Ich sitze spät abends mit hochgelagerten Beinen auf der Couch in unserem Wohnzimmer. Die Xbox ist an. Im TV turnt der rothaarige Held über Stock und Stein, verfolgt von Riesenaffen mit bedrohlich funkelnden Augen. Am anderen Ende der Couch türmen sich „Mami-Magazine“, die seit unserem Besuch der Baby-Expo darauf warten, von mir durchgeblättert zu werden. Durchblättern, ja. Lesen kann man die meisten der Dinger nämlich nicht.
Heute war es sonnig. Da meine Hauptbeschäftigung im Mutterschutz das andächtige Bauchstreicheln ist, hatte ich es mir nach dem Mittagessen beim Italiener ums Eck auf der Bank im Garten gemütlich gemacht. So wenige Tage vorm errechneten Geburtstermin ist das Aufstehen von einer weichen Couch eine echte Herausforderung. Dieser Tatsache wohl bewusst, wurde all Jenes, das in den folgenden Stunden unter Umständen gebraucht werden könnte, bereitgelegt, darunter (neben meinem Milchkaffee) auch der Stapel Mami-Magazine gleich neben Sir Karl Popper: „Auf der Suche nach einer besseren Welt“, gesammelte Vorträge aus über 30 Jahren. Und ein orangefarbener Marker, ohne dem es mir momentan nicht möglich ist, auch nur eine Seite eines Buches zu lesen (mit Marker in der Hand komme ich immerhin auf 3 bis 5 Seiten).
Ich schätze Popper. Sehr. Ich würde ihn gerne lesen. Weiterlesen genau gesagt, denn angefangen hab ich ja bereits vor Monaten. Vor meiner Schwangerschaft. Ich möchte zum Buch greifen, aber gleich daneben liegen die schicken, aufpolierten Hochglanzmagazine in Pastellfarben, von denen große, gephotoshoppte Kinderaugen strahlen. Das „erste Mode- und Lifestylemagazin für die Familie“ titelt mit Schlagzeilen wie „Juchhu Frühling! Zarte Kleider und kesse Schuhe“ und „Umdenken! Laufpass für den Miesepeter“. Meine linke Gehirnhälfte zieht gelangweilt die Augenbraue hoch. Der hormongesteuerte Rest findet diese Überschriften aber äußerst spannend und ich blättere motiviert darauf los. Auch die Tatsache, dass diese gar-nicht-so-kessen Schuhe für die Kleinsten ein Vermögen kosten und die Kindermodels mit leerem, kalten Blick in die Kamera gucken, stört mich nicht genug, um doch zu Popper zu greifen.
Dieser Blogeintrag wird nicht mit einer befriedigenden Schlussformel schließen. Keine weltblickverändernde Konklusion. Das liegt entweder daran, dass meine Augen zufallen oder daran, dass es auch für mich aufgrund dieser überaus leichten Lektüre heute keine weltblickverändernden Konklusionen leserlicher Art gab. Poppers 3-Welten-Theorie (die ich kenne, da sie auf den ersten paar Seiten seines Werks beschrieben wird) verdient sicher höchste Beachtung, allerdings hat er seine Rechnung ohne die Schwangeren gemacht. Für die gibt’s nämlich nur eine Welt: Die, die gerade im Inneren ihres Bauches entsteht. Und das ist auch die Einzige, die zählt.
Lesenswerte Magazine für werdende Mamis:
– Eltern Magazin (eltern.de)
– New Mom (newmom.at, gratis online lesen)
– New Mom (Baby Special)
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