„Und du erziehst ja doch!“, lese ich oft. Auch von zustimmenden Menschen, die ähnlich mit ihren Kindern leben, die Dinge ähnlich sehen, wie ich. Und doch erziehe ich nicht, in meinen Augen. Was es hier braucht, ist einen gemeinsamen Begriff. Denn wir wissen nicht, worüber wir sprechen, selbst wenn wir meinen, miteinander zu reden.
Sieh diesen Artikel bitte als das Niederschreiben von sehr persönlichen Gedanken an. Als ein Rauslassen von Kritik. An der kränkelnden Gesellschaft, am verkorksten System, daran, wie wir leben und denken.
Beziehung statt Erziehung: Wovon sprichst du?!
Alle reden über Erziehung, manche über Beziehung. Andere wieder „begleiten ihre Kinder“, die nächsten schreiben von „gewaltfreier Kommunikation“, der daneben betreibt „Laisser-Faire“ und die Verrückte, die überall nur noch „Gewalt“ schreit, lebt dann unerzogen. (Hier darf ich dann wohl selbst aufzeigen.) Übertrieben formuliert. So konfus ist das natürlich nicht und vieles, das ich online und in Büchern lese, hat Hand und Fuß. Aber ähnlich wirr stellt sich der Dschungel an Veröffentlichungen zu dem Thema „Erziehung“ (oder auch Erziehungfreiheit) vor allem EinsteigerInnen oftmals dar.
Wie schwierig ist es da, übers Leben mit Kindern, übers Zusammenleben als Menschen, zu sprechen?
Und zwar auf eine Art und Weise, bei der wir alle dieselben Bilder vor Augen haben, wenn wir mit Begriffen wie eben „Erziehung“ oder „Beziehung“ und wie sie alle heißen, um uns werfen.
Schwierig und gleichzeitig so wichtig!
Eine Verständnisfrage: Menschen haben ein Bild von Erziehung
Im Herbst des Vorjahres traf ich eine von mir sehr geschätzte Autorin und Journalistin in Berlin. Sie sprach über Bindungsorientierung und den immer stärker werdenden Wunsch vieler Eltern, ihre Kinder eben zu begleiten, anstatt zu erziehen. Damals machte sie einen für mich einleuchtenden Punkt:
Sie sagte, dass sie als Journalistin in ihren Büchern vor allem darauf achten müsste, dass man sie versteht. Deshalb bediene sie sich des Wortes „Erziehung“, auch, wenn sie eigentlich von „Beziehung“ schreibe. Weil hier ein allgemeines Verständnis herrsche: Jede/r wüsste grob, was gemeint ist.
Das klang für mich zunächst stimmig und ich dachte darüber nach, dass der Begriff „Erziehung“ vielleicht gar nicht so verkehrt wäre; dass ich ihn doch verwenden können würde, um verstanden zu werden; dass ich diesen ganzen Kram vonwegen „Beziehungsorientierung“ womöglich gar nicht bräuchte.
Metaebene: Warum wir „Erziehung“ immer wieder definieren müssen
Diese Gedanken verwarf ich bald darauf jedoch wieder, da sie sich für mich persönlich nicht stimmig anfühlten. Und genauso persönlich sind die Ausführungen, die hier folgen.
In meinen Augen gibt es das eine Verständnis von Erziehung nicht. Nicht mehr. Die Menschen, ihre Lebenswege und auch die Art und Weise, wie Familie bei ihnen funktioniert, sind zu vielfältig geworden.
Um einen fruchtbaren Diskurs zu führen, braucht es eine gemeinsame Metaebene. Sonst sprechen wir nicht miteinander, sondern aneinander vorbei. Das ist verschwendete Lebenszeit.
Wir haben uns nicht darauf geeinigt, was wir unter Erziehung verstehen wollen. Das können wir gar nicht, da es das „Wir“ in dieser Form nicht gibt. Wie soll man sich denn einigen, wie soll man eine bestimmte Definition hinaustragen, wenn jeden Tag so viele hunderte und tausende Menschen neu auf den ganzen Themenkreis aufmerksam werden? Wenn jede Familie anders erzieht bzw. anders frei von Erziehung lebt?
Es fehlt die Basis. Denn fragt man 100 Menschen heute, was sie unter „Erziehung“ verstehen, so reichen die Antworten vermutlich von so verträumten Definitionen wie „Beispiel und Liebe“ bis hin zu „Sitzenbleiben beim Esstisch“. Und wiederum von „Sauberkeitserziehung“ bis hin zu „guten Manieren“. Wieder andere wünschen sich „nur das Beste für ihr Kind“ und merken dabei nicht, wie ihr eigener Wunsch zur Definition von Gut und Schlecht für ihr Kind wird, was es wiederum gänzlich unfrei und zum elterlichen Projekt macht.
All diese Leben, so viele Geschichten. Unzählige Meinungen. Wie soll hier Austausch stattfinden?
Ich kann nicht diskutieren, wenn mein Gegenüber und ich nicht dasselbe Verständnis von den verwendeten Wörtern haben.
Wenn wir nicht vom Selben reden, können wir uns das Reden sparen.
Wir werden einander nicht verstehen, sondern aufbrausen.
Ich glaube: Es ist notwendig, jedes Mal aufs Neue, wenn man über das Leben als Familie schreibt, zu etablieren, was man unter „Erziehung“ versteht. Eine Metaebene muss immer wieder im Vorfeld festgelegt werden, damit echtes Verständnis, inspirierende Einsichten und auch kritischer Diskurs stattfinden können.
Nur so wird auch wirklich klar, was ich mit dem Verzicht auf Erziehung meine. Das halte ich für essentiell.
Gerade an diesem Punkt, an dem wir nun angelangt sind: Immer mehr Menschen lesen nicht nur, sondern leben auch. Neu, entspannter, liebevoller. Und mit weniger Angst im Gepäck. Oder anders gesagt: Sie können ihre Angst immer mehr bei sich lassen.
Ich distanziere mich: Wie „Erziehung“ andere zum Objekt macht
Heute weiß ich also: Ich werde nicht aufgrund des eventuell besseren Verständnisses von „Erziehung“ schreiben.
Ich gehe noch einen Schritt weiter. Ich distanziere mich von dem Begriff „Erziehung“ an sich. Während ich diese Zeilen tippe, frage ich mich, ob dies überhaupt möglich ist. Da ich das große Problem jedoch bei der Idee von Erziehung an sich sehe, in ihrem inneren Kern, denke ich, dass dies zulässig ist.
Die Erziehung mit allem, was sich darum rankt, ist für mich der Inbegriff der Objektifizierung.
Egal, wen oder was wir erziehen wollen – ob Kinder oder beispielsweise auch Haustiere: Immer erhebe ich mich hierbei über den anderen, versuche, ihn nach meinen oder den Vorstellungen der Gesellschaft zu formen. Ich biege in eine Richtung, die für mich oder andere angenehm ist. Ich nehme meine eigenen Ideen davon, wie etwas bzw. jemand zu sein hat, und stülpe sie über ein Individuum.
Durch Erziehung mache ich mein Gegenüber zum Objekt meiner Erwartungen.
Diese Objektifizierung, das Erheben des Selbst über andere, trägt einen riesengroßen Teil dazu bei, dass die Welt so ist, wie sie ist. Und ich meine nicht die guten Anteile, sondern jene, die uns das Herz brechen. Oder brechen sollten.
- Die Art und Weise, wie Gewalt gegen Kinder (und Erwachsene) an der Tagesordnung liegt – weltweit.
- Wie wir anderen Menschen begegnen, nämlich eben nicht auf Augenhöhe.
- Wie wir nichtmenschliche Lebewesen als „Tiere“ bezeichnen, damit ihre Andersartigkeit hervorkehren und somit rechtfertigen, dass wir sie missbrauchen, mit ihnen experimentieren, ihnen Leid zufügen, über ihr Leben und ihren Tod entscheiden und sie täglich essen. Wir benutzen sie. Wie wir eine Schreibtischlampe, eine Gabel oder ein Fahrrad benutzen.
Um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Irgendwas in meinem Inneren, meine Idee von Moral womöglich, sagt mir: Das ist nicht OK.
Die Objektifizierung ist der Erziehung ureigen. Sie sind unzertrennlich miteinander verbunden.
Deshalb möchte ich mich – sofern das möglich ist – von „Erziehung“ und der Objektifizierung, die ihr in meinen Augen ureigen und unzertrennlich mit ihr verbunden ist, distanzieren. Das ganze Konstrukt und alles, was damit verbunden ist, kann weg.
Ist das für dich nicht zulässig, da du auch die gegenseitige Beeinflussung (die ganz natürlich und immer passiert, wenn mehrere Menschen zusammen sind) als Erziehung siehst, so will ich dir zumindest von meinem Gedanken erzählt haben.
Ich glaube nämlich, es ist ein Spannender.
Wir müssen Erziehung überwinden, wenn wir eine bessere Welt schaffen wollen.
Auch, wenn ich riskiere, durch die Wahl meiner Worte (wie etwa „Wir leben frei von Erziehung.“) miss- und manchmal gar nicht verstanden zu werden. Vielleicht kann ich zumindest Neugierde wecken und durch harte Begriffe wie
- Gewalt,
- Missbrauch,
- Drohung,
- Erpressung und
- Manipulation,
wachrütteln. Allesamt sind dies Begriffe, die bei meinem Verständnis von Erziehung an der Tagesordnung stehen.
Ist man dafür einmal sensibilisiert, tauchen genau jene Verhaltensweisen bei Erwachsenen gegenüber Kindern an jeder Ecke auf. Man kann nicht mehr wegsehen, man fühlt und leidet mit. Das will ich nicht. Nicht für mein Kind, nicht für andere. Nicht für andere Lebewesen.
Um konkret zu werden:
- Es ist Missbrauch, wenn ich mein Kind festhalte, und ihm unter Zwang die Zähne putze. Ich führe gegen seinen Willen etwas in seinen Körper ein. Ich wahre nicht die körperliche Integrität des Kindes.
- Es ist eine Drohung, wenn ich sage: „Wenn du nicht sofort kommst, dann gehe ich ohne dich!“
- Es ist Erpressung, wenn ich sage: „Nur, wenn du das ganze Gemüse isst, bekommst du nachher eine Süßigkeit.“
- Es ist manipulativ und gemein, wenn ich sage: „Mein Liebling, mach bitte XY, du willst doch nicht, dass Mami traurig ist, oder?“
All das sind Beispiele für psychische Gewalt. Eine Art von Gewalt, die wir im Zusammenleben, vor allem mit Kindern, immer wieder antreffen. Mal zeigt sie sich ganz offen, mal ist sie subtiler und wir müssen womöglich nachfühlen, um festzustellen, dass hier gerade etwas richtig schief gelaufen ist.
Eine gewaltvolle Erziehung mit Drohungen, Erpressung, Manipulation und anderen Gemeinheiten funktioniert leider erstaunlich gut. Und sie verletzt Kinderseelen.
Und auch ich tu mich oft schwer, auszubrechen. Weil ich selbst in dieser Gesellschaft, in der seit jeher andere zum Objekt gemacht werden, großgeworden bin. Weil es doch so viel einfacher wäre, dem Kind zu drohen: „Wenn du dich jetzt nicht beeilst, gehen wir nicht mehr auf den Spielplatz!“. Wie effektiv das doch ist! Drohungen und all die anderen Gemeinheiten funktionieren nämlich leider so erstaunlich gut. Und sie verletzen Kinderseelen.
Auch ich habe diese grundsätzliche Haltung leider intus, auch wenn ich das Glück hatte, in eine Familie geboren zu werden, die mich hat bedingungslose Liebe spüren lassen. Ich habe die Haltung der Gesellschaft Kindern gegenüber jahrelang gesehen, und eine andere einzunehmen und in vollem Ausmaß zu leben, ist schwer. Aber ich darf es versuchen.
Ich darf träumen von einer Welt, in der Menschen sich gewaltfrei begegnen. In der Kinder, die nichts brauchen als „Beispiel und Liebe“ (um mit der Definition von Erziehung vom Pädagogen Friedrich Wilhelm August Fröbel zu schließen) eben diese auch erfahren.
Bis es soweit ist, tu ich mein bestes, auf Erziehung, so wie ich sie verstehe, zu verzichten.
Und von diesem – meinem – anderen Weg, zu erzählen.
Erziehst du noch oder liebst du schon?
Nach einem solchen Artikel darf ich wohl auch mit dieser provokanten Frage enden. Ich freu mich auf den Austausch mit dir!
Weiterlesen bei Mini and Me:
-
RESILIENZ: VOM IMMUNSYSTEM DER KINDERSEELEN UND WIE WIR ES STÄRKEN KÖNNEN (TEIL 1 VON 3)
-
BEZIEHUNGSORIENTIERT LEBEN: WAS TUN, WENN VERWANDTE MEINEM KIND ANDERS BEGEGNEN, ALS ICH?
Foto © Fotolia
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13 Antworten
Wunderschöner Artikel :) genau so sehe ich es auch, habe es aber bisher schwer in Worte fassen können. Es wäre wirklich eine schöne Welt, in der sich alle Menschen auf Augenhöhe begegnen würden. Hoffen wir, dass es irgendwann dazu kommt.
Liebe Franzi, danke dir für deine Nachricht und deine Worte! Ich freue mich, dich mit dem Artikel erreicht zu haben! Alles Liebe! :)
Ich folge dir noch nicht allzu lange auf Instagram, finde deine Art von Beziehung zum Kind sehr schön aber frage mich, wie man manches ohne Erziehung leben kann. z.B. der Missbrauch beim Zähneputzen. Was hat man denn für eine Alternative außer zu riskieren, dass das Kind Karies bekommt? Kleinkinder können doch nicht wissen, was es nach sich zieht, wenn sie die Zähne nicht putzen.
Viele Grüße von Linda
„Weißt“ du es denn? Nein, du glaubst, es zu wissen, weil es dir so erzählt wurde und du nicht auf deine Intuition hörst, was dein Verhalten gegenüber deinem Körper anbelangt (und dementsprechend auch nicht, was den deines Kindes anbelangt).
Naturvölker haben i.d.R. kein Karies und putzen sich i.d.R. nicht die Zähne (in unserem Sinne). Zur (Theorie-)Weitersuche: Dr. Karin Bender-Gonser; Fluorid = (Ratten-)Gift; versauerter Körper -> versauerter Speichel -> antibakterielle und Zahnschmelzreparatur-fördernde Wirkung nicht vorhanden; usw. usf.
Lieben Gruß von Mirû
Schöner Artikel. Jetzt weiß ich, wie ich es nicht machen soll. Aber wie mach ich es denn richtig? Wie kann ich meinen 5-jährigen dazu bewegen, dass er endlich sich anziehen soll, weil der Bus in 5 min weg ist? Oder er die Zähne ordentlich putzen soll und nicht nur die Zahnbürste wie einen Lolli lutscht? Oder seine Sachen nach dem spielen wieder versorgen soll?
Ich bin manchmal echt am verzweifeln. Wäre schön, wenn du mal einen Artikel dazu schreiben könntest. Liebe Grüsse
Tja, was er alles soll … Du scheinst das Prinzip noch nicht verstanden zu haben, worum’s hier geht. Aber zum Zähneputzen siehe vielleicht meine Antwort hier an Linda.
Ansonsten empfehle ich dir mal Jean Liedloff: „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück — Gegen die Zerstörung der Glücksfähigkeit in unserer frühen Kindheit“. (Und das Buch bitte nicht nur auf’s Thema Tragen/Getragenwerden reduzieren.)
Alles Gute dir und deinem Kind!
Mirû
Danke <3
heute hatte ich echt einen harten Tag hinter mir und dein Artikel gibt mir wieder Kraft und die Nüchternheit auf was es mir die ganze Zeit ankommt.
Heute musste ich bitter feststellen, dass ich meiner Kleinen und mir nichts Gutes tat. Ich zwang sie ihre Windel zu wechseln, weil sie ihr großes Geschäft drin hatte und schnell wund wird. Sie lief davon und ich hielt sie fest. Mir tat es selbst in der Seele weh und wusste, dass es nicht richtig ist, aber die ‚Gefahr‘, dass sie wund wird, war mir einfach zu hoch (kam leider oft vor, wenn sie in Fremdenbetreuung war)
Nun weiß ich, dass ich viel kaputt gemacht habe zwischen ihr und mir. Mir geht ständig durch den Kopf wie ich es anders hätte regeln können… abwarten bis sie selbst kommt? Ein neues Limit setzen, dass es nicht jetzt sein muss, sondern auch in einer halben Stunde reicht?! Ich weiß es nicht. Das einzige was mir bewusst ist, ist , dass es nächstes Mal ohne festhalten laufen muss.
Zusätzlich zum heutigen Tag kommt täglich hinzu, dass mein Mann gern trotzig auf unsere Kleine reagiert und da bin ich oft gefrustet, weil er es nicht einsieht, was er bei ihr anrichtet. Für ihn muss sie auf ihn hören und wenn sie es nicht tut, dann kommt meist ein Kommentar wie ,dann halt nicht‘ Kommentare, die sie nicht richtig greifen können, aber die Haltung und Emotion eben schon. Das macht mich so unendlich traurig.
Meine Mann werde ich deinen Artikel zeigen und schöpfe wie gesagt neue Kraft in Zukunft alles wieder gradezubiegen – mit Liebe und Geduld <3
Wow so ein toller Artikel, ich spür die Wahrheit in diesen Worten. Dir könnte ich stundenlang zuhören, deine Erkenntnisse fließen durch mich wie Sauerstoff und ich vertraue dir. Wer dich erlebt hat, merkt, dass du ein Hezensmensch bist. Sprache ist immer subjektiv und ich liebe Kommunikation. Wenn man an einander vorbei redet, frustriert mich das unheimlich :( dann vergeht mir die Lust, wenn ich es durch meinen Beitrag nicht schaffen kann, dass man sich versteht. Ich habe diese bedingungslose Liebe gelernt, als mein Sohn zur Welt und zu mir kam. Was vorher da war, weil man es so tut, war weg. Mit erschienen gängige Massnahmen viel zu hart und mir wars egal, dass der Kindergarten oder die Verwandtschaft meinte, ich wäre zu weich und solle nicht diskutieren, weil das keine unmittelbaren Ergebnisse bringt. Und ich kann nur jedem raten: hört auf euer Herz und seid dankbar für die Beziehung zu eurem Kind. Niemand fühlt, was ihr fühlt, also vertraut eurem Gefühl und nicht anderen, die andere Erfahrungen gemacht haben. Es ist EUER Leben und am Ende des Tages muss man nur sich selbst im Spiegel anschauen. Damit muss man Leben können. Manchmal ist man stolz, manchmal sieht man dadurch auch, dass man etwas verändern darf :)
Einfach genialer Beitrag und auch ich frage mich wie soll meinem Kleinkind es klar machen das Zähne putzen wichtig ist ? Ich versuche mittlerweile mich nach ihm zu richten was das angeht dann geht ein zähne putzen eben statt 2 min 4-6 min natürlich mit zick Unterbrechungen ?
Ich musste meinem Kind eine zeitlang Augentropfen geben und es hat sich immer dermaßen dagegen gewehrt, dass ich es festhalten musste um die Tropfen in die Augen zu kriegen. Ich habe es so sehr gehasst, mein Kind hat furchtbar gekämpft und geschrien und mir tat es unglaublich weh das auf diese Weise zu tun. Nach deinem Artikel habe ich demnach Gewalt angewendet, so hat es sich für mich auch angefühlt. Aber eine andere Möglichkeit hatte ich nicht, was wäre hier dein Rat gewesen? Ich hätte es liebend gerne auf andere Art versucht, die Tropfen waren ein Muss, darauf zu verzichten war nicht möglich und mein Kind mit seinen 12 Monaten hatte noch kein Verständnis dafür.
Was ist mit der zu heißen Herdplatte? Was mit der Straße, über die mein Kind nicht einfach rennen soll oder mit der spülmaschine, die mein Kind ständig anmacht, weil es die Knöpfe so lustig findet? Hier muss ich ihm doch beibringen, dass es so nicht geht. Das allein ist doch bereits Erziehung oder nicht? Wie passt der Beziehungsansatz hier herein? Ich möchte ihn wirklich gerne nachvollziehen können, aber diese Aspekte begreife ich einfach (noch) nicht. Ich würde mich wirklich sehr über eine Antwort freuen, ich frage aus echtem Interesse.
Hi du Liebe, danke dir für dein Kommentar! :) Ich versteh gut, dass das sehr schwer war für dich. Und: Es war notwendig, damit dein Kind wieder gesund wird. Und natürlich müssen wir unsere Kinder schützen vor Gefahren – das ist unser Job. Beziehungsorientiert bedeutet nicht grenzenlos, aber unser Gehirn denkt so gern in Gegenteilen, dass wir manchmal nur schwarz oder weiß sehen, wenn wir „alte“ Pfade verlassen wollen. :) Im Mai ist mein Buch rausgekommen, das ich dir wirklich gern empfehlen möchte. In der ersten Hälfte schreiben wir über Beziehungsorientierung und wie wir sie leben können. :)
Wie andere unter den Kommentaren auch gesagt haben: ihr gebt ganz konkrete Beispiele, wie man das nicht machen soll (Zähne, keine Zeit für Spielplatz, Gemüse), aber ihr gebt kein konkretes Beispiel, wie man das richtig macht, und gebt nur sehr vage Weiterempfehlungen (wie die Referenz zu Dr. Karin Bender-Gonser, die lächerlich ist). Ich finde euch pure heiße Luft, bis ihr mir etwas konkretes zeigt. Schlimmer eigentlich, weil ihr ganz konkrete Tools von den Eltern entnehmt und erweckt unrealistische Erwartungen.