Dieser Artikel erschien in der Frühling/Sommer 2015 Ausgabe der Zeitschrift „Neues Leben – wir sind schwanger. Der besondere Ratgeber für Schwangere und junge Eltern“.
In den ersten Lebenswochen meiner Tochter hielten uns die berüchtigten Dreimonatskoliken oft nächtelang wach. Die Kleine wand sich hin und her, weinte und wir als Eltern versuchten, sie irgendwie in den Schlaf zu hutschen. Manchmal brachte der Fliegergriff Linderung, gelegentlich half ein warmes Kirschkernkissen. Ich trank regelmäßig Fencheltee, um die entblähenden Wirkstoffe beim Stillen an unsere Tochter weiterzugeben. Wir taten unser Möglichstes, doch manchmal reichte das einfach nicht aus. Nach einigen Wochen fanden wir einen Brief von Milupa in unserem Postkasten. In ihm wurde eine Babymassage zur Behandlung von Blähungen und Koliken beschrieben. Wir probierten sie gleich aus und befanden sie alle drei für „sehr gut“. Welch eine Erleichterung für unsere Mini! Die Massage gehört für uns nach wie vor zur regelmäßigen Routine und trägt als Ode an die fleißige Masseurin den von Papa verliehenen Namen „Mamassage“. Ich freue mich, sie Ihnen hier vorzustellen.
So beugen Sie Blähungen vor:
In den ersten drei Lebensmonaten werden Babys häufig von Bauchschmerzen und Blähungen geplagt. Die sogenannten Dreimonatskoliken erschweren dem Nachwuchs und den oft ohnehin verunsicherten Eltern den Tag und, in den meisten Fällen, die Nacht. Babys Bäuchlein ist in den ersten Wochen noch sehr empfindlich, da die Verdauungsorgane nicht gänzlich ausgereift sind.
Als stillende Mutter sollten Sie darauf achten, keine blähenden Lebensmittel zu sich zu nehmen. Als Faustregel gilt: Was Ihnen Blähungen verschafft, das sorgt auch bei Ihrem Baby für Unbehagen. Babys, die das Fläschchen bekommen, neigen aufgrund der Pulvermilch grundsätzlich häufiger zu Blähungen als Stillkinder. Hier gibt es aber mittlerweile auch schon spezielle Milchnahrungen, die die Verdauung unterstützen. Es gibt im Fachhandel auch Anti-Kolik-Fläschchen.
Um Blähungen so gut wie möglich vorzubeugen, sollten Sie Ihrem Baby nach seinen Mahlzeiten dabei helfen, sein Bäuerchen zu machen. Wenn Sie stillen und einen starken Milchspendereflex haben (d. h. wenn die Milch nach dem Milcheinschuss stark herausfließt), kann es sein, dass Ihr Baby während des Trinkens zu viel Luft schluckt. Warten Sie ein wenig und lassen Sie den Milchstrahl in einer Stilleinlage versiegen, bevor Sie Ihr Baby an die Brust nehmen.
Blähungen – was nun?
Leidet Ihr Baby unter Koliken oder Blähungen, können die folgenden Maßnahmen helfen:
- Halten Sie Ihr Baby im „Fliegergriff“: Dabei liegt es liegt bäuchlings auf Ihrem Unterarm, das Köpfchen ruht in Ihrer Armbeuge, Ihre Hand greift von unten zwischen die Beinchen und sorgt so für die notwendige Stabilität.
- Wenn Sie Ihr Kind stillen, trinken Sie Fencheltee. Bekommt Ihr Kind das Fläschchen, mischen Sie ein wenig Fencheltee in die Zubereitung. Achten Sie hierbei darauf, dass der Tee für Babys geeignet ist.
- Helfen können auch entspannende Öle, zum Beispiel das „Babybäuchlein-Öl“ von Weleda.
- Ein kleines, aufgewärmtes Kirschkernkissen auf dem Bauch kann entspannen und Winde lösen. Das Kissen darf natürlich nur warm und nicht heiß sein.
- Kümmelzäpfchen, die in der Apotheke erhältlich sind, können Blähungen und Stuhl lösen. Fragen Sie vor der Anwendung Ihre Kinderärztin bzw. Ihren Kinderarzt.
- Ein warmes Bad (bei circa 37 C°) kann Ihrem Baby helfen, sich zu entspannen.
- Massieren Sie behutsam den Bauch Ihres Babys. Die „Mamassage“ eignet sich perfekt zur Lockerung unangenehmer Blähungen und zur raschen Linderung bei Bauchschmerzen. Sehen Sie sich die auf den Fotos weiter unten beschriebenen Bewegungen an und probieren Sie es einfach selbst aus!
Die heilende Berührung
Der Ursprung der Babymassage wird in Indien vermutet. Dort wurde die Technik, die auf den Lehren des Ayurveda beruht, über Generationen von Müttern an ihre Töchter weitergegeben. In den 1970er Jahren kam die Methode auch in Europa an, wo sie systematisch weiterentwickelt und manche Ausprägungen später mit der Reflexzonenmassage oder Yoga kombiniert wurden. Mittlerweile gibt es in den meisten Städten Einrichtungen, in denen interessierte Eltern unter professioneller Anleitung in die „Kunst der Babymassage“ eintauchen können. Mit ihrem Kind erfahren sie vertraute Entspannung und liebevolle Nähe.
Bühne frei für die „Mamassage“
Die „Mamassage“ kann zu einem wunderbaren, entspannenden Spiel werden, wenn Sie währenddessen liebevoll mit Ihrem Kind reden und ihm die einzelnen Schritte spielerisch erklären. Es ist wichtig, dass Ihr Kind während der Behandlung nicht von einer Windel oder seinen Kleidungsstücken beengt wird. Idealerweise ist Ihr Kind bei der Massage nackt, sorgen Sie daher für kuschelige Wärme im Zimmer. Ein natürliches Baby-Öl sorgt zusätzlich für Entspannung und Wohlbefinden.
Nehmen Sie vor der Massage bitte Ringe und anderen Handschmuck ab, reiben Sie Ihre Hände aneinander um Sie zu wärmen, atmen Sie durch und entspannen Sie sich. Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie gleich sein Bäuchlein streicheln werden, um ihm zu helfen. Es kann zwar Ihre Worte noch nicht verstehen, spürt aber den Sinn dahinter. Der Bauch ist eine sehr sensible Zone, arbeiten Sie daher behutsam und zärtlich.
Für die Gesundheit Ihres Babys, beachten Sie bitte:
- Bevor Sie Ihr Baby massieren, sollten Sie mit Ihrer Kinderärztin bzw. Ihrem Kinderarzt Rücksprache halten. Beschreiben Sie die angewandte Methode und gehen Sie sicher, dass es aus ärztlicher Sicht nichts gegen die Massage einzuwenden gibt.
- Massieren Sie Ihr Baby nicht, wenn es krank ist, Fieber oder Schmerzen hat oder unter Neugeborenengelbsucht leidet.
- Eine Massage kann einen eventuell notwendigen Kinderarztbesuch nicht ersetzen.
- Leidet Ihr Baby unter anhaltenden Bauchschmerzen oder hat es ungewöhnlich unregelmäßig Stuhl, kontaktieren Sie Ihre Kinderärztin bzw. Ihren Kinderarzt, um einen etwaigen Darmverschluss auszuschließen.
Sollte Ihr Baby signalisieren, dass es keine Lust mehr auf die Massage hat, kommen Sie seinem Wunsch bitte nach. Respekt vor den Bedürfnissen Ihres Kindes ist Grundvoraussetzung für eine entspannende, zärtliche Massage. Der beste Zeitpunkt für die wohltuende Massage ist, wenn Ihr Baby keinen Hunger hat und ausgeschlafen ist.
Wiederholen Sie die Massageschritte dreimal und legen Sie zwischendurch eine Pause ein, in der Sie Ihr Baby mit einer warmen Decke oder Stoffwindel zudecken. Jedes Kind reagiert anders auf die Berührungen. Gehen Sie auf Ihr Baby ein und kommen Sie seinen Bedürfnissen nach.
So wird massiert…
1 – WasserradLegen Sie Ihre Hand unter dem Brustbein flach auf den Bauch Ihres Kindes und streichen Sie hinunter bis zum Schambein. Während dieser Bewegung beginnt die andere Hand am Brustbein. So entsteht eine fließende Bewegung. Sechsmal wiederholen. |
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2 – Knie zum BauchBringen Sie behutsam die Knie zum Bauch Ihres Babys, halten sie für etwa sechs Sekunden dort und lösen sie wieder. Oft lösen sich hier schon die ersten Blähungen. |
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3 – Kreise um den NabelZiehen Sie mit zwei Fingern langsam kleine Kreise um den Nabel Ihres Kindes. Sechsmal wiederholen. |
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4 – Sonne und MondLegen Sie Ihre Hand flach auf die rechte Hüfte (Sonne) Ihres Kindes und streichen Sie in Form eines Bogens entlang der Rippen bis zur linken Hüfte (Mond). Greifen Sie mit der anderen Hand nach und führen Sie denselben Bogen aus, sodass eine fließende Bewegung entsteht. Wiederholen Sie diesen Schritt sechsmal. Wiederholen Sie anschließend Schritt 2. Bringen Sie beide Knie behutsam zum Bauch, halten sie für sechs Sekunden und lösen sie wieder. |
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5 – Vibration auf dem BauchLegen Sie Ihre flache Hand erst über den Bauchnabel und dann unter den Bauchnabel Ihres Babys. Lassen Sie die Hand nacheinander in beiden Positionen locker vibrieren. Das entspannt Bauch und Darm. |
Ich wünsche Ihnen zärtliche, vertraute Momente mit Ihrem Baby und viel Erfolg mit der „Mamassage“. Sie kann sehr gerne auch zur „Papassage“ werden!
Auf ein entspanntes Bäuchlein und ruhige Nächte!
Fotos: Julia Spicker Photography
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4 Antworten
Meine Tochter mochte die Massage damals leider gar nicht. Schade. Aber still da liegen war noch nie ihr Ding. Dafür hat ihr der Stilltee von Weleda sehr gut getan. (Es gibt vielleicht günstigere Varianten, aber keine hatte so eine gute Wirkung.) Ich habe mindestens morgens und abends eine Tasse davon getrunken. Mausi hat viel weniger geschrien und der Stuhl sah viel gesünder aus.
Oh ja, sowohl der Stilltee als auch der noch recht neue Bio Bäuchlein-Tee von Weleda sind eine echte Wohltat! Ich kann beide mit bestem Gewissen empfehlen, sie sind toll! :)
Wirklich empfehlenswert! Ich mache die Massage täglich bei unserer Kleinen, wenn sie in der Nacht durch das Zwicken im Bauch unruhig wird. Die Luft kann dadurch gut entweichen und sie schläft danach wieder besser weiter. Danke für die tolle Anleitung!