Polyester – zum Einsatz.
„Zwischen 2000 bis 2016 stieg der Polyester-Einsatz für Bekleidungszwecke von 8,3 auf 21,3 Millionen Tonnen weltweit. Gleichzeitig hat sich die gesamte Textilproduktion verdoppelt: 2014 waren das unglaubliche 100 Milliarden Kleidungsstücke weltweit.“ – Greenpeace
Wieso das – abgesehen vom entstehenden Müll, Energieaufwand und Co. – so schlimm ist?
Mit jedem Waschgang lösen sich feinste Mikroplastik-Partikel von den Kleidungsstücken, die dann in den Wasserkreislauf gelangen. Mit nur einer Wäsche kann eine Fleece-Jacke bis zu 1.000.000 Fasern verlieren. Keine Waschmaschine und keine Wasseraufbereitungsanlage filtert die raus. Sie landen also im Meer, wo Fische Mikroplastik mit Nahrung verwechseln.
So verschmutzt Mikroplastik unseren Planeten, Tiere fressen das Plastik, wir die Tiere. Welche gesundheitlichen Folgen das für Tier und Mensch hat, ist noch nicht ausreichend erforscht.
Es ist leicht, die Verantwortung von sich wegzuschieben.
Das geht aber in diesem Fall leider nicht, denn das ist kein Problem, das nur Menschen an anderen Orten der Welt betrifft! Allein aus Europa werden 30.000 Tonnen Mikroplastik pro Jahr ins Abwasser gespült.
Nun einfach auf Kunstfaser zu verzichten, würde das Problem nur verlagern. Denn beispielsweise der Baumwollanbau braucht sehr viel Wasser und bei der Produktion der Faser werden massenhaft Pestizide eingesetzt.
Aufgrund des Massenkonsums von Kleidung wäre auch Viskose keine nachhaltige Alternative.
Es ist unser Umgang mit Kleidung und Gütern an sich, der sich ändern muss!
Die Lösung? Weniger, Qualität und Bio.
Wer kauft, weil etwas Trend oder gerade super günstig ist, denkt nicht an morgen oder an nächstes Jahr! Wer kauft, weil er für einen besonderen Anlass etwas einmal benötigt und dann nie wieder anziehen wird, denkt ebenso nicht langfristig. Vielleicht könnte man sich hier etwas ausborgen?
Kaufe ich weniger, weil ich gemerkt habe, dass ich nur 4 Pullover brauche, und nicht 16, kann ich – wenn ich wirklich etwas Neues brauche oder möchte – auf die Qualität achten und entsprechend mehr dafür ausgeben.
Ich werde dennoch günstiger aussteigen, als andersherum.
Eine kleine Praxisanleitung
Was heißt das also konkret?
- Überleg dir, was und wie viel du wirklich brauchst.
- Widerstehe Impulskäufen und vermeintlichen Schnäppchen.
- Repariere Kaputtes.
- Borge Dinge, die du nur einmal verwenden wirst, aus.
- Kauf Second Hand.
Steht wirklich eine Neuanschaffung an, achte darauf, wo das Kleidungsstück produziert wurde und unter welchen Bedingungen.
Ich achte außerdem darauf, hauptsächlich Basics zu kaufen, damit sie sich einfach kombinieren lassen.
Da ich Westen liebe, kann ich Shirts, die eigentlich für den Sommer geeignet sind, auch ganz easy in anderen Saisonen anziehen. Zwiebellook. Und somit wieder weniger Kleidungsstücke, die ich extra anschaffen müsste und dann nur für eine kurze Zeit des Jahres anziehen könnte.
7 Fragen, die du dir stellen solltest, um bewusste Kaufentscheidungen zu fällen und nur noch zu kaufen, was du wirklich brauchst und dich nachhaltig happy macht, habe ich im Sommer gestellt. Nach diesen Kriterien kaufe ich nach wie vor ein!
Der Pullover und die Hose, die ich auf den Fotos für den Artikel trage, sind beide von Armed Angels. Gefunden habe ich sie im 8. Bezirk, bei muso koroni. Dem „First vegan Fashion & Concept Store“ in Wien.
Das ist nämlich noch so eine Sache, die mir am Herzen liegt: Lokal zu kaufen. In kleinen Geschäften, bei echten Menschen. Wann immer das möglich ist.
In diesem Fall wurden Shirt und Hose mir zur Verfügung gestellt. Die anderen Teile, die ich von muso koroni habe und immer wieder auf Social Media zeige (wie etwa meinen schwarzen Lieblingspulli von Armed Angels oder meine Sneakers von Vegetarian Shoes), kaufe ich natürlich ganz normal dort ein. Bei Jasmin, das ist die Frau hinter dem Geschäft, gibt’s auch super hochwertige Socken. Teile, an die man beim Gedanken an Fair Fashion vielleicht nicht als erstes denkt.
Normalerweise würde ich zum Outfit unbedingt eine meiner Westen kombinieren. Meine Winterjacke (Richtig, ich habe nur eine. Mehr brauch ich nicht!) passt zu den Schuhen… aber diesmal ging es ja darum, euch die zwei Teile zu zeigen.
Nicht in meinem Namen!
Made in Asien kann super sein! Aber eben nur, wenn ich damit nicht die Umwelt belaste, nicht mitverantwortlich bin, wenn desolate Fabriksgebäude einstürzen und tausende Menschen unter sich vergraben oder wenn Babys neben ihren arbeitenden Müttern im Dreck liegen.
Damit will ich nichts zu tun haben.
Und es ist so schön, so unsagbar schön, dass ich die Wahl habe!
Es muss es mir nur wert sein, sie zu treffen.
Wir brauchen so wenig!
Sorgen wir dafür, dass das, was wir haben, auch wirklich Wert hat.
Bewusster leben, Verantwortung übernehmen
Letzte Woche wurde ich gefragt, was ich mit meinem Blog, mit meiner Arbeit eigentlich will. Die Antwort fiel mir leicht, weil ich das ganz genau weiß. Ich will einladen, ein bewussteres Leben zu führen. Hinzusehen.
Nicht nur, wenn es darum geht, Beziehungen zu uns selbst und unseren Mitmenschen zu gestalten.
Es geht um den Alltag, darum, was wir tun und nicht tun. Um das Wie und das Warum.
Es geht mir darum, sich bewusst zu werden über die Auswirkungen unserer Handlungen. Jeden einzelnen Tag.
Frag dich: Übernehme ich die Verantwortung für meine Taten? Oder drücke ich mich davor?
Denn ja, wir haben die Wahl.
Was ist dir wichtig, wenn du Kleidung kaufst?
Ich freu mich darauf, wenn du deine Erfahrungen teilst und jederzeit auch über eine sinnstiftende Diskussion.
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- Nachhaltige Monatshygiene: Erfahrungsbericht nach einem Jahr Zero Waste (Menstruationstasse & Stoffbinden FAQ)
- Own less, have more: 5 Schritte zum befreiten Leben mit weniger Zeug (und 15 Tipps fürs Aufräumen)
- Entscheidungshilfe für Minimalisten: Mit diesen 7 Fragen kaufst du nur noch, was dich ehrlich happy macht
Quellen:
- http://www.greenpeace.org/austria/de/News/Aktuelle-Meldungen/Konsum-News/2016/Bewusst-gegen-den-Kaufrausch/
- http://www.greenpeace.org/austria/de/News/Aktuelle-Meldungen/Konsum-News/2017/Synthetik-Mode-bedroht-die-Weltmeere/
Shirt und Jeans sind PR-Samples. Sie wurden mir von muso koroni zur Verfügung gestellt.
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7 Antworten
Wow der Beitrag ist wir sehr interessant und regt auch zum Nachdenken an. Vielen Dank für deine Worte!
Vielen Dank für diesen Artikel. Ich war auch mal eine Fast-Shopperin, habe es geliebt einkaufen zu gehen. Dann kam meine Tochter auf die Welt. Ich hatte plötzlich keine Zeit mehr zum shoppen. Und habe ich es vermisst? Nein. In ihrem ersten Lebensjahr habe ich drei Dinge gekauft: Schuhe, eine Winterjacke und eine Yoga-Hose, die aus recycelten Plastikflaschen hergestellt wird. Ja, jedes dieser Teile war teuer (je über 100 Euro), aber nachhaltig produziert, qualitativ hochwertig und langlebig. Selbst bei Babykleidung gilt daher meine Devise: lieber wenige gute Sachen als viele billig produzierte. Alles Liebe!
Meine Kindheit war leider sehr von Konsum und Belohnung mit teuren Artikeln geprägt. Damals trug ich Großteils teure Markenklamotten. Nachdem ich von zu Hause ausgezogen bin, hat sich das schon geändert und mehr noch als ich nach dem Studium mit meiner Arbeit begann. Seit ich meine Kinder habe, kaufe ich eigentlich nur mehr gebraucht oder Öko.
Sehr schöner Artikel. Ich hoffe, dass ihn sich viele zu Herzen nehmen.
Vielen Dank für diesen Beitrag und dein Motto, dass man es als Verbraucher in der Hand hat, wie sich Dinge entwickeln. Die Sachen für unsere Kleine sind zu etwa 95% (oder mehr) gebraucht gekauft und – wenn es geht – aus Bio-Baumwolle. Generell verabscheuen wir Kunstfaser, obwohl in manchen unserer Socken ein kleiner Teil Polyamid drin ist. Man schwitzt doch auch so unangenehm in Polyester – schließlich ist es Plastik, unter der unsere Haut schlecht atmen kann …. Mein Mann bemängelt, dass es im Ländlichen Raum generell wenig Second Hand Shops gibt und falls doch, findet man dort keine Sachen für Männer (weil Männer ihre Sachen tragen, bis sie total durch sind, Männer vielleicht nicht an die Möglichkeit von Second Hand Shops denken oder weshalb?). Was ich aber hin und wieder gerne mache, ist, bei hessnatur etwas Schönes für die Kleine, meinen Mann oder mich zu kaufen :) . Mit bestem Gewissen. Vor eineinviertel Jahren habe ich mit das Nähen selbst beigebracht und es ist so toll, seine eigenen kreativen Ideen in Kleidung für die Kleine umzusetzen (es gibt so unglaublich tolle Bio-Stoffe :) ….). Vor ein paar Tagen habe mich für unsere Kleine verkünstelt und ihr ein Stiftemäppchen (ein Haifisch mit Reißverschluss-Mund) aus einer alten Lieblingsjeans von mir genäht. Second-Hand, Upcycling und Bio ist einfach super! Wobei ich bei mir inzwischen feststellen musste, dass es mich ein bisschen ’suchtelt‘, schöne Bio-Stoffe zu kaufen …. ja, auch das ist Konsum. Trotz Bio uns selbst Nähen muss ich mich da immer wieder selbst bremsen – das ist die kleine Schattenseite ;) ….
Ich finde das Thema sehr wichtig und total schwierig und zeitaufwendig. Es gibt wenig Auswahl und wenn nur online, wenn man nicht in einer Großstadt lebt. Würde mich über ein Update freuen. Vielleicht auch mit weiteren „Markenanregungen“.