Mini and Me

Eltern für eine Bildungs(r)evolution | Blogreihe Teil 1 | Anna, die Schule und der Liebe Gott

Meine Tochter ist erst knapp sechs Monate alt und obwohl wir ja eigentlich noch recht viel Zeit haben, beschäftige ich mich schon seit meiner Schwangerschaft mit Bildung, Ausbildung und wie diese sich wohl für die Kleine gestalten werden. Schnell bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich – als ein Elternteil unter vielen – dem aktuellen Schulsystem schlicht die Note „Nicht genügend“ ausstelle.
Seitdem bin ich eifrig mit der Suche nach Alternativen beschäftigt. Ganz abgeschrieben habe ich eine „ordentliche“ Schulbildung aber auch noch nicht. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen dem Bejahen von Altbewährtem und einem sehnsüchtigen Blick in Gefilde, die noch nicht so vielbefahren sind. Ob es sich lohnt, nach Frankreich zu ziehen, nur um der heimischen Schulpflicht zu entgehen?

Ständig lese ich neue Artikel, Bücher, sehe Filme… sammle Wissen und Unwissen. Und ich nehme Sie, liebe LeserInnen, ab sofort einfach mit auf meine Reise. Mein Rückblick auf die Schulzeit, die Empfehlung einiger Artikel sowie die vorsichtige Vorstellung eines neuen Buchs sollen also diese neue, erste offizielle Blogreihe einläuten.

Ganz ehrlich, was wissen Sie noch von Ihrer Schulzeit?

Ja klar, da war doch irgendwo in den USA dieser… Baumwollgürtel. Oder so. Und irgendein anderer Gürtel – irgendwo. Nomen werden dekliniert. Oder konjugiert? Oder waren das Verben? Und was genau was nochmal das Substantiv? Wurzelziehen und Integralrechnungen waren gar nicht mal so schwer. Hab ich auch sehr oft gemacht, nach meiner Schulzeit; beinahe täglich! Wirklich sinnvoll! Bin ich froh, dass ich damals so viele Dinge gelernt hab, die ich im täglichen Leben so dringend brauche…

Ein Rückblick im Bewertungsdschungel

Nun, egal wie genau das nun bei mir war: Sie sehen, worauf ich hinauswill. Ich habe im Jahr 2008 im Alter von 20 Jahren, nach 13 Jahren Schule maturiert. Wenn ich meine Schulzeit in ein paar Gedanken Revue passieren lasse, erinnere ich mich daran, immer eine der besseren Schülerinnen gewesen zu sein. In Deutsch und Englisch war ich sogar unter den Besten, in Mathe und Rechnungswesen hingegen immer unter den Schlusslichtern. Da war ich einfach richtig schlecht. Obwohl ohne religiöses Bekenntnis, besuchte ich viele Jahre freiwillig den katholischen Religionsunterricht. Bis ich dann, mit etwa 14 Jahren, draufkam, dass so eine Freistunde im Park doch um einiges cooler ist, als mit dem Professor darüber zu diskutieren, ob es wirklich sein ernst ist, dass gleichgeschlechtliche Liebe eine Sünde sei. (Ja, er ist dieser Meinung und verkündete das auch aus vollster Überzeugung in unserer Klasse.) Leibesübungen hab ich am liebsten geschwänzt. Da war ich auch schlecht, wurde bei Ballspielen, ob meiner geringen Größe und schmächtigen Statur, immer als Vorvorletzte gewählt. (Puh, nicht ganz zum Schluss, Glück gehabt.) Irgendwie gelang es mir dann in der Oberstufe, sprich in der HAK-Zeit, mich für ein oder zwei Jahre freistellen zu lassen. (Ich war so froh, als ich nicht mehr turnen musste!) Im Großen und Ganzen kann ich trotz mancher Ungereimtheiten und einer Nachprüfung in Rechnungswesen auf meine Schulzeit zurückblicken und sagen: Es war schon OK so. Ich war immer eine recht brave Schülerin, bin selten negativ aufgefallen und kam mit den Regeln recht gut zurecht. (Womit ich nicht gut zurechtkam, war der Stress vor Prüfungen. Ich hatte immer Magenbeschwerden, heute ist es eine chronische Gastritis. Aber das sei nur am Rande erwähnt.) Wie gesagt, ich fand Schule in Ordnung.

Alles, was bleibt und alles, was fehlt

Außerhalb der Schule lernte ich Portugiesisch während eines zweimonatigen Aufenthalts in Brasilien. Ich spreche zwar einen Slang und kann nicht schreiben, aber ich kann’s heute noch, 11 Jahre später. In der Schule, in der Unterstufe, hatte ich zwei Jahre Französischunterricht. Was ich heute noch kann? Je n’ai se pas oder so. In meiner Freizeit begann ich im zarten Alter von 12 Jahren, mir selbst HTML und CSS beizubringen. Bald darauf hatte ich selbstgemachte Homepages, mit 14 Jahren meinen eigenen ersten Blog mit einem Layout, das ich im Photoshop selbst gebastelt hatte. Gegen Ende meiner Schulzeit belegte ich mit Begeisterung das Freifach Philosophie/Psychologie, in dem ich dankenswerter Weise auch maturieren durfte. Heute studiere ich Philosophie.

„Anna, die Schule und der liebe Gott“ und die Forderung einer Bildungsrevolution

Anna malt in der Schule ein Bild. Nach einer Weile tritt der Lehrer hinzu und betrachtet neugierig das Gemalte. „Na, Anna“, fragt er, „was malst du denn da?“ – „Ich male den lieben Gott“, antwortet Anna. „Aber Anna“, widerspricht der Lehrer. „Der liebe Gott – den kann man doch gar nicht malen. Da weiß doch niemand, wie er aussieht.“ – „Warten Sie fünf Minuten“, sagt Anna, „dann wissen Sie es!“

Mit dieser Anekdote des Pädagogen Ken Robinson beginnt Philosoph Richard David Precht sein neues Buch „Anna, die Schule und der liebe Gott“ und fasst damit zusammen, worum es im Kern der Diskussion über das Bildungssystem geht: Schule tötet Kreativität. Seine Forderung: Schulen müssen komplett anders werden als bisher. „Wir brauchen andere Lehrer, andere Methoden und ein anderes Zusammenleben in der Schule“. Ich kann noch keine 100%ige Empfehlung für dieses Buch aussprechen, da ich es noch nicht zur Gänze gelesen habe, aber ich arbeite daran und bisher spricht Precht mir aus der Seele.

Mein nächster Schritt: noch mehr Information

Neben meiner Einladung, Prechts Buch mit mir zu lesen, habe ich diesen Artikel als lesenswert empfunden und diesen Vortrag eines jungen, doch recht intelligenten Burschen, könnten Sie sich auch ansehen. Außerdem finden Sie es vielleicht spannend, sich mit André Stern zu beschäftigen, der erstmals in dem Film „Alphabet“ vorgestellt wurde. Oh, und genau dieser Film sollte auch auf Ihre Must-Watch-Liste.In Teil zwei der Blogreihe „Eltern für eine Bildungs(r)evolution“ möchte ich mehr über das Buch schreiben, über eine Welt der Bewertungen und wer weiß, was sich bis dahin noch ergeben hat…

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